Ein Pilger unter vielen
By Drewes, Torsten
Ein Pilger unter vielenNov 01, 2022
Tag 29 - Von San Juan nach Burgos
Ankommen - über die letzten Höhen hinab in die Meseta. Burgos zu erreichen, kostet zwar nochmal echt viel Willenskraft, aber am Ende ist es kein großes Problem. In meinem Startort vom Sommer angekommen, werde ich belohnt. Sowohl durch Jean Yves, meinen Frankokanadier, der wegen mir über 40 Kilometer gelaufen ist, als auch durch Kate, die Schottin aus Cirauqui, die nun eher pilgert, als wandert, erhalte ich einen fulminanten Abschied vom Camino. Und ich gestehe es mir ein: Ich komme wieder!
Tag 28 - Von Viloria nach San Juan de Ortega
Durch die weiten Ebenen in die Oca-Berge - hatte ich noch gedacht, ich würde es niemals in sechseinhalb Tagen von Pamplona nach Burgos schaffen, ist es nun kaum noch ein "Katzensprung". Dabei erlebe ich die Kargheit und Einsamkeit der Kilometer heute als echtes Geschenk des Weges an mich.
Tag 27 - Von Azofra nach Viloria de Rioja
Ciruena, Santo Domingo de la Calzada und Grañón stehen auf dem Programm - unterwegs laufe ich mit und verabschiede mich am späten Nachmittag von Jean Yves, dem liebgewonnenen Kanadier. Er kann nicht mehr so richtig vorwärts - sehr schade. Am Tagesende komme ich in Viloria de Rioja bei Orietta und Acacio unter.
Tag 26 - Von Logroño nach Azofra
Eine lange Etappe mit vielen interessanten Gesprächen, dem Durchlaufen des Tales der steinernen Männchen und einem fulminanten Abschluss in Azofra. Erntedankfest - und ich mittendrin. Großartiges Erlebnis!
Tag 25 - Von Los Arcos nach Logroño
Eine interessante Etappe - erst eher Wildwest, dann durch ein wunderschönes Tal und später über einen Hügel an das Ufer des Ebro. Und ganz von selbst ergeben sich Pilgerbekanntschaften, insbesondere mit einem unglaublich netten Kanadier.
Tag 24 - Von Cirauqui nach Los Arcos
Eine harte Etappe - anfangs wegen Knochenschmerzen, hintenraus aufgrund der schieren Länge. Wobei die Grundeinstellung immer mehr die eines Pilgers wird: Erdulden, erleben und in sich aufnehmen. Vor allem das ewig lange, wirklich heiße Schlussstück nach Los Arcos lässt dem Kopf einigen Raum.
Tag 23 - Von Pamplona nach Cirauqui
Santiago sehen und was dann? Dieser Frage folge ich nun rund drei Monate später. Ich habe eine Woche zwischen zwei Jobs in Spanien und will wieder Pilgern gehen. Daher nehme ich mir die Strecke zwischen Pamplona und Burgos vor - 200 Kilometer in 6 1/2 Tagen. Eine etwas absurde Entscheidung, der einiges folgt, was sich aufzuschreiben lohnt - daher gibt es jetzt noch einen Nachschlag.
Tag 22 - Von O Pedruzo nach Santiago de Compostela
Ich laufe in der Pilgerhochburg Santiago ein mit ganz speziellen Gedanken und werde mit einem Empfang belohnt, der einfach hammergenial zum gesamten Erlebnis Camino passt. Dann bleibe ich noch einen Tag - auch wenn das nicht mehr offiziell als Pilgern zu bezeichnen ist.
Tag 21 - Von Arzua nach O Pedrouzo
Seltsame Erkenntnis meinerseits - ich will nicht schnell ankommen und entscheide mich für das "Einlaufen" in zwei Tagen. Diese Entscheidung wankt am Abend nochmal kurz, dann treffe ich aber meinen Dänen Störe wieder. Ein sehr beeindruckendes Gespräch rundet den letzten Abend on the way perfekt ab.
Tag 20 - Von Ponte Campaña nach Arzua
Laufen, Kaffee trinken, laufen, Kaffee trinken, laufen - der Tag in wenigen Worten. Die Gespräche sind teils skurril und teils gewohnt. Außerdem muss ich eines feststellen - ich mag meine Luxuspilger langsam wirklich gern. So ein geniales Pilgerpaar! Abends bekomme ich dann eine traurige Vorschau meiner Zukunft...
Tag 19 - Von Portomarin bis zur Ponte Campaña
Allein laufen ist klasse, der Körper und der Kopf marschieren durch dichte Wälder, in denen es nach einer guten Sauna riecht. Eukalyptus heißt des Rätsels Lösung. Nach neuen Bekanntschaften unterwegs treffe ich ohne Verabredung Lena wieder - und wir ziehen schon ein Resümee.
Tag 18 - Von Sarria nach Portomarin
Der letzte Tag im familären Fangnetz - Dirk hat sich früh schon abgesetzt, vor dem ersten Hahnenschrei. Eva, Lena und ich entscheiden am Abend, dass wir morgen jeder seine/ihre Wege geht. Eine gute Wahl für uns alle und ich bin sehr dankbar für diese hammerlieben Menschen...
