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Hector Schofield

Hector Schofield

By H.S.

Kurzgeschichten über das was nicht vergessen wurde.
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Straße 8

Hector SchofieldAug 03, 2022

00:00
12:58
Straße 8

Straße 8

Ich weiß gerade nicht seit wie vielen Tagen ich hier bin. Oder welcher Tag

heute ist. Im Grunde ist es egal. Die Straße ist jeden Tag offen. Jeden Tag

rollen die Menschen über unser Fließband und die meisten bekommen am

Ende ihre Urkunde und sind für 24 Stunden auf Papier Corona frei. „Wie

lange gilt der? Wie lange bin ich sicher?“ Am Anfang machte ich mir noch

die Mühe zu erklären dass der Test lediglich eine Momentaufnahme ist. Und

der einzige Moment indem sie sicher Covid frei sind, ist der Moment in

dem das Stäbchen aus ihrer Nase kommt. Unter umständen könnten sie sich

sogar in der Zeit anstecken während der abstrich verrührt wird und die

Flüssigkeit sich durch die Testkassette saugt. Mittlerweile sag ich einfach 24

Stunden. Ich glaube das macht den Menschen bessere Laune. Wir haben

nicht viele die Positiv testen, vielleicht 20 am Tag. Am Anfang waren viele

Mitarbeiter*innen nervös oder neugierig wenn sie ein*e „Rona“ bei sich in

der Straße hatten. Auch das ist teil der Fließband Monotonie geworden.



Aug 03, 202212:58
Wege zurück

Wege zurück

Wir fuhren aufgrund einer Signalstörung mit eingeschränkter Geschwindigkeit, schon einige Kilometern hinter den Pariser Vorstädten. Die Sonne war langsam am Heruntergehen und die letzten rot gelben Strahlen Streckten sich wie lange arme vom Horizont bis durch die Zugfenster und ließen im Gang schatten wie wild gewordene Kinder tanzen.


Feb 20, 202007:38
als Europa

als Europa

Ich hatte mir bis zum 22. Februar 2016 nie ernsthaft Gedanken über meine Nationalität gemacht. Ich hatte einen Europäischen Pass und konnte mich damit innerhalb der EU frei bewegen. Die Vorstellung dies nicht mehr tun zu können, ist mir so fremd wie das Land welches meine Eltern vor 35 JahrenVerlassen haben, um dem Neoliberalismus zu entkommen. Als ich ein Kind war, waren wir noch häufig in London. Ich bezeichnete mich als Brite. Als ich  älter wurde, merkte ich das die Herkunft meiner Eltern nur bedingt mich zu dem machen was ich bin. Englisch ist meine Muttersprache, und mir und meinen Geschwistern wird oft gesagt wir würden britisch ausschauen. Vermutlich aufgrund der Roten Haare. Dennoch merkte ich als ich dort war, dass ich ein halb fremder bin. Mir fehlte es oft an Kulturellen Referenzen. Ich merkte dass mein Englisch welches ich meinen Eltern geerbt hatte veraltet war. Ohne dem Einfluss der Aktuellen Jugendkultur ist meine Sprache wie eine Zeitkapsel in das Großbritannien der 60/70er Jahre.


Aug 18, 201912:00
Du Scheißhaus

Du Scheißhaus

Wenn ich über Toiletten nachdenke dann fällt mir so einiges ein. Die Toilette ist ein Raum der dazu da ist dinge zu tun für die wir uns schämen würden müssten wir diese in der Öffentlichkeit tun. Es gibt sie überall und wir benutzen sie ständig. Wir denken garnicht mehr darüber nach das sie in erster Linie dazu da sind unsere Scham zu verstecken. Aber sie werden auch von vielen dazu benutzt sich kurz vom Alltag zu verstecken.


Aug 10, 201904:56
2 x 1

2 x 1

Ich wollte eigentlich alleine sein und war gerade am aufstehen um eine neue Bank zu suchen, aber ihre Stimme ließ mich sitzen bleiben. 

„Das erste mal das ich Maneli sah, war eigentlich das zweite mal."



Jul 28, 201912:38
The Joy of Work

The Joy of Work

Ich hatte im September 2017 einen Job in einem großen Büro angefangen um meine miserable Finanzielle Situation ein wenig in den Griff zu bekommen. Nach einer Woche Leerlauf wurde mir aus dem IT Bestand ein Laptop zugeteilt. Schon etwas abgegriffen, schmierig und klapprig. Das was einem Werkstudenten zusteht. Ich öffnete ihn und begann mit der Einrichtung.  Als ich mir die Festplatte anschaute entdeckte ich einen Ordner. Vermutlich hatte mein Vorgänger vergessen ihn zu Löschen. Static DF hieß der Ordner. Mir sagte das nichts also öffnete ich Ihn. Im Ordner Befand sich nur eine Word Datei mit dem Namen „The joy of work“. Ich überlegte kurz ob ich die Datei löschen soll. Aber meine Neugierde überwand meine Moral und ich begann zu lesen. 


Jul 17, 201910:42
Almania 2015

Almania 2015

In der Nachtschicht ab 4 denkt man nicht mehr. Man funktioniert. Ich gab dem Lokführer die Papiere, machte die Bremsprobe (anlegen, lösen, 30 Sekunden die 10 bar Leitung öffnen) Dann ging ich zum Wagen 266 um mein Koffer rein zu schmeißen. Die Fenster waren so Beschlagen, dass man von Außen nichts sehen konnte. Ich öffnete dir Tür und wurde von einem Schwall nach Schweiß und Urin stinkender, schwüler Luft zurückgestoßen. Ich blickte auf in die Augen eines etwa 14 jährigen jungen, der ein Kleinkind an den Schultern hielt, welches auf der ersten Trittstufe des Waggons stand. Hinter dem Jungen standen dicht an dicht die nächsten. Ich blickte in den Wagen und sah, dass etwa 250 Menschen sich hinein gequetscht hatten. Ein Wagen der eigentlich für 60 Reisende gedacht war. Ich hatte noch nie so müde Gesichter gesehen. Seit Budapest standen sie wahrscheinlich so. Bewegen konnte sich keiner. Die die  es nicht aushielten urinierten an der Stelle an der sie standen. Ich hörte aus der Mitte des Waggons ein Baby weinen. 


Jun 24, 201915:52