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Birett Ballett - Katholische Theologie erklärt

Birett Ballett - Katholische Theologie erklärt

By Johannes Schwarz

Deep-Dives und Plantschen in den stillen Wassern der Theologie. Mehrteilige Themenreihen von A wie Aberglaube bis Z wie Zölibat. Ein bisschen Philosophie hier, ein bisschen Aristoteles dort und auf jeden Fall Thomas von Aquin querbeet.
Produziert von kathmedia und präsentiert vom Dogmatiker, Langstreckenpilger, Teil-Zeit-Eremiten und leidenschaftlichen Natursteinmauer-Bauer Kpl. Johannes Maria Schwarz
Hinweis: Viele der theologischen Reihen sind ursprünglich auf dem Youtube Kanal "kathmedia (Deutsch)" erschienen und können dort "bildgewaltig" angesehen werden.
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Reihe: Was soll das mit dem Papst? 12/15 - Eine Geschichte zum Papst und warum die Lage zwischen Ost und West nicht immer einfach ist

Birett Ballett - Katholische Theologie erklärtApr 16, 2022

00:00
15:17
Reihe: Was soll das mit dem Papst? 15/15 - Nachtrag. Kirchenleitungsmodelle – Gibt es Alternativen?

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 15/15 - Nachtrag. Kirchenleitungsmodelle – Gibt es Alternativen?

Dieses 14. Kapitel ist auf eine gewisse Weise ein Nachtrag zur Reihe  über das Papsttum. Auch diese Überlegungen hier stammen aus Heschmeyers  „Pope Peter“ und der Überblick über die Kirchenleitungsmodelle, den er  bietet, scheint mir hilfreich. Aber ich wusste nicht, wo ich sie am  besten in der Reihe einordnen soll. Darum habe ich sie nun einfach an  den Schluss gestellt. Die Prämisse ist: es gibt vier grundsätzliche  Organisationsmodelle der Kirchenleitung

Apr 16, 202215:51
Reihe: Was soll das mit dem Papst? 14/15 - Das Papst-Franziskus-Problem im Licht dieser Reihe

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 14/15 - Das Papst-Franziskus-Problem im Licht dieser Reihe

Nun gut. An diesem Punkt der Reihe hatte ich eigentlich vorgehabt,  halbwegs detailliert die umstrittensten Dinge des aktuellen Pontifikats  anzusprechen und irgendwie einzuordnen. So oft in diesen Jahren hat mich  der Frust oder gar die Verzweiflung von Gläubigen erreicht und  Unverständnis über das Handeln von Papst Franziskus. Ich begann eine  Liste anzulegen, die immer länger wurde, von Dingen, die man besprechen  oder klären sollte. Aber irgendwann schien es besser, einen allgemeinen  Überblick über das Papstum, seine Wichtigkeit, seinen Sinn und die  Grenzen in der Ausübung des Lehramts zu bieten. Dies ist nun in 12  Folgen geschehen und ich hoffe, die Ausführungen waren und sind  hilfreich, um das Geschehen im Vatikan und andereswo einzuordnen. Denn  die theologische Antwort ist damit im Grunde gegeben. Und so habe ich  bis zuletzt  überlegt, die Reihe nach Folge 12 enden zu lassen. Ich  hatte ursprünglich ja ohnehin nur 9 Episoden geplant. Und dann ist da,  trotz allem was ich hier über die Fehlbarkeit eines Papstes dargelegt  habe, dieser unangenehme Umstand, dass es so aussieht als würde ich als  einfacher Priester, mit dem Obersten Hirten ins Gericht ziehen. Ich bin  kein Kardinal, kein besorgter Mitbruder im Bischofsamt. Es ist nicht  meine Aufgabe den Berater oder gar den Richter des Papstes zu spielen.  Aber was als Priester zu meinen Aufgaben gehört, ist die Sorgen, Ängste  und Nöte der Gläubigen nicht einfach abzutun, sondern anzuhören und  ihnen zu vermitteln, dass sie ernst genommen werden; dass sie nicht irre  sind; dass man in den Reihen des Klerus nicht einfach beschwichtigend  so tut, als wäre alles eitelwonne. Loyalität zu Papst und Kirche  bedeutet eben nicht, wie die Missbrauchskrise zeigt, zu schweigen und  zuzudecken. In diesem Sinn möchte ich alsdann auch meine Worte hier  verstanden wissen. Sie haben, auch wenn sie den Finger in manche Wunden  legen, ihren Ursprung in der Loyalität die meine Grundhaltung gegenüber  der Kirche ist. Falls ich irgendwo ungerecht oder vorschnell bin, und  vielleicht selbst aus Verletzungen und Frust heraus spreche, bitte ich  dies nicht gegen die Kirche und den Papst zu halten, sondern lediglich  gegen mich selbst.  Papst Franziskus hat gefordert, dass die Hirten in den Stall gehen  sollen um den Geruch der Schafe anzunehmen. So finde ich mich also  wieder zwischen einer Menge von Gerüchen. Es ist unmöglich, alle Sorgen  und Verunsicherungen der Gläubigen anzusprechen. Ich begnüge mich mit  ein paar wenigen Punkten, die oft stellvertretend für weitere stehen.  Sie fallen im Wesentlichen in 3 Kategorien: Erstens, was Papst  Franziskus sagt; Zweitens, was Papst Franziskus macht; Drittens, was  Papst Franziskus lehrt.

Apr 16, 202221:40
Reihe: Was soll das mit dem Papst? 13/15 - Der Papst, sein Dienst und wie das kirchliche Lehramt funktioniert

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 13/15 - Der Papst, sein Dienst und wie das kirchliche Lehramt funktioniert