Tag 17 - Von Fonfria nach Sarria
Der letzte Tag hat begonnen, niedergeschlagen bewege ich mich mit dem Taxi nach Sarria, um wegen meiner Schmerzen abzubrechen. Der Bus nach Santiago ist rausgesucht, der Abschied vom Weg fast vollzogen, da treffe ich einen jungen Spanier, der alles verändert.
Tag 16 - Von Ruitelan nach Fonfria
Die Königsetappe mit drei Pässen - und ich bin schon vor dem Erreichen des ersten "Highlights" O'Cebreiro richtig am Ende. Danach habe ich zu kämpfen, körperlich und geistig. Der Abend ist dann einerseits wunderbar und sehr eindrücklich, andererseits steht die Entscheidung, den Camino abzubrechen. Morgen geht es nur mit dem Taxi nach Sarria, der Traum des Laufens ist vorüber.
Tag 15 - Von Villafranca nach Ruitelan
Endlich allein laufen - mit dem Ziel, meine Freunde hinter mir zu lassen. Ein Tag, der sich wie ein ganzer Weg anfühlt, inklusive einem anderen als dem geplanten Ende. Aber eines zeigt sich nochmals deutlich: Ohne Dirk wäre dieser Camino eine komplett andere und aus meiner jetzigen Perspektive auch nicht so schöne Zeit geworden.
Tag 14 - Von Ponferrada nach Villafranca del Bierzo
Mir geht es nicht gut am heutigen Tag - erst streikt der Körper und später gibt es einen kräftigen Schlag gegen mein Herz. Trennung steht an, meine kleine Camino Familie löst sich beinahe sichtbar auf - zumindest für mich.
Tag 13 - Von Foncebadon nach Ponferrada
Das Highlight Cruz de Ferro ist an sich nur bedingt sehenswert, die Gefühle dort jedoch sehr krass. Danach geht es nur bergab - nicht nur wegetechnisch. Mein Pilgereifer wird auf eine harte Probe gestellt.
Tag 12 - Von Rabanal nach Foncebadon
Kurze, aber knackige Etappe mit viel Zeit zum Sinnieren. Das Universum meint es gut mit mir - Rückflug wird storniert, ich erlebe herrliche Stunden unterhalb des Eisenkreuzes und treffe meine Freunde wieder.
Tag 11 - Von Astorga nach Rabanal del Camino
Ein Tag des Inneren - vieles wird gedacht, von Winnetou bis hin zu skandinavischen Hinweisen, der Camino erschließt sich mir langsam.
Tag 10 - Von Villar nach Astorga
Eine endlose Gerade lässt Zweifel am Sinn des Weges aufkommen - aber der Kopf will mehr. Am Ende wird es eine sehr lange, entspannte Etappe in die alte Bischofsstadt Astorga.
Tag 9 - Von Leon nach Villar de Mazarife
Allein pilgern ohne die Freunde der ersten Woche - tief emotional. Meine Augen und mein Herz öffnen sich an diesem Tag sehr weit...
Tag 8 - Von Mansilla nach Leon
Ein kurzer Lauftag mit einem grandiosen Ende in Leon. Gemeinsam mit meinen Weggefährten (ich darf wohl Freunden) feiern, singen und mit Wehmut auf den nächsten Tag blicken, dann geht es allein weiter.
Tag 7 - Von Bercianos nach Mansilla de las Mulas
Endlose Geraden, tiefe Einblicke - nun schon 150km hinter mich gebracht.
Tag 6 - Von Teradillos nach Bercianos
Ein schwerer Anfang für den Kopf und ein weiter Weg am Tagesende - ein Pilger ist geboren
Tag 5 - Von Carrion nach Terradillos de los Templarios
18 Kilometer durch die Pampa ohne menschliche Behausung - ein krasse Erfahrung. Dabei beginne ich, einiges über mich selbst zu verstehen, treffe ein brasilianisches Rentnerpaar, das mich zu Tränen rührt, und bringe meine Niederländerin Eva bis zum vorher für unmöglich gehaltenen Zielort.
Tag 4 - Von Boadilla nach Carrion de los Condes
Erst verlaufen, dann neue Weggefährten finden und langsam das Wandern gegen das Pilgern tauschen. Zu guter Letzt erlebe ich eine Nacht in einer Kloster-Albergue, großartige Zeit hier!
Tag 3 - Von Hontanas nach Boadilla del Camino
Der erste Anstieg und ernsthafte Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Unternehmung, Boadilla wird zum "gelobten Land". Vorher müssen aber noch unerbittliche Ebenen voll Staub durchquert werden. Am Ende treffe ich dann meinen Reisebuchautor leibhaftig auf ein Bier.
Tag 2 - Von Burgos nach Hontanas
Der erste Tag auf dem Weg - durch die Hitze einer Halbwüste. Meseta heißt die Gegend und es ist wirklich krass, hier zu laufen. Neben spanischer "Gastfreundschaft" gibt es die ersten Bekanntschaften, größtenteils weiblicher Natur. Den Grazien macht die Hitze deutlich weniger aus als mir. Puh, bin ich ein Weichei.
Tag 1 - Burgos
Der erste Tag auf dem Camino Frances - der Weg zum Startpunkt meiner Reise: Burgos. Dabei geht es durchaus verwirrend zu, bis ich meinen Bus vom Flughafen in Bilbao bis in die alte Bischofsstadt gefunden habe. Einen ersten Weggefährten habe ich mir auch gleich ausgesucht, wie das mal wieder klappt!