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Das Monokel

Das Monokel

By Marko Kovic

Ein Podcast über Medien, Macht und Ideologie.
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Folge 18: Der Streit um das Gender-Sternchen

Das MonokelApr 08, 2021

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Folge 18: Der Streit um das Gender-Sternchen

Folge 18: Der Streit um das Gender-Sternchen

Gendergerechte, inklusive Sprache hat einen zweifachen Nutzen: Zum einen wird Sprache ohne generischen Maskulin präziser, und zum anderen bildet gendergerechte Sprache die reale gesellschaftliche Vielfalt besser ab.

Doch gendergerechte Sprache hat auch viele Kritiker*innen. In der heutigen Folge wollen wir die verstehen, ob es gute Gründe gibt, gendergerechte Sprache abzulehnen. Dafür analysieren wir drei Texte, die inklusive Sprache bestenfalls als Verschlimmbesserung erachten, schlimmstenfalls als Ausdruck einer totalitären Diktatur. Empirische Evidenz oder logische Schlüssigkeit suchen wir bei den Kritiker*innen dabei vergebens.

Warum gibt es so viel so emotionalen Widerstand gegen inklusive, gendergerechte Sprache? Wir vermuten, dass es nicht so sehr um die Sprache an sich geht, sondern mehr um ein Unbehagen mit gesellschaftlichem Wandel. Machtstrukturen, die es lange gab und die sich auch in unserer Sprache reproduzieren, werden heute hinterfragt und teilweise aufgelöst. Das gefällt nicht allen – besonders nicht jenen, die von den alten Machtstrukturen profitierten.

Apr 08, 202134:08
Folge 17: Sexismus in der Medienbranche

Folge 17: Sexismus in der Medienbranche

Anfang März 2021 haben 78 Tamedia-Redaktorinnen einen offenen Brief veröffentlicht, in dem sie Sexismus und Diskriminierung von Frauen auf den Redaktionen beklagen. Frauen erhielten bei gleicher Arbeit weniger Lohn, hätten Schwierigkeiten, ihre Themen durchzusetzen und hätten schlechtere Karrierechancen.

Diese Protestaktion hat für Aufsehen gesorgt. In der heutigen Folge diskutieren wir mit drei Journalistinnen über ihre Einschätzung des Problems von Sexismus in der Medienbranche. Aleksandra Hiltmann ist Redaktorin im Ressort Kultur und Gesellschaft beim Tages-Anzeiger und Mitunterzeichnerin des offenen Briefs. Nicole Döbeli ist Ressortleiterin Region beim Landboten, Co-Präsidentin des Vereins Medienfrauen Schweiz und ebenfalls Mitunterzeichnerin des offenen Briefes. Nadine Brügger ist Chefin vom Dienst im Nachrichtenressort der Neuen Zürcher Zeitung.

Im Gespräch argumentieren Aleksandra, Nicole und Nadine, dass und wie Sexismus ein oft subtiles strukturelles Problem ist, welches mit anderen Probleme wie Machtgefällen, Mobbing und ökonomischen Zwängen zusammenhängt. Sexismus auf journalistischen Redaktionen bleibt nicht ohne Konsequenzen. Studien zeigen beispielsweise, dass Frauen systematisch weniger oft Gegenstand von oder Stimmen in der journalistischen Berichterstattung sind.

Wie kann die Situation verbessert werden? Nebst strukturellen Reformen in Medienorganisationen wie transparenteren Kriterien für die Karriereentwicklung können auch wir als Publikum einen kleinen Beitrag leisten. Indem wir journalistische Beiträge von Frauen und über Frauen häufiger lesen, hören, sehen und teilen, helfen wir mit, den Kreislauf der sich reproduzierenden Ungleichbehandlung von Frauen in den Medien, aber auch allgemein in der Gesellschaft zu durchbrechen.

Mar 23, 202136:12
Folge 16: Die Schlammschlacht zur Burkaverbots-Initiative

Folge 16: Die Schlammschlacht zur Burkaverbots-Initiative

Am 7. März 2021 stimmt die Schweiz über die Volksinitiative "Ja zum Verhüllungsverbot" ab, die ein landesweites Verbot der muslimischen Gesichtsverschleierungen Niqab und Burka vorsieht.

Über diese Burkaverbots-Initiative wird hitzig debattiert. Das ist für sich genommen auch gut, aber die Befürworter*innen und Gegner*innen der Initiative versteifen sich auf Schwarz-Weiss-Sichtweisen in einer Frage mit vielen Grautönen.

Das Ja-Lager rund um das islamophobe Egerkinger Komitee verkauft das Burkaverbot als Massnahme zur Gleichstellung von Frau und Mann und der Stärkung der Rechte der Frau. Das mutet reichlich heuchlerisch an, wenn man die ansonsten sehr wertekonservativen Haltungen der Initianten in Betracht zieht. Auch ist die Rede von "politischem Islam" und Terrorismus, die mit einem Burkaverbot bekämpft würden. Dass Burkaverbote in Ländern wie Frankreich oder Österreich nichts dazu beigetragen haben, das Problem des Islamismus zu reduzieren, wird aber verschwiegen.

Das Nein-Lager verkauft Vollverschleierung als weitgehend autonomen, selbstbestimmten Entscheid unabhängiger Frauen – werde eine Frau aber doch zur Verschleierung "gezwungen", gebe es schon heute juristische Wege, dagegen anzukämpfen. Das ist ein doppelter Hohn und eine Verniedlichung des Sachverhaltes. Sozialisierung, Tradition, latenter Druck sind allesamt keine explizite Nötigung, können die individuelle Lebensgestaltung aber "unfrei" machen. Und zu meinen, dass eine betroffene Frau ohne Weiteres Anlaufstellen kontaktieren kann, wenn sie leidet, ist geradezu lächerlich.

Insgesamt kommt die "Islamdebatte", die seit 20 Jahren auf der politischen Agenda steht, auch mit dieser Initiative kein Stück weiter. Solange die Komplexität der Thematik nicht berücksichtigt wird, drehen wir uns nur im Kreis.

Feb 26, 202139:53
Folge 15: Wie 4chan die Welt erobert hat

Folge 15: Wie 4chan die Welt erobert hat

Hass, Desinformation, Verschwörungstheorien, Rassismus, Antisemitismus, Faschismus: Auf Social Media-Plattformen kursieren zahlreiche hässliche Ideen. Doch viele von ihnen entstehen nicht auf Facebook und Co., sondern werden dort nur gross. Der Ursprung extremistischer Ideen sind oft kleine, unbekannte Ecken im Internet. Wie zum Beispiel 4chan.

4chan ist ein unscheinbares Online-Diskussionsforum, das in technischer Hinsicht ziemlich veraltet wirkt. Doch 4chan hat eine riesige kulturelle Kraft: Auf 4chan entstehen viele reaktionär-faschistoide Memes, Aktionen und Bewegungen, die auf andere Social Media-Plattformen und damit in den politischen Alltag überschwappen. Einige Beispiele dafür sind der Gamergate-Hassmob von 2014 oder die QAnon-Verschwörungstheorie, die 2017 auf 4chan ihren Anfang nahm.

Darüber hinaus, und vielleicht noch wichtiger, wird auf 4chan mit Sarkasmus und Tabubrüchen reaktionär-faschistoider Hass normalisiert und für ein breites Publikum aufbereitet. Die meisten Leute wollen nichts mit Neonazis zu tun haben – aber die Hemmschwelle, über ein Meme mit der Comicfigur Pepe in SS-Uniform zu lachen, ist viel tiefer.

Dieser 4chan-Habitus, reaktionär-faschistoide Ideen in Sarkasmus zu verpacken und damit subtil Hass gegen "kulturellen Marxismus", gegen "Social Justice Warriors", gegen braune und schwarze Menschen, gegen Transgender-Menschen usf. zu normalisieren, ist längst nicht mehr auf 4chan beschränkt. Der 4chan-Habitus hat den breiteren politischen Diskurs infiziert – und die meisten Leute, die heute die diskursive 4chan-Brille tragen, haben nie von 4chan gehört.

Feb 12, 202131:22
Folge 14: Native Advertising und der Ausverkauf des Journalismus

Folge 14: Native Advertising und der Ausverkauf des Journalismus

Journalistische Medien, die sich über Werbung finanzieren, stecken seit Jahren in einer Krise. Werbekunden gehen lieber zu Google, Facebook und Co., weil man dort Werbung viel billiger schalten kann. Der Wegbruch der Werbegelder ist für viele Medienhäuser eine existenzielle wirtschaftliche Bedrohung. Was tun?

Native Advertising könnte der Retter in der Not sein. Native Advertising ist Werbung, die so verpackt ist, dass sie wie journalistischer Inhalt aussieht. Werbekunden lieben Native Advertising, weil sie damit das Publikum auf eine intime, authentische Art erreichen. Und die Medienhäuser ihrerseits verdienen mit Native Advertising richtig gutes Geld.

Also Ende gut, alles gut? Nicht ganz. Native Advertising bedeutet, dass das Publikum aktiv und bewusst getäuscht wird und, dass die Mauer zwischen Redaktion und Anzeigeverkauf verschwindet. Journalismus verkommt damit zum unglaubwürdigen Zudiener für die Höchstbietenden.

Über die Probleme des Native Advertising unterhalten wir uns mit Dennis Bühler. Dennis ist Journalist beim Online-Magazin Republik, und er ist Mitglied des Schweizer Presserates.

Jan 29, 202132:25
Folge 13: Der Sturm auf das US-Kapitol

Folge 13: Der Sturm auf das US-Kapitol

Am 6. Januar 2021 haben sich Donald Trumps Verschwörungstheorien und Lügen zu einem ekstatischen Höhepunkt verdichtet: Ein wütender Mob von Trump-Anhängerinnen und -Anhängern stürmte das US-Kapitol, das Herz der amerikanischen Demokratie, um Trump mit Gewalt doch noch eine zweite Amtszeit zu bescheren. Wie konnte es soweit kommen?

Wir diskutieren drei Faktoren, die eine Rolle gespielt haben: Die monate- bzw. jahrelange Aufwiegelung von Trump und seinen Verbündeten; Online-Kommunikation und Online-Verschwörungsnetzwerke vor allem auf Social Media-Plattformen; rechtskonservative Pro-Trump-Medien sowie Trump-kritische "Mainstream"-Medien. Letztere haben, trotz aller Kritik an Trump, vom Trumpismus finanziell massiv profitiert, denn jeder Tabubruch Trumps generierte neue Schlagzeilen und neue Clicks. Trump seinerseits konnte dank seiner medialen Omnipräsenz jahrelang die Agenda und das Framing bestimmen – die Obsession der Medien mit Trump hat es ihm erlaubt, zu bestimmen, über was gesprochen wird und wie darüber gesprochen wird.

Trump ist nun zwar aus dem Amt, aber der diskursive Cocktail, der zur Schande vom 6. Januar geführt hat, bleibt. Und die Gefahr ist vielleicht jetzt noch grösser: Sollte sich in der Zeit nach Trump ein neuer rechtskonservativ-faschistoider Demagoge einfinden, der ein wenig schlauer als Trump ist, könnte der Schaden noch viel, viel grösser ausfallen.

Jan 15, 202127:02
Folge 12: Lügenpresse!, Teil 2: Die Welt der alternativen Medien

Folge 12: Lügenpresse!, Teil 2: Die Welt der alternativen Medien

Alternative Medien wie KenFM, Rubikon, Tichys Einblick, Achse des Guten, Compact und andere erfreuen sich immer grösserer Beliebtheit. Mehr Vielfalt im öffentlichen Diskurs ist grundsätzlich gut — aber diese alternativen Medien können gefährlich sein, weil sie Desinformation und Verschwörungstheorien verbreiten.

Alternative Medien sind keine Plattformen, wo offenkundiger Humbug wie flache Erde-Theorien oder Reptiloiden-Verschwörungen verbreitet werden. Im Kern greifen alternative Medien nämlich meistens reale Ereignisse und Probleme auf. Um diese herum spinnen sie aber ein Netz von Halb- und Unwahrheiten, das mit der Realität aber nur noch wenig zu tun hat. Weil aber im Kern etwas Wahres dran ist, funktioniert die Empörungsbewirtschaftung. Das ist ihre Erfolgsformel.

Klassische journalistische Medien können etwas von den alternativen Medien lernen. Alternative Medien fokussieren nämlich sehr stark auf Gesellschaftskritik; auf das kritische Hinterfragen des Status Quo gesellschaftlicher Machtstrukturen. Klassische Medien tun dies zu wenig. Wenn sich die klassischen Medien wieder stärker auf ihre Kritikfunktion besinnen, gewinnen sie auch das Publikum zurück, das sich zu den alternativen Medien verirrt hat.

Dec 22, 202027:15
Folge 11: Lügenpresse!, Teil 1: Journalismus in der Vertrauenskrise

Folge 11: Lügenpresse!, Teil 1: Journalismus in der Vertrauenskrise

In der Coronavirus-Pandemie erfreut sich der Kampfbegriff der Lügenpresse wieder grosser Beliebtheit: Ein Teil der Bevölkerung glaubt, dass die Pandemie eine globale Verschwörung ist und, dass die Medien das Volk systematisch belügen. Über solche Verschwörungstheorien kann man schmunzeln. Doch das Vertrauen in journalistische Medien sinkt weltweit seit Jahren. In dieser Folge versuchen wir zu verstehen, warum.

Es gibt unterschiedliche Gründe für die Vertrauenskrise des Journalismus — und zumindest teilweise sind die Medien selber daran schuld. Und zwar nicht zuletzt, weil Medien nur selten fundiert Gesellschaftskritik betreiben. Anstatt gesellschaftliche Machtstrukturen kritisch zu hinterfragen, reproduzieren Medien diese einfach oft; unter anderem, weil sie “neutral” bleiben wollen und den Zugang zu politischen und wirtschaftlichen Eliten nicht aufs Spiel setzen möchten. Doch all die Menschen, die nicht zu den Eliten gehören und die im gesellschaftlichem Ist-Zustand materiell leiden, werden so vom Diskurs ausgeschlossen. Dass diese Menschen sich dann von Medien abwenden, ist keine Überraschung.

Der Weg aus der Vertrauenskrise der Medien ist darum eine Rückbesinnung auf die Kernaufgabe des Journalismus: Kritik an Eliten, an Machtstrukturen, an Ungleichheit, an Ungerechtigkeit.

Dec 18, 202024:10
Folge 10: Frugalismus und das leere "Spar' dich reich"-Versprechen

Folge 10: Frugalismus und das leere "Spar' dich reich"-Versprechen

Die Frugalismus-Bewegung, die auch unter dem Akronym FIRE (Financial Independence, Retire Early) bekannt ist, verspricht einen Ausweg aus dem Hamsterrad der Lohnarbeit: Wenn man fleissig Geld spart und in Aktien anlegt, kann man schon jung in Rente gehen und dem tristen Trott der Arbeit Adieu sagen. Ein einfacher “Lifehack”, um das System zu überlisten.

Das versprechen zumindest Frugalismus-Gurus, die in den Medien immer wieder eine unkritische Plattform erhalten, um für sich Werbung zu machen. Diese Frugalismus-Gurus verdienen mit ihren Frugalismus-Tipps gutes Geld und werden teilweise sogar richtig reich, nicht zuletzt mit Provisionen für Produkte und Dienstleistungen, die sie ihrer Anhängerschaft andrehen. Peter Adeney hat so mit seiner Webseite “Mr. Money Mustache”, dem bekanntesten Ankerpunkt der Frugalismus-Bewegung, Millionen verdient.

Frugalismus ist bestenfalls ein Lifestyle für eine handvoll privilegierter Menschen, die wohlhabend genug sind, um Kapitalisten zu werden. Denn Frugalismus ist genau das: Der Aufstieg in die Kapitalistenklasse. Diese Neo-Kapitalisten können dann auf dem Rücken all der Arbeiterinnen und Arbeiter, die produktiv sind und die Wirtschaft am Laufen halten, ein schönes Leben leben.

Dec 10, 202022:50
Folge 9: Wie SRF die Reichen umgarnt

Folge 9: Wie SRF die Reichen umgarnt

Das Schweizer Radio und Fernsehen SRF analysiert im November 2020 in einer “Kontext”-Sendung und einem die Sendung begleitenden Artikel, wie reich reiche Menschen sein dürfen und, wie viel sie der Gesellschaft zurückgeben sollen. Das sind wichtige Fragen. Doch in den Beiträgen des SRF werden sie auf eine ziemlich verzerrte Art zugunsten der Reichen beantwortet.

Der Grundtenor der Beiträge bei SRF ist, dass reiche Menschen gut für die Gesellschaft sind, weil sie über Einkommenssteuern viel zurückgeben — aber die Steuern dürfe man nicht erhöhen, weil dann die Reichen wegziehen und der Wohlstand, den sie der Gesellschaft bringen, verschwinde. Das ist ein ökonomisch irrwitziges Argument, denn wenn Reiche auswandern, lassen sie ja ihre gut bezahlten Jobs zurück, und durch mehr Umverteilung wird der Wohlstandskuchen nicht kleiner, sondern eben anders verteilt. Ganz allgemein blendet SRF aus, dass nicht die Reichen den Wohlstand einer Gesellschaft schaffen, sondern umgekehrt der Wohlstand einer Gesellschaft den Reichtum der Reichen ermöglicht.

Die Beiträge bei SRF sind ein Musterbeispiel für Framing. Fragen und Sachverhalte werden so verdreht, dass das a priori definierte neoliberale Narrativ zugunsten der Wohlhabenden gestützt wird. Auf der Strecke bleiben dabei elementare Logik und grundlegende Fakten.

Dec 05, 202024:33
Folge 8: Medienkonzentration und die Illusion von Meinungsvielfalt

Folge 8: Medienkonzentration und die Illusion von Meinungsvielfalt

Medienkonzentration nimmt auf der ganzen Welt zu. Einerseits besitzen immer weniger Leute und Medienkonglomerate immer mehr Medientitel, und andererseits veröffentlichen Medientitel immer öfter die genau gleichen Inhalte. Das ist die logische Konsequenz kapitalistischer, kommerzialisierter Mediensysteme: Oligopole bedeuten Effizienz und höhere Profite. Das Problem dabei ist aber, dass durch Medienkonzentration Meinungsvielfalt drastisch abnimmt und die ideologische und wirtschaftliche Macht der Medienkonglomerate drastisch wächst. Das ist eine Gefahr für Demokratie.

Über die Trends der Medienkonzentration und die Frage, was wir als Gesellschaft tun müssen, um sie zu stoppen, sprechen wir mit Daniel Vogler. Daniel ist Forschungsleiter und stellvertretender Direktor des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich.

Nov 27, 202028:36
Folge 7: Die professionelle Propaganda gegen die Konzernverantwortungsinitiative

Folge 7: Die professionelle Propaganda gegen die Konzernverantwortungsinitiative

Ende November 2020 wird in der Schweiz über die Konzernverantwortungsinitiative abgestimmt. Die Initiative fordert, dass Schweizer Unternehmen, die im Ausland tätig sind, internationale Menschenrechte und Umweltstandards einhalten müssen.

Die Initiative ist umstritten; vor allem Wirtschaftsvertreterinnen und -vertreter bekämpfen sie. Dabei fahren sie schweres Geschütz auf: Sie verbreiten manipulative, irreführende und verwirrende Pseudo-Argumente. Das ist kein Zufall: Die PR-Firma furrerhugi, die u.a. auch für den Rohstoffgiganten Glencore arbeitet, zieht im Hintergrund die Propaganda-Fäden.

Wir diskutieren in der heutigen Folge, was für Propaganda-Argumente öffentlich gestreut werden, warum sie inhaltlich nichts taugen, sowie, warum besonders private, profitorientierte Medien auf diese Propaganda aufspringen.

Nov 13, 202030:31
 Folge 6: Die oberflächliche Berichterstattung zu den US-Wahlen

Folge 6: Die oberflächliche Berichterstattung zu den US-Wahlen

Die US-Präsidentschaftswahl ist ein Mega-Ereignis, über das auch europäische Medien bereits Monate vor dem Wahltag berichtet haben. Das ist durchaus wichtig und richtig, denn die politische Situation in den USA beeinflusst die ganze Welt.

Schaut man sich aber genauer an, wie die Medien bei uns in den Wochen und Monaten vor der Wahl berichtet haben, fällt auf, dass ein Grossteil der Berichterstattung recht oberflächlich ausfiel. Es gab viele Berichte über aktuelle Umfragewerte (sogenannter Horse Race-Journalismus), apokalyptische Geschichten über den bevorstehenden Zerfall und Bürgerkrieg der USA, sowie viele empörte Meldungen über Trumps Tabubrüche. Was aber gefehlt hat: Eine kritische Auseinandersetzung mit den politischen Ideologien und Inhalten von Donald Trump und Joe Biden.

Derart oberflächliche Berichterstattung ist ein Problem, weil die Öffentlichkeit dadurch konditioniert wird, Politik als theatralischen Wettbewerb zu verstehen, bei dem Inhalte bestenfalls eine Nebenrolle spielen.

Nov 06, 202028:42
Newsflash: Corona-Propaganda neoliberaler Think Tanks

Newsflash: Corona-Propaganda neoliberaler Think Tanks

Neoliberale Think Tanks, also "Denkfabriken", welche sich für die Interessen der Wirtschaft und des Grosskapitals einsetzen, reden in der Debatte über den richtigen Umgang mit der Coronavirus-Pandemie eifrig mit. Sie vertreten dabei eine dezidiert wirtschaftsfreundliche Position, verpacken diese aber in irreführende neoliberale Schlagwörter wie "Freiheit", "Eigenverantwortung" oder "Selbstverwirklichung". Mit dieser Framing-Strategie entsteht der Eindruck, sie würden sich für die Interessen individueller Menschen und nicht der Wirtschaft und des Kapitals einsetzen. Neoliberale Think Tanks verbreiten dabei auch gefährliche Missinformation wie die wissenschaftlich und moralisch heftig kritisierte Forderung nach Durchseuchung und natürlicher Herdenimmunität.

Diese Corona-Propaganda neoliberaler Think Tanks ist ein Problem, weil die Think Tanks in der Summe über grosse diskursive Macht verfügen. Sie sind Eliteorganisationen mit Zugang zu Medien, Politik und Öffentlichkeit. So absurd und gefährlich ihre Corona-Forderungen auch sein mögen: Die Botschaft kommt an. 

Oct 29, 202024:22
 Folge 5: Der neoliberale Voyeurismus von Armuts-Reality TV

Folge 5: Der neoliberale Voyeurismus von Armuts-Reality TV

Im deutschen Privatfernsehen boomen dokumentarische Serien, in denen Menschen am Rande der Gesellschaft portraitiert werden. Oft sind das Menschen, die in Armut leben und von “Hartz IV”, also Arbeitslosengeld abhängig sind. Solche Serien könnten positiv sein, wenn damit Empathie für die Situation Armutsbetroffener geschaffen würde und, wenn die strukturellen Probleme, welche zu Armut führen, beleuchtet würden. Doch darum geht es in diesen Formaten nicht.

Armuts-Reality TV ist so inszeniert, dass die Armen als Bösewichte dargestellt werden: Als faule Sozialschmarotzer, als undiszipliniert, als irrational, als ungepflegt — als nicht ganz menschlich. Mit dieser Entmenschlichung, welche das Publikum empören soll, werden Armut und materielle Deprivation als persönliche Verfehlung inszeniert, ganz im Sinne des meritorkatischen Märchens: Wer arm ist, ist selber schuld; jede und jeder kann es mit genug Fleiss schaffen. Strukturelle Probleme, welche zu prekären materiellen Verhältnissen führen, werden durch dieses ideologische Framing komplett ignoriert.

Oct 15, 202027:45
 Newsflash: Wie Medien die Klimabewegung als inhaltsloses Spektakel inszenieren

Newsflash: Wie Medien die Klimabewegung als inhaltsloses Spektakel inszenieren

Vom 21. bis 23. September haben mehrere Gruppen aus der Schweizer Klimabewegung den Bundesplatz im Bern (den Platz vor dem Bundeshaus, dem Schweizer Parlament) unerlaubterweise mit einem “Klimacamp” besetzt. Die Aktion trug den Namen “Rise up for Change”. Das war ein Spektakel, über das die Medien intensiv berichtet haben. Ebenso intensiv war die Diskussion darüber, ob diese Form des zivilen Ungehorsams erlaubt ist oder nicht.

Was aber praktisch komplett gefehlt hat: Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den klimapolitischen Forderungen der Aktivistinnen und Aktivisten. Die Medien haben ausschliesslich auf das spektakuläre Wie fokussiert (Wie wurde protestiert?); das inhaltliche Was haben sie ignoriert (Um was ging es den Protestierenden?). Das hat nicht zuletzt mit den Zwängen kommerzialisierter Medien zu tun: Medien, die Profit machen wollen, bevorzugen das oberflächliche Spektakel. Eine vertiefte Auseinandersetzung mit Inhalten ist schlicht weniger profitabel.

In dieser Folge sprechen wir mit Adrian Müller, Reporter bei watson.ch, der die Protestaktion in Bern journalistisch begleitet hat, und mit Frida Kohlmann, Mediensprecherin von Rise up for Change und Collective Climate Justice.

Oct 08, 202033:15
 Folge 4: Meinungsfreiheit, Teil 3 — Die Gatekeeper-Macht von Facebook und Co.

Folge 4: Meinungsfreiheit, Teil 3 — Die Gatekeeper-Macht von Facebook und Co.

Facebook, Twitter, YouTube und andere Social Media-Plattformen sind ein wichtiger Teil unseres öffentlichen Diskurses. Dank Social Media können wir heute so einfach wie noch nie unsere politische Meinung kundtun und uns an politischen Debatten beteiligen.

Doch die Sache hat einen gewaltigen Haken: Die Betreiber der Social Media-Plattformen haben eine enorme Gatekeeper-Macht. Sie bestimmen immer stärker, was angeblich wahr ist und was nicht; welche Inhalte erlaubt sind und welche nicht; und, wer überhaupt mitreden darf und wer nicht. Damit beeinflussen sie unsere Demokratie massiv — aber die Regeln, nach denen sie das tun, dienen einzig ihrer Profitmaximierung.

Diese Privatisierung der Öffentlichkeit ist ein massives Problem. In der heutigen Folge diskutieren wir, was es damit auf sich hat, und wir besprechen auch mögliche Lösungen, von Nonprofit-Alternativen über bessere Regulierung bis hin zu Verstaatlichung der Social Media-Plattformen.

Oct 01, 202031:08
Newsflash: Echinaforce, Corona und die Anatomie eines Medienhypes

Newsflash: Echinaforce, Corona und die Anatomie eines Medienhypes

Im September 2020 haben zahlreiche Medien über eine wissenschaftliche  Sensation berichtet: Das Schweizer Naturheilmittel Echinaforce, ein  Extrakt des Purpur-Sonnenhuts, sei gegen das neue Coronavirus wirksam,  wie eine neue Studie zeige. Die Geschichte entwickelte sich rasch zu  einem Medienhype, und es gab einen Ansturm auf Echinaforce -- die Kassen  der der Herstellerin A.Vogel AG, die an der Studie mitbeteiligt war,  wurden dank des Medienhypes prall gefüllt.


Auf den zweiten Blick zeigt sich aber, dass der Medienhype im  wesentlichen heisse Luft ist. Die Studie hält nicht, was sie verspricht.  Die Berichterstattung war vor allem zu Beginn sensationalistisch und  unkritisch. Und alle beteiligten Parteien hatten ein Interesse am  Medienhype, weil sie damit Geld verdienen; die Medien wie auch die  Herstellerin des Naturheilmittels. Schlechte Wissenschaft, gefährliche  Medienlogiken und kapitalistische Fehlanreize sind ein perfektes Rezept  für einen Medienhype.


Für diese Folge haben wir mit Denis Uffer, Arzt und Präsident des Vereins für kritisches Denken gesprochen, sowie mit Beat Glogger, Wissenschaftsjournalist und Gründer des Wissenschaftsmagazins higgs.  Wir haben auch mit dem Autor des Blick-Artikels, der den Hype  losgetreten hat, gesprochen -- aber der Blick-Verlag Ringier hat ihm  einen Maulkorb verpasst. Der Pressesprecher der A.Vogel AG, der  Herstellerin des Naturheilmittels Echinaforce, hat es explizit  abgelehnt, unsere Frage, ob die Firma an der Berichterstasttung in  irgendeiner Art beteiligt war, zu beantworten.


Diese Folge ist ein Newsflash: Ein Format, in dem wir im Unterschied zu  unseren regulären Folgen aktuelle Ereignisse aufgreifen und kritisch  beleuchten.

Sep 25, 202030:18
Folge 3: Meinungsfreiheit, Teil 2 — Das Gespenst der Cancel Culture

Folge 3: Meinungsfreiheit, Teil 2 — Das Gespenst der Cancel Culture

Wer heute etwas sagt, was nicht dem moralischen Mainstream der politischen Korrektheit entspricht, läuft Gefahr, von einem linken Mob mundtot gemacht zu werden. So in etwa warnen besorgte Stimmen vor der Cancel Culture. Wir schauen uns in Folge 3 an, wie sehr die Cancel Culture Meinungsfreiheit wirklich bedroht — und stellen fest, dass wir das Konzept der Cancel Culture canceln sollten. Warum?

Wer Cancel Culture schreit, wirft unterschiedliche Dinge in einen Topf. So gibt es Online-Shitstorms gegen “normale” Individuen, die definitiv nicht in Ordnung sind. Die Cancel Culture-Debatte dreht sich mehrheitlich aber um Mitglieder der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Elite, denen im Internet bisweilen heftige Kritik widerfährt. Doch diese Menschen werden nicht “gecancelt”, also aus dem Diskurs gelöscht. Ihre diskursive Macht erodiert lediglich, denn heute können auch Menschen ohne Macht und Status am Diskurs teilnehmen. Darum sollten wir ganz allgemein wieder mehr über konkrete Inhalte und konkrete Kritik reden, anstatt mit dem Totschlagargument Cancel Culture jede Kritik pauschal als illegitim abzutun.

Sep 17, 202024:50
Folge 2: Meinungsfreiheit, Teil 1 — Zwischen Philosophie und Heuchelei

Folge 2: Meinungsfreiheit, Teil 1 — Zwischen Philosophie und Heuchelei

Meinungsfreiheit ist für uns im Westen eine demokratische Selbstverständlichkeit, aber gleichzeitig wird heute so hitzig über Probleme wie staatliche Zensur, informelle Cancel Culture und technologisches Deplatforming diskutiert wie selten zuvor. In einer dreiteiligen Serie nehmen wir unter die Lupe, was es mit diesen Problemen auf sich hat.

In Teil 1 gehen wir zunächst auf die philosophischen Grundlagen von Meinungsfreiheit ein (das Konzept der Meinungsfreiheit ist schwieriger zu fassen, als wir intuitiv meinen), und wir diskutieren am Beispiel der Schweizerischen Volkspartei SVP, warum Akteure, die in westlichen Ländern staatliche “Zensur” beklagen, nicht unbedingt einen rationalen Diskurs suchen, sondern mit der rhetorischen Zensur-Keule ihrer eigenen moralisch bedenklichen Ideologie Vorschub leisten wollen.

Sep 04, 202026:00
Folge 1: Die versteckte Ideologie des neutralen Journalismus

Folge 1: Die versteckte Ideologie des neutralen Journalismus

Journalismus muss neutral, objektiv, ausgewogen sein. Das ist für uns  eine Selbstverständlichkeit. Doch wenn man genauer hinschaut, zeigt  sich, dass neutraler Journalismus nicht wirklich neutral ist — weil er  durch seine Neutralität den gesellschaftlichen Status Quo wiedergibt und  damit bestehende Machtstrukturen stützt. In dieser Folge diskutieren  wir, warum dem so ist, was Phänomene wie das Overton-Fenster und  Manufacturing Consent-Filter damit zu tun haben und, was mögliche  Lösungen für diese Problematik sind.

Aug 28, 202036:54
Trailer: Ein Vorgeschmack auf das Monokel

Trailer: Ein Vorgeschmack auf das Monokel

Das Monokel ist ein Podcast, in dem wir das Zusammenspiel von Medien, Macht und Ideologie kritisch unter die Lupe nehmen. Wir schauen uns an, wie Lobbyisten, PR-Agenturen, politische Parteien, Thinktanks, der Staat, aber auch Medienhäuser selber den öffentlichen Diskurs beeinflussen und verzerren, und, was für Auswirkungen das für uns als demokratische Gesellschaft hat. Im Trailer fassen zusammen, was wir im Podcast machen und, warum wir es machen.

Jun 27, 202004:24