Nach all dem, was wir in den vorangegangenen Episoden gesagt haben,  sollte deutlich sein, warum es den Papst in der Kirche braucht und auch,  was vor dem biblischen Hintergrund seine eigentliche Aufgabe ist. Kanon  218 des Kirchenrechts hat die Definition des Ersten Vatikanischen  Konzils übernommen. Dort steht: „Als Nachfolger des hl. Petrus im Primat  hat der Bischof von Rom nicht nur einen Ehrenprimat, sondern auch die  höchste und vollständige Jurisdiktionsgewalt über die ganze Kirche. –  Diese Jurisdiktionsgewalt umfaßt nicht nur den Glauben und die guten  Sitten, sondern auch alle Dinge, die sich auf die rechtliche Ordnung und  Regierung der Kirche auf dem ganzen Erdkreis beziehen.“  Die konkrete Ausgestaltung des Petrusdienstes - dieses Sorgen für die  Einheit in der Wahrheit – unterlag in der praktischen Ausübung und  Ausübbarkeit einem gewissen geschichtlichen Wandel. Seine konkrete  Jurisdiktion bei Bischofsernennungen nimmt er heute im Westen anders  wahr als in der Antike – ohne dass sich an seiner grundsätzlichen  Juristiktionsgewalt etwas geändert hätte. So wurde etwa der heilige  Ambrosius, immerhin einer der vier lateinischen Kirchenlehrer, nicht als  verdienstvoller, ergrauter Pfarrer und Professor vom Papst in sein Amt  als Bischof von Mailand gehoben. Vielmehr war Ambrosius ein frommer Mann  in kaiserlichem Dienst – aber noch Katechume – d.h. noch nicht einmal  getauft, als die Menge „Ambrosius episcopus!“ rief. Innerhalb einer  Woche, im Schnellverfahren, empfing er Taufe, die Weihen zum Diakon und  Priester, damit die Bischofsweihe erfolgen konnte. Generell dienen  Bischöfe ihren Kirchen als Nachfolger der Apostel und nicht bloß als  Handlanger des Papstes. So werden auch die Rechtsgewohnheiten und die  Autonomie der nicht lateinischen, katholischen Teilkirchen vom Papst als  Ausdruck der Breite und Weite des Katholischen weitgehend geachtet und  nur in Sonderfällen eingegriffen. Die universale Autorität des Bischofs  von Rom, samt dem dafür notwendigen Charisma der Unfehlbarkeit, kommt  eben erst dann wirklich ins Spiel wenn er ganz konkret den petrinischen  Dienst der Einheit in der Wahrheit ausübt und ausüben muss, damit die  Kirche Christ, die Kirche Christi bleibt und die eine Botschaft Jesu in  der Welt nicht in einer Kakophonie sich widersprechender Denominationen  und Konfessionen untergeht. Der Papst, so verstanden, hat also eine ganz bestimmte Aufgabe. Und wo  er dieser Aufgabe nicht nachgeht, ist er in seinen Äusserungen,  Überlegungen, Gedanken, Flugzeuginterviews, herausgeschüttelten  Bemerkungen grundsätzlich so fehlbar wie jeder andere Bischof oder Laie –  und im praktischen Handeln, Personalbesetzungen, Gartenveranstaltungen  und ähnlichen Entscheidungen sowieso. Um das besser zu verstehen, hier  eine kurze Zusammenfassung wie das Lehramt in der Kirche ausgeübt wird  und was das für Gläubige bedeutet.

Apr 16, 202215:38
Reihe: Was soll das mit dem Papst? 12/15 - Eine Geschichte zum Papst und warum die Lage zwischen Ost und West nicht immer einfach ist

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 12/15 - Eine Geschichte zum Papst und warum die Lage zwischen Ost und West nicht immer einfach ist

Kaiser Justinian von Konstantinopel ist eine schillernde, wenn auch  komplexe und keineswegs immer nur sonnige Figur. Er gilt als einer der  bedeutendsten Herrscher der Spätantike, unter dem das byzantinische  Reich am Übergang zum Mittelalter seine größte Ausdehung erreichen  sollte. Er ist der Stifter der Hagia Sophia und trägt im Osten den  Beinamen der Große. Sogar als Heiliger wird er von manchen in der  Orthodoxie verehrt – wenngleich ihn kein Synaxarion - das ist die  östliche Gottesdienstordnung – tatsächlich als Heiligen listet. Grob in  seine Epoche fällt nun unsere Episode des Papsttums.

Apr 16, 202215:17
Reihe: Was soll das mit dem Papst? 11/15 - Der Papst in der Frühen Kirche

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 11/15 - Der Papst in der Frühen Kirche

In neun Folgen haben wir bisher das Papsttum von seinem biblischen  Ursprung und seiner bleibenden Notwendigkeit für die Kirche her  betrachtet. In dieser 10. Folge möchte ich einen kurzen Abriss der  geschichtlichen Wahrnehmung dieses Dienstes bieten. Wenn unsere Analyse  bisher richtig war, dann werden wir in der frühen Kirche Spuren von der  besonderen Stellung des Nachfolgers Petri finden. Wie gesagt, wie können  hier nichts als einen kurzen Abriss unternehmen. Vom Ende des 1.  Jahrhunderts bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts listen und zitieren  manche Sammelwerke fast 270 relevante Passagen, die Auskunft über des  Status päpstlicher Autorität in der frühen Kirche geben. Wir müssen in der Frage des päpstlichen Primats zwei Dinge  unterscheiden: den Glauben und die kirchliche Disziplin.

Apr 16, 202213:28
Reihe: Was soll das mit dem Papst? 10/15 - Über Geschichtsschreibung, den Petrusdienst und drei Fragen
Apr 16, 202213:06
Reihe: Was soll das mit dem Papst? 9/15 - Einwände und der Dienst des Petrus in der Urgemeinde

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 9/15 - Einwände und der Dienst des Petrus in der Urgemeinde

Im ersten Teil dieser Folge möchte ich auf die protestantischen  Alternativen zum Papst als Garant der Einheit in der Wahrheit eingehen.  Denn schafft man den Papst ab muss jemand oder etwas anderes Bewahrer  dieser Dinge sein, sodass sich die Botschaft Christi, nicht als zu  schwach und im Fortgang der Geschichte erweist. Denn ist die Lehre  Christi heute nicht mehr unversehrt, dann ist Christus gscheitert. Die  alternativen Träger der Wahrheit sind im Protestantismus entweder der  individuelle Christ, der sich vom Heiligen Geist inspiriert wähnt, und /  oder die Bibel.  Doch was ist die überall sichtbare Konsequenz?

Apr 16, 202216:39
Reihe: Was soll das mit dem Papst? 8/15 - Petrus hat ein Schlüsselerlebnis

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 8/15 - Petrus hat ein Schlüsselerlebnis

Die letzte Folge endete mit folgender Zusammenfassung: In Matthäus 16  sagt Petrus etwas über Jesus und Jesus sagt etwas über Petrus. Die  Versuche, Petrus aus diesem Dialog hinauszudrängen, oder das Wort „Fels“  umzudeuten – als meinte es Jesus oder das Christusbekenntnis –, haben  wir gleich in mehrfacher Weise scheitern sehen. Hier setzen wir noch  eines drauf. Denn sogar, wenn wir das Wort vom Felsen nicht hätten oder  seine Bedeutung nicht kennen würden, dann hätten wir im Fortgang der  Passage eine klares Bild von der Aufgabe des Simon Petrus.

Apr 16, 202213:30
Reihe: Was soll das mit dem Papst? 7/15 - Die Primatsstelle. Eine kurze Gesteinskund über Felsen und andere Erkenntnisse

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 7/15 - Die Primatsstelle. Eine kurze Gesteinskund über Felsen und andere Erkenntnisse

Der Zuhörer dieser Reihe musste lange warten bis Mt 16, bis also die  Paradestelle zur Erklärung des Papstamts, zur Sprache kommt. Ihre Worte  zieren nicht von ungefähr die Kuppel des Petersdoms. Nun ist es so weit.

Apr 16, 202217:44
Reihe: Was soll das mit dem Papst? 6/15 - Ein einzigartiger Steuertrick und die Menschenfischerei

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 6/15 - Ein einzigartiger Steuertrick und die Menschenfischerei

Eine Stelle, die wohl nur selten im Zusammenhang mit dem Papstamt  besprochen, wird ist die seltsame Erzählung von Jesus, Petrus und der  Tempelsteuern. (Mt 17,24-27)

Apr 16, 202216:02
Reihe: Was soll das mit dem Papst? 5/15 - Petrus, die Schafe und das Hirtenamt

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 5/15 - Petrus, die Schafe und das Hirtenamt

Im Alten wie auch im Neuen Testament ist das Hirtenamt, also die Leitung  des Gottesvolkes, keine eigene Ermächtigung, sondern ein Ruf. Diesen  Ruf finden wir bei den Patriarchen, den Propheten und sogar bei den  Königen im 1. Buch Samuel. Im neuen Bund ist es Jesus, der die Apostel  wählt (Joh 15,16). Und sogar nach dem Ausscheiden von Judas, lassen die  Apostel gleichsam Gott das letzte Wort in der Nachbesetzung durch den  Losentscheid. Auf Eigenmächtigkeit liegt kein Segen, erinnert das Beispiel des Simon  Magus im 8. Kapitel der Apostelgeschichte. Sein Name ist seither zum  Synonym für den Kauf kirchlicher Ämter geworden – ein Missbrauch, der in  der Geschichte vielfach das Licht Christi verdunkelt hat. Ohne Ruf,  ohne Berufung gibt es kein dienendes, kirchliches Amt.

Apr 16, 202214:21
Reihe: Was soll das mit dem Papst? 4/15 - Vom Herrschen und Dienen. Die besondere Stellung des Petrus

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 4/15 - Vom Herrschen und Dienen. Die besondere Stellung des Petrus

Die Frage nach dem Papst fällt in zwei Themenbereiche: Was war die Rolle  des Petrus unter den Zwölf und hat dies eine Bedeutung nicht nur für  die apostolische Zeit, sondern auch für die folgenden Generationen.  Anders ausgedrückt: War Petrus der erste Papst und gehört das Papsttum  zum göttlichen Plan für die Kirche durch die Zeit hindurch. Dies werden  in den kommenden Folgen beleuchten.  Wir wollen hier nicht mit der klassischen Passage in Mt 16 beginnen –  dem Messiasbekenntnis und der Felsenstelle. Diese Stelle heben wir uns  noch auf. Wir beginnen beim Abendmahl. Warum? Weil der für uns relevante  Abschnitt zunächst eine Betrachtung des Herrschens und des Dienens  enthält, die grundlegend ist, um jegliche Leitung in der Kirche richtig  zu verstehen

Apr 16, 202212:18
Reihe - Was soll das mit dem Papst? 3/15 - Ich seh, ich seh, was alle sehen. Die Sichtbarkeit der Kirche

Reihe - Was soll das mit dem Papst? 3/15 - Ich seh, ich seh, was alle sehen. Die Sichtbarkeit der Kirche

In der letzten Folge haben wir die am weitesten verbreiteten  protestantischen Kirchenbilder untersucht, die entweder eine unsichtbare  Kirche postulieren – oder deren „zwei“ Kirchen letztlich im selben  Gedanken der einen unsichtbaren Kirche münden. Doch es gibt auch  protestantische Gruppen, die eine andere Anschauung entwickelt haben.  Und wie verstehen Katholiken die Frage?

Apr 16, 202216:43
Reihe: Was soll das mit dem Papst? 2/15 - Sichtbar oder Unsichtbar, das ich hier die Frage – Unterschiedliche Kirchenbilder

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 2/15 - Sichtbar oder Unsichtbar, das ich hier die Frage – Unterschiedliche Kirchenbilder

Unter all den christlichen Lehren ist das Papsttum mit Sicherheit nicht  die Wichtigste. Die heiligste Dreifaltigkeit, die Göttlichkeit Christi,  unsere Erlösung am Kreuz, unsere Rechtfertigung, die Eucharistie – all  dies sind objektiv zentralere Sätze unseres Glaubens. Aber am Papsttum  entscheidet sich die Frage: soll ich katholisch sein oder nicht. Joe  Heschmeyer bringt es auf den Punkt: Stimmt die Lehre vom Papst, dann  sollten alle katholisch sein. Stimmt sie nicht, dann sollte niemand  katholisch sein.

Apr 16, 202215:08
Reihe: Was soll das mit dem Papst 1/15 - Das Papst Franziskus Problem. Oder: Warum ich noch katholisch bin.

Reihe: Was soll das mit dem Papst 1/15 - Das Papst Franziskus Problem. Oder: Warum ich noch katholisch bin.

Eine Reihe von und mit Kpl. Johannes M Schwarz Wenn man so wie ich, im Herzen ein stock-katholischer,  ultrakonservativer – mit einem Wort – mit einem Schlagwort - : ein  „schlimmer Katholik“ ist, dann hatte man es nicht ganz leicht in der  letzten Zeit. Denn nachdem man jahrzehntelang in der Auseinandersetzung  mit der Moderne unzählige Sätze mit der Einleitung begonnen hatte: „Aber  der Papst sagt ...“ kommt dieser Satz nicht mehr so oft über die Lippen  seit Franziskus auf dem Stuhl Petri sitzt – oder er kommt  schmerzverzerrt in einem ganz anderen Zusammenhang. Doch  Autoritätsbeweise, das sagte schon - der von uns allen hochvereehrte -  Thomas von Aquin, sind von der schwächsten Art. Warum? Weil ein  Autoritätsbeweis voraussetzt, dass der andere die Autorität anerkennt.  Und eigentlich war dies auch genau der Grund, warum der brave  konservative Katholik seine Sätze mit „Aber der Papst...“ begann. Denn  sein Kampf gegen die Moderne verlief ja schon lange nicht mehr entlang  einer Front mit der Welt da draussen, sondern quer über die Kirchenbänke  hinweg. Da zweifelten Vorsitzende von deutschen Bischofskonferenzen den  Inhalt des Satzes an, dass Christus „für uns“ gestorben sei. Auf  Donaudampfschifffahrten legten sich rebellische Damen Seidentücher als  Stolen um. Man sammelte Unterschriften im Kirchenvolk, als sei der  Glaube nichts Gegebenes, sondern ein politisches Konsensprodukt. Bei  „Dialogveranstaltungen“ heischten Würdenträger mit „mutigen“ Forderungen  nach Applaus. Und ich selbst diskutierte als 19-Jähriger in einem  Diözesanhaus mit Vertretern katholischer Jugendverbände darüber, ob die  Enzyklika Evangelium Vitae nun für uns Katholiken eine bindende  Richtschnur im Lebensschutz war oder nicht. Dass der Pastoralamtsleiter,  der für die ungemein objektive Kirchenzeitung meiner damaligen Diözese  über diese Diskussion wachte, dann in einem Nebensatz die Erbsünde  leugnete, schmerzte, aber überraschte nicht. Bei allem Frust, den ich  damals empfand, war ich dennoch nie niedergeschlagen, denn Rom, so  wusste ich, war auf unserer Seite – egal wie verrückt sich die Kirche im  deutschen Sprachraum gebärdete. Suchte man Balsam für die Seele, las  man einfach einen afrikanischen Kardinal. Freilich auch in Rom schien  nicht alles eitel Wonne. Dass der Papst grundsätzlich fehlbar war, in  vielen Fragen und seinem praktischen Verhalten, zog niemand in Zweifel.  Der eine setzte die Grenze bei der Ausgestaltung interreligiöser  Gebetstreffen, der andere klagte über missverständliches Koranküssen;  Skepsis befiel den einen bei der zu wohlwollenden Förderung gewisser  neuer Bewegungen und Orden; für wieder andere krankte es schon seit den  60ern am liturgischen Herzen. Doch im Gros, verließ man sich auf das  theologische Gewicht der Päpste, man verteidigte ihre Aussagen mit  Eifer, rückte Fehlinterpretationen im Kontext zu recht und beklagte  offensichtliche Falschberichterstattung durch mangelhaft geschulte oder  gar ideologisch verpeilte Journalisten. Dann kam Franziskus.

Apr 16, 202209:29
Reihe: Mariologie 6/6 - Darüber, dass die Jungfrau Maria in Wahrheit zwei Söhne hatte

Reihe: Mariologie 6/6 - Darüber, dass die Jungfrau Maria in Wahrheit zwei Söhne hatte

Wir haben in dieser Reihe bereits einige Themen mit typologischen  Betrachtungen begonnen: Jesus als neuer Adam, als neuer Moses, als neuer  David und wir haben darin die Grundlagen für Maria als neue Eva, als  neue Bundeslade, als himmlische Königinmutter gefunden. Eine weitere  Figur, die seit alter Zeit als Vorausbild Christi gesehen wurde ist  Josef der Sohn Jakobs.

Apr 16, 202213:39
Reihe: Mariologie 5/6 - Über das Wörtchen „bis“, die Brüder, Gelübde und Jungfräulichkeit

Reihe: Mariologie 5/6 - Über das Wörtchen „bis“, die Brüder, Gelübde und Jungfräulichkeit

Die Jungfräulichkeit Mariens bei der Empfängnis Jesus ist in den Evangelien klar attestiert. Das Fortdauern dieser Jungfräulichkeit hingegen scheint manchen fragwürdig. Denn schließlich war Maria verheiratet und auf den Seiten der Evangelien ist von den Brüdern und Schwestern Jesu die Rede. Die Verteidiger der immerwährenden Jungfräulichkeit gehen in der Regel von entsprechenden Votum Mariens aus. Kritiker hingegen halten ein solches Enthaltsamkeitsversprechen unvereinbar mit der jüdischen Vorstellungswelt. Brant Pitre hat dazu eine interessante Erklärung geliefert, die es sich lohnt hier anzusehen.

Apr 16, 202221:01
Reihe: Mariologie 4/6 - Eine neue Königin? Eine Episode über keine Maria-Magdalena-Theorien

Reihe: Mariologie 4/6 - Eine neue Königin? Eine Episode über keine Maria-Magdalena-Theorien

In den vorangegangenen Folgen haben wir Jesus gesehen als neuen Adam und als neuen Moses. In der letzten Episode ist zudem schon eine weitere Typologie angeklungen: Jesus als der neue David.  Sowohl die Genealogie (Vgl Matthew 1:1–17) als auch die Verkündigung (Luke 1:30–33), die davon spricht, dass Jesus auf dem Thron seines Vaters David sitzen und ewig herrschen wird, lassen  keinen Zweifel: Jesus ist der langerwartete, davidische und messianische König.    Nun können wir fragen: gibt es auch eine Königin? Im ersten Moment ist man geneigt den Kopf zu schüttlen. Man will doch hier keine haltlose Maria Magdalena Heiratssache aufwärmen. Jesus hatte keine Frau. Und daher hat dieser König auch keine Königin. Doch was uns offensichtlich scheint, erfährt durch die Lektüre des Alten Testaments eine vielleicht überraschende Wendung. Denn Königin ist hier nicht die Gemahlin des Königs, sondern die Königinmutter. Sie ist es die den Titel der Gebirah – hebräisch Herrin – trägt.

Apr 16, 202214:36
Reihe: Mariologie 3/6 - Indiana Jones, Maria und die Bundeslade

Reihe: Mariologie 3/6 - Indiana Jones, Maria und die Bundeslade

Das erste Mal, dass ich von der Bundelade etwas hörte, war nicht bei der Lektüre der Heiligen Schrift, sondern durch den peitschenschwindenden Hutträger Indiana Jones. Dem Plot des Abendteuerstreifens zufolge, entnahm ich auch, dass die Bundeslade offensichtlich verschollen war. In der Tat, als Jesus den Tempel in Jerusalem besuchte, war der innerste Bezirk, das Allerheiligste leer. Wie es dazu kam und was das für die Mariologie bedeutet, sehen wir uns in dieser Folge an. In der letzten Episode haben wir mit Jesus als dem neuen Adam begonnen. Hier fahren wir damit fort, dass Jesus auch als neuer Moses in Erscheinung tritt. Die Evangelien weisen darauf hin. So wie Moses für 40 Tage und Nächte am Berg Sinai fastete (Ex 34,28), tut dies auch Jesus am Beginn seinen Wirkens (Luke 4:1–2). Moses und das Manna (Exodus 16:1–31) bilden Jesus und die Brotvermehrung voraus, selbst wiederum Bild für das eigentliche eucharistische Himmelsbrot (Luke 9:10–17). Moses ist der große Gesetzgeber des Volkes. Jesus tritt in seiner Predigt als der Geber eines neuen Gesetzes auf (Mt 5). Und so wie Moses den Bund zwischen Gott und den 12 Stämmen Israels vermittelte, setzt Jesus im Kreis seiner Zwölf einen neuen Bund in seinem Blute ein. Auch der Exodus, als das große Ereignis, das Gott in die Hände des Moses gelegt hatte, ist nur das Urbild eines neuen Exodus, den Christus ermöglicht. Entkam man einst der Sklaverei Ägyptens, entkommt man in Christus der Sklaverei der Sünde. Christus ist der neue Moses, der sein Volk in die wahre Freiheit führt. Das Wichtigste, das Moses und das Volk damals begleitete war die Lade des Bundes. Und hier wird es für diese Reihe interessant...

Apr 16, 202215:14
Reihe: Mariologie 2/6 - Wenn Jesus der neue Adam ist, wer ist dann die neue Eva?

Reihe: Mariologie 2/6 - Wenn Jesus der neue Adam ist, wer ist dann die neue Eva?

Der Kern des christlichen Glaubens besteht darin, das Christus uns durch  seinen Tod erlöst hat. Seine Liebe bis ins Äusserste hat die Kraft die  Lieblosigkeit aller Sünden, aller Menschen, aller Zeiten aufzuwiegen.  Doch Erlösung bedeutet nicht nur unsere Rettung und die Öffnung des  Himmels für eine Rückkehr zu Gott. Die Erlösung vollzieht sich als eine  Neuschöpfung.  In diesem Sinn spricht Paulus: „Wie es also durch die Übertretung eines  einzigen für alle Menschen zur Verurteilung kam, so wird es auch durch  die gerechte Tat eines einzigen für alle Menschen zur Gerechtsprechung  kommen, die Leben gibt. Wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die  vielen zu Sündern wurden, so werden auch durch den Gehorsam des einen  die vielen zu Gerechten gemacht werden.“ (Röm 5,18-19). Die  Korintherbriefe nennen Christus ausdrücklich das Haupt einer neuen  Schöpfung (2 Kor 5,17-18), sprechen von ihm als Adam und lebendig  machendem Geist (1 Kor 15,45), benennen den himmlischen Ursprung dieses  neuen Stammvaters (1 Kor 15,45).  Die Vorstellung von Christus als neuer Adam, hat ihre Wurzeln jedoch  schon im Alten Testament, in denen das messianische Reich einen neuen  Himmel und eine neue Erde verheißt. Zwar leben wir, auch jetzt nach dem  Kommen des Messias, hier noch in einer gewissen Vorläufigkeit, doch  dieses Neue, diese Neuschöpfung, das neue Leben aus der Gnade hat  bereits begonnen. Und das nicht zuletzt durch die Sakramente. Wir sehen  es in der Taufe, deren Ritus ein Sterben – wir gehen im Wasser unter –  und ein Auferstehen – wir tauchen aus dem Wasser auf – darstellt und im  Inneren der Seele diese Neuschöpfung wahrhaftig bewirkt. Wir sollen als  neue Menschen leben. Wir sind die Nachkommen eines neuen Adams An diesem Punkt stellt sich eine Frage. Wenn es einen neuen Adam gibt,  gibt es dann auch eine neue Eva?

Apr 16, 202215:05
Reihe: Mariologie 1/6 - Maria, meine Ignoranz und ich - Einführung in die Reihe "Maria Verstehen"

Reihe: Mariologie 1/6 - Maria, meine Ignoranz und ich - Einführung in die Reihe "Maria Verstehen"

n dieser Reihe möchte ich eine Zusammenfassung des Buches "Jesus and the  Jewish Roots of Mary" von Brant Pitre bieten. Nicht alles in seinen  Ausführungen hat mich völlig überzeugt, und doch fand ich die Ansätze  spannend und bedenkenswert. Der Zugang zu den Evangelien über die  zeitgenössischen jüdischen Quellen ist ein wertvoller. Denn die alte  Kirche erhielt ihre Mariologie – anders wie es protestantische Polemik  und pseudowissenschaftliche Enthüllungsdokus bisweilen vorgeben – nicht  aus dem Heidentum, sondern aus dem Lesen des Alten Testaments. Maria ist  keine Kopie der Isis, keine Inkulturation einer Fruchtbarkeitsgöttin.  Maria ist jene jüdische Frau des erste Jahrhunderts, die den Messias  geboren hat und deren eigene Existenz ganz und gar vom jüdischen  Verständnis dieses Messias her zu sehen ist.

Apr 16, 202209:50
Reihe: Jesus Glauben - Folge 15/15 - Was unter dem Strich bleibt. Eine Zusammenfassung

Reihe: Jesus Glauben - Folge 15/15 - Was unter dem Strich bleibt. Eine Zusammenfassung

Wo stehen wir nun, am Ende dieser Überlegungen. Wer war Jesus gewesen?  Was können wir über ihn wissen? Es liegt in der Natur der  geschichtlichen Forschung, haben wir gesagt, dass sie nicht Naturgesetze  untersucht. Sie wird – obwohl sie eine Wahrheitssuche ist – für viele  Dinge nie die gleiche Sicherheit reklamieren können, als die Logik oder  die Naturwissenschaft. Denn Geschichte untersucht Kontingentes – also  Mögliches – Dinge die so sein, oder nicht so sein können. Zugegeben,  jemand von dem behauptet wird, er sei Gott gewesen, habe Wunder  vollbracht und durch seinen Tod die Welt gerettet, klingt nicht nach dem  was viele für „Möglich“ halten. Doch der eigentliche Grund dafür ist  nicht die geschichtliche Untersuchung selbst, sondern ein ideologischer  Vorentscheid: das, was ich mit meinen Sinnen betaste und begreife; was  sich einfügt in bekannte Ketten der Kausalität ist nicht nur der Umfang  meines natürlichen Verstehens, sondern auch der Umfang von allem, was  existieren kann. Meine Erfahrung, meine Sinne und meine Vernunft sind  das Maß des Universums – wenn nicht quantitativ, dann immerhin  qualitativ. Man nennt diese Ideologie Naturalismus. Es gibt keinen Gott,  nichts Höheres, nicht Geistiges. Es gibt nur das Materielle in einer  seiner Formen. Daher muss alles eine natürliche, materielle Erklärung  besitzen. Lese ich vom einem Wunders bin ich nicht nur skeptisch,  sondern weiß, dass es nicht so gewesen sein kann. Denn als Ideologie ist  der Naturalismus wie jede Ideologie in sich geschlossen. Sie definiert  im Vorfeld, was sein und nicht sein kann. Sie limitiert die Wirklichkeit  auf das, was ihr zugänglich erscheint.  In dieser Perspektive haben die vorangegangenen Ausführungen wohl wenig  Definitives geboten – wenig, was eine neue Sicht erzwingt. Aber dies  konnte ohnehin nie mein Ziel sein. Ich bin zufrieden, wenn es mir  gelungen ist zu zeigen, dass das Bild von Jesus, das wir besitzen, viel  glaubwürdiger ist, als viele dies vielleicht annehmen würden. Jesus ist  keine von Legenden völlig verfremdete, unbekannte, vielleicht sogar  unhistorische Figur. Behaupten kann man dies natürlich immer noch – aber  man muss es gegen das Gewicht einer Fülle von Evidenzen tun: gegen die  für die Antike unvergleichliche Quellenlage; gegen die als verlässlich  zu beschreibende Weitergabe der Texte, gegen die interne und externe  Bezeugung der Schriften; gegen ihr literarisches Genre, das zur  Geschichtsschreibung gehört; gegen die Charakteristiken, die für eine  Nähe zu Augenzeugen sprechen; gegen die historische Glaubwürdigkeit  durch archäologische Bestätigung; gegen die Vernünftigkeit einer frühen  Datierung; entgegen der deutlichen Unterschiede zu den klar erfundenen  Apokryphen; gegen die jüdische Deutungsperspektive, die den göttlichen  Anspruch als Gemeingut aller vier Evangelien ausweist, und gegen  anderes, das ich versucht habe, hier zusammenzufassen. Es spricht vieles  dafür, dass die Evangelien ein authentisches Bild der Person Jesu und  seines Selbstverständnisses überliefern. Es spricht vieles dafür, dass  uns in den Seiten des Neuen Testaments der selbe Jesus begegnet, der das  Leben, die Lehren und die Mission seiner ersten Jünger geformt und  geprägt hat.

Mar 11, 202204:19
Reihe: Jesus Glauben - Folge 14/15 - Über Skepsis, Walfische und die Auferstehung

Reihe: Jesus Glauben - Folge 14/15 - Über Skepsis, Walfische und die Auferstehung

Als letztes Kapitel vor der Zusammenfassung, möchte ich die Auferstehung  zum Thema nehmen. Sie ist wichtig, um das Christenum als Bewegung  überhaupt erklären zu können. Die liberale Theologie hat viele Theorien  in die Welt gesetzt: von den Betrugsthesen der enttäuschten Jünger, die  nicht an den Arbeitsplatz zurückkehren wollten bis zu einer  „spirituellen Deutung“ der Auferstehung. Erst später durch Mythenbildung  habe man diese geistige Auferstehung durch eine leibliche ersetzt. Aber  können solche Theorien erklären, warum die christliche Bewegung sich  nicht wie alle anderen messianischen Bewegungen, die es im Judentum der  damaligen Zeit gab, nach dem Tod ihres Gründers verlor? Viel kann man ja  spekulieren über die „seelischen Zustände der zurückbleibenden  Apostel“. Aber eine Antwort muss auch Rechenschaft geben über das enorme  Wachstum der Bewegung gerade in Jerusalem, wo jeder Gegner auf das Grab  Jesu hätte hinweisen können. Die Leute waren in der Antike nicht  leichtgläubiger als heute, wie die Erzählung vom Apostel Thomas zeigt -  Oder man denke an die Reaktion der anderen Jünger, als die Frauen vom  leeren Grab zurückkehrten. Skepsis ist keine moderne Erfindung. Zudem  muss man erklären, wie ein Paulus, der zunächst entschiedener Gegner des  Christentums war und es aktiv verfolgte und bekämpfte, zum Glauben an  die Auferstehung kam. Der Tod Jesu war für Menschen wie Paulus kein  Ereignis, das sie im Schock psychisch verdrängen wollten und sich daher  die Geschichte der Auferstehung einbildeten, wie man es für die Apostel  behauptet hat. Und Paulus ist offensichtlich auch nicht egal, was im  Grab passierte: „Wenn Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist  unser Glaube sinnlos“. Er verkündet diesen Glauben nicht in Opposition  zu den Aposteln, die das leere Grab als zentralen Gegenstand ihrer  Botschaft sahen. Der Umstand des leeren Grabes wurde zudem weder in  römischen Berichten, noch unter den Juden bestritten. Die These, welche  offensichtlich unter den Juden in Umlauf war, leugnete nicht das leere  Grab, sondern behauptete dass die Jünger den Leichnam Jesu gestohlen  hätten (Vgl. Mt 28,15). Hier allerdings stellt sich dann die Frage,  warum die Jünger - die somit nichts weiter als Betrüger gewesen wären -  ihr entbehrliches Leben, Verfolgung, Gefangenschaft und Tod in den Kauf  genommen haben – nicht für die Chance auf Status, Anerkennung,  Herrschaft und irdischen Gewinn, sondern eine Botschaft von Demut,  Hingabe und Liebe selbst für den Feind – alles basierend auf der Lehre  eines, wie sie wussten, falschen Propheten.

Mar 11, 202209:09
Reihe: Jesus Glauben - Folge 13 - Über starke Worte, Blasphemie, die Verurteilung und den Tod Jesu

Reihe: Jesus Glauben - Folge 13 - Über starke Worte, Blasphemie, die Verurteilung und den Tod Jesu

Dass Jesus gekreuzigt wurde ist als Fakt nicht umstritten. Nur  islamische Apologeten müssen das Gegenteil behaupten, damit ihr Prophet  nicht falsch gelegen hat. Für Mohammed war es nämlich nicht vorstellbar  gewesen, dass ein Gerechter Gottes, ein Prophet, einen solch  schändlichen Tod erleiden würde. Und schändlich war der Kreuzestod, wie  Josphus in seinem Werk über den Jüdischen Krieg (7.203) deutlich macht.  Auch Paulus richtet die Worte an die Gemeinde von Korinth: Wir  verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes  Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie  Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Die Kreuzigung war  gewiss nicht das Ende, das die Jünger für ihren Meister hatten kommen  sehen, als sie darüber stritten, wer von ihnen im messianischen Reich  größer sein werde. Erst mit der Auferstehung beginnen die Jünger  wirklich zu begreifen, dass das mehrmals von Jesus angekündigte und  schließlich eingetroffene Leiden kein Unfall, kein trauriges Schicksal,  sondern der zentrale Teil seiner Sendung gewesen war. Denn so sehr hat  Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hingegeben  hat. (Joh 3,16). Die Jünger begreifen langsam die Bilder des Alten  Bundes: Abraham und Isaak, die typologische Bedeutung der Opfer am  Versöhnungstag Jom Kippur; das Paschalamm, dessen Blut am Holz die  Israeliten in Ägypten gerettet hatte, wie nun das Blut des Gotteslammes  am Holz des Kreuzes die Menschen aus der Sünde rettete. Aber im  Geschehen selbst schien das Kreuz eine Katastrophe für die Jünger des  Messias. Sie flohen fast allesamt und versteckten sich. Warum nun wurde Jesus verurteilt. War er ein politisches Opfer geworden?  Hatte er mit seiner Vertreibung der Händler aus dem Tempel für Aufruhr  gesorgt und war damit weniger Opfer als vielmehr zu Recht gestrafter  Täter? Hatte man ihn verhaftet, weil er von der Zerstörung des Tempels  gesprochen hatte?  Jene, die behaupten, Jesus hätte sich selbst nicht als göttlich  verstanden, müssen unter solchen Dingen ihre Erklärung für den Tod Jesu  suchen. Aber der Grund für das Todesurteil in den Evangelien ist ein  anderer.

Mar 11, 202209:49
Reihe: Jesus Glauben - Folge 12/15 - Über die Taten Jesu und seinen Anspruch auf Göttlichkeit

Reihe: Jesus Glauben - Folge 12/15 - Über die Taten Jesu und seinen Anspruch auf Göttlichkeit

Es ist eine häufige Annahme, in den Evangelien eine gewisse Progression –  einen Fortschritt – zu sehen. Zwischen dem ersten – Markus – und dem  letzten – Johannes - liegen einige Jahrzehnte und glaubt man dieser  althergebrachten Meinung hat sich in jener Zeit der Glaube der Kirche  stark entwickelt – ja mehr noch, er entstand erst so richtig, vor allem  was die Figur Jesu betraf. Aus dem jüdischen Wanderrabbi sei mehr und  mehr der Gottessohn geworden.  Eine oberflächliche Lektüre der Evangelien scheint dieser These recht zu  geben. Die Aussagen über die Gottheit Jesu im Johannesevangelium sind  nicht zu übersehen. Allein schon der Prolog vom Fleischgewordenen  göttlichen Wort hat wenig mit die Vorstellung eines bloß weisen Lehrers  gemein. In den ersten drei Evangelien hingegen wird Jesus zwar  keinesfalls als gewöhnlicher Mensch hingestellt, aber die großen  Ansprüche, er sei ein präexistentes, göttliches Wesen scheinen zu  fehlen. Aber hier wurden bereits im 19. Jahrhundert die Weichen falsch gestellt.  Zu lange hat man ignoriert, dass die Evangelien in ihrem jüdischen  Kontext gelesen werden müssen  - ein Mangel, den man erst in den 70er  Jahren des 20. Jahrhunderts langsam begann zu beheben.  Jesus war Jude,  seine ersten Jünger waren Juden, Markus und Matthäus waren Juden. Es  scheint also nicht angebracht, einfach nur nach Stellen zu suchen, in  denen Jesus nach unserer Vorstellungen deklariert: „He. Ihr da. Ich bin  Gott“. Ein jüdischer Messias benutzte – wenn überhaupt – keine moderne,  westliche, sondern eine jüdische Ausdrucksweise um seine Ansprüche  geltend zu machen. Die Weise in der Jesus dies getan hat, ist, wie wir  sehen werden, bezeichnend. Sie ist anders als im Johannesevangelium,  aber sie steht ihr in der Deutlichkeit nichts nach.

Mar 11, 202221:27
Reihe: Jesus Glauben - Folge 11/15 - Über Jesus als jüdischen Messias, Träume und das Buch Daniel

Reihe: Jesus Glauben - Folge 11/15 - Über Jesus als jüdischen Messias, Träume und das Buch Daniel

Auch abgesehen von der Autorenfrage, die wir - soweit wir können - nun  behandelt haben, ist die dabei zu Tage getretene frühe Datierung der  Evangelien bedeutsam für die Frage, wer Jesus war. Je kürzer der  Zeitraum, desto weniger bleibt für Legendenbildung und „theologische  Ausschmückung“. Vor allem aber sind frühe Berichte der Kritik und dem  Widerspruch jener Generation ausgesetzt, die selbst Zeuge der  Geschehnisse geworden ist. Untersuchen wir daher nun die Evangelien und  sehen wir uns dabei das Jesusbild an, das sie entwerfen. Beginnen wir  mit den Prophezeihungen des Alten Bundes, die er erfüllt haben soll.  Diese Frage wird uns helfen zu verstehen, warum die Jünger überhaupt an  Jesus glaubten.

Mar 11, 202212:58
Reihe: Jesus Glauben - Folge 10/15 - Weitere Indizien, die für die Evangelien als Augenzeugen sprechen

Reihe: Jesus Glauben - Folge 10/15 - Weitere Indizien, die für die Evangelien als Augenzeugen sprechen

In den vorangegangenen Episoden haben wir gesehen, dass das Genre der  Evangelien eine historische Absicht hat; dass eine ursprünglich anonyme  Weitergabe unwahrscheinlich ist, und es keinen triftigen Grund in- oder  ausserhalb der Texte gibt, eine späte Entstehung anzunehmen. Für  mindestens Markus und Lukas lassen sich die frühen 60er als  Entstehungszeitpunkt schlüssig argumentieren. Damit können die  Evangelien durchaus von Augenzeugen verfasst worden sein oder – im Fall  der beiden genannten - direkt auf Augenzeugenberichten beruhen. --- Sie  „können“. Ist es möglich aus der „Möglichkeit des 'Könnens'“ eine  größere Gewissheit zu machen. Was spricht in den Evangelien noch dafür,  dass sie auf Augenzeugenberichten basieren?

Mar 11, 202213:22
Reihe: Jesus Glauben - Folge 9/15 - Die Datierung der Evangelien

Reihe: Jesus Glauben - Folge 9/15 - Die Datierung der Evangelien

Die zum Teil wilden Spätdatierungen der Evangelien im 19. Jahrhundert  gehören dank Forschung und Archäologie weitgehend der Vergangenheit an.  Als typische Festlegung nennt man heute für Markus ein Datum von etwas  nach 70. Matthäus und Lukas sollen 80-85 geschrieben haben und Johannes  90-95. Dies ist keineswegs ein gewaltiges Zeitloch – wir reden von 4-6  Jahrzehnten nach der Kreuzigung - und damit sind diese Texte immer noch  kompatibel mit dem Anspruch Augenzeugenberichte zu sein - oder auf  Augenzeugenberichten zu basieren. Nur zum Vergleich: Man kann selbst im  Jahr 2020 – 75 Jahre nach dem Kriegsende – immer noch Augenzeugen  befragen, welche die letzten Tage des 2. Weltkrieges als Erwachsene  selbst erlebt haben. Die heutige Standard-Datierung ist also kein  Hinderniss. Allerdings ist es interessant sich anzusehen, wie diese  Datierung der Evangelien eigentlich zustande gekommen ist.

Mar 11, 202220:23
Reihe: Jesus Glauben - Folge 8/15 - Über Formkritik, das Genre der Evangelien und Biographien von Jesus

Reihe: Jesus Glauben - Folge 8/15 - Über Formkritik, das Genre der Evangelien und Biographien von Jesus

1800 Jahre lang hat man die Evangelien weitgehend als historische  Berichte aufgefasst. Schon im zweiten Jahrhundert bezeichnet Justinus  die Evangelien als „Memorien“ der Apostel – im Griechischen ein Wort aus  der biographischen Tradition. Dieser Konsens der Jahrhunderte begann,  wie wir gesehen haben, mit dem Skeptizismus und Naturalismus der  Aufklärung in Frage gestellt zu werden. Die Folge waren unzählige, zum  Teil abenteuerliche Entwürfe zur Person Jesus. Einige von ihnen stellten  sich im Zuge der Forschung als unhaltbar heraus, andere wirken bis in  die heutige Zeit hinein. Immer noch gibt es Vertreter der liberalen  Theologie, die in den Evangelien mehr oder minder Volksmärchen ohne  historisches Interesse an der Person Jesu sehen. Schließlich würden die  Evangelien uns wenig über die Persönlichkeit Jesu; nichts über sein  Erscheinen, seinen Charakter, seine Bildung, seine Entwicklung lehren.  So - beschwerte sich schon Rudolf Bultmannn. Er wertete dies als Indiz  für eine andere Absicht der Verfasser. Bart Ehrman, einer der  einflussreichsten liberalen Theologen der Gegenwart vor allem im  angelsächsischen Raum, denkt die Evangelien würden hauptsächlich  Geschichten berichten, nicht weil sie wirklich passiert sind, sondern  weil sie ein Jesusbild zeichnen, an das die frühe Kirche glauben wollte.  Es seien Märchen zur Illustration – zur Ausgestaltung einer zentralen  und wichtigen Figur. Der historische Kern selbst sei dabei sehr klein  und ließe sich ungefähr so zusammenfassen: ein jüdischer Wanderprediger  mit Hang zur Endzeitrede, aber reformorientierten Moralvorstellungen,  fand ein tragisches Ende durch die Hand der Römer. Das war's. Aber sind das faire Charakterisierungen der Evangelien oder ist es  einfach die Frucht einer ideologischen Vorentscheidung? Die Antwort  darauf finden wir nicht in abstrakten Theorien, sondern am ehesten, wenn  wir uns neuerlich den Quellen zuwenden. Was wollen die Evangelien sein?  Welche Anhaltspunkte finden wir in den Texten selbst? Welche Werke aus  jener Epoche sind am ehesten mit den Evangelien vergleichbar? Was  meinten die ersten Leser der Evangelien in den Händen zu halten?

Mar 11, 202211:19
Reihe: Jesus Glauben - Folge 7/15 - Geheime Evangelien, Gnosis und was wir von den Apokryphen lernen können

Reihe: Jesus Glauben - Folge 7/15 - Geheime Evangelien, Gnosis und was wir von den Apokryphen lernen können

Apokryph kommt – wenig überraschend – aus dem Griechischen und heisst so  viel wie „verborgen“. Es geht also um Schriften, die entweder vorgeben  verborgene, geheime Informationen zu enthalten, oder deren  Entstehungsgeschichte obskur und in diesem Sinne verborgen ist. Aber so  obskur sind die Apokrpyhen heute gar nicht mehr. Denn in den vergangenen  Jahren gab es kaum ein Weihnachts- oder Osterfest an dem die Medien uns  nicht sensationslüstern einen „neuen“, einen „wahren“, einen radikal  anderen Jesus verkauft hätten. Und wo hatten sie diesen gefunden? In den  Apokryphen: dem Thomasevangelium, dem Judasevangelium, dem  Petrusevangelium. Großartige Enthüllungen, die von einer machtbesessenen  Kirche unterdrückt worden sind? Historisch richtig ist hingegen, dass  wir lange von der Existenz vieler dieser Schriften überhaupt nur durch  kirchliche Autoren gewusst haben. Sie zitierten diese Texte und  argumentierten gegen sie, weil sie diese als späte, nicht authentische  Erfindungen ablehnten oder eine Vermischung mit anderen Einflüssen  sahen. Von manchen, dieser vormals nur unvollständig bekannten  Schriften, hat man in der Zwischenzeit nun auch Fragmente oder sogar  weitgehend vollständige Kopien gefunden.

Mar 11, 202218:53
Reihe: Jesus Glauben - Folge 6/15 - Über Evidenz und wer die Evangelien geschrieben hat. Teil 2

Reihe: Jesus Glauben - Folge 6/15 - Über Evidenz und wer die Evangelien geschrieben hat. Teil 2

In Episode 5 haben wir das Markusevangelium besprochen. Hier machen wir  nahtlos weiter mit den restlichen Evangelien. Wer eine Auffrischung  braucht, was wir hier eigentlich unternehmen, sieht sich am besten  einfach nochmal den Beginn der letzten Folge an.

Mar 11, 202212:35
Reihe: Jesus Glauben - Folge 5/15 - Evidenz, Tradition und die Frage, wer die Evangelien geschrieben hat

Reihe: Jesus Glauben - Folge 5/15 - Evidenz, Tradition und die Frage, wer die Evangelien geschrieben hat

Wenn die Evangelien nicht anonym verfasst wurden, wie wir in der letzten  Folge gesagt haben, liegt es nahe bei der Autorenschaft dort zu  beginnen, wo man eigentlich bei jedem Schriftwerk beginnen würde:  nämlich beim Text selbst. Welche Angaben finden wir hier? Wir habe die  sogenannten „Titel“ der Evangelien: Evangelium nach Matthäus, Evangelium  nach Markus, Evangelium nach Lukas und Evangelium nach Johannes.  Verschiedene Kritiker haben darauf hingewiesen, dass sich die  Formulierung der Titel in den Manuskripten unterscheiden kann. In  manchen Manuskripten steht „evangelion kata ioannen“, bei anderen wird  „evangelion“ weggelassen – da steht dann nur kata ioannen. So behaupten  einige, dass die Titel und damit die Autoren wegen diesen Varianten  nicht ursprünglich sein könnten. Sie müssten eine spätere Zuschreibung  sein. Das allerdings widerspricht jeder Regel der Textkritik. Denn  gerade was die Namen(!) der Autoren betrifft gibt es eben keine  Variation. Mag es sich bei der Formulierung „evangelion“ um einen Zusatz  bzw eine Kürzung handeln – für die Attribution selbst triff dies nicht  zu. Und genau um die geht es hier.  Noch ein Hinweis, bevor wir uns den möglichen Autoren zuwenden. Wir  untersuchen hier nicht die Frage, ob der Text, so wie wir ihn heute  haben, exakt in dieser Form von jenen Evanglisten: Matthäus, Markus,  Lukas und Johannes zu Papier gebracht wurde. Es ist möglich, dass wir  etwa eine griechische Übersetzung eines Evangeliums benutzen, dass von  seinem Autor ursprünglich auf Hebräisch geschrieben worden ist. Genau  das wird zum Beispiel schon in der Antike für das Matthäusevangelium  behauptet. Auch ein Redaktor als Zwischenglied zu unserem heutigen Text  ist denkbar und kein Problem. Niemand würde etwa auf die Idee kommen,  eine gekürzte, editierte oder sogar durch Kommentare erweiterte deutsche  Übersetzung von „I Promessi Sposi“ einem anderen als ihrem  ursprünglichen Autor Alessandro Manzoni zuzuschreiben. Für uns geht es  hier also nur um die Frage, ob der Text substantiell und inhaltlich auf  jenen Autor zurückgehen könnte, den die Evangelien selbst nennen. Und  wir werden versuchen, möglichst viel über diese Autoren herauszufinden -  aus dem Text selbst und aus anderen Quellen.

Mar 11, 202211:57
Reihe: Jesus Glauben - Folge 4/15 - Über anonyme Evangelien, Etikettenschwindel und ihre Autoren

Reihe: Jesus Glauben - Folge 4/15 - Über anonyme Evangelien, Etikettenschwindel und ihre Autoren

In der vorletzten Folge habe ich versucht, einen kurzen Überblick über  die Theorien zum historischen Jesus zu bieten, die in der Vergangenheit  konstruiert worden sind. Gemein ist allen die Skepsis gegenüber den  Evangelien und viele behaupten, die Texte seien zu spät entstanden, als  dass sie geschichtlich zuverlässig wären. Über weite Strecken ist diese  Skepsis eine rein ideologische Entscheidung ohne echte Grundlage. Das  heißt man hat die späte Entstehung der Evangelien einfach behauptet,  damit man genug Zeit zwischen Jesus und den Evangelien hatte, um die  eigene Theorie irgendwie hineinzubasteln. Die letzte Folge konnte hier  schon etwas Klarheit bringen. Denn die Forschung hat durch den Fund  zahlreicher Papyri in den letzten 150 Jahren das Zeitfenster enger  begrenzt und manche These damit vor grobe Probleme gestellt. Konnte man  im 19. Jahrhundert noch vollmundig behaupten das Johannesevangelium sei  frühestens Ende des 2. Jahrhunderts entstanden, besitzen wir heute  Papyri wie P52 - ein Fragment des Johannes-Evangeliums, das  üblicherweise auf die Jahre 125 bis 175 datiert wird. Dennoch gibt es  alte Theorien, die sich gehalten haben. Eine davon stützt sich auf die  Formkritik. Die Formkritik ist ein Werkzeug der sogenannten  historisch-kritischen Methode. In der Formkritik untersucht man –  absolut sinnvoller Weise - zu welcher Art – zu welcher Gattung – ein  bestimmter Text gehört. Handelt es sich um einen historischen Text, ist  es ein poetischer Text, reden wir von Hymnen oder einem Brief.... usw Im 19. Jahrhundert wurde nun die Idee populär, bei den Evangelien handle  es sich um Volksmärchen. Das heißt, das Volk habe sich – mit leichten  Varianten, wie bei Märchen üblich – Geschichten über Jesus erzählt,  diese angehört und weitererzählt ... und weitererzählt … und   weitererzählt, bevor sozusagen ein paar Gebrüder Grimm und ein Hans  Christian Andersen der Antike das ganze gesammelt und in eine  geschriebene Form gebrachte haben. Und damit diese geschriebene, fertige  Form auch Autorität besitzt, hat irgendwann, irgendjemand, irgendeinen  Namen eines Apostels hinaufgeklebt. Evangelium nach Matthäus. Evangelium  nach Johannes und so weiter. Billiger Etikettenschwindel also. Laut  dieser Theorie basieren die Evangelien demnach nicht auf  Augenzeugenberichten, wie ihre Titel gefälschter Weise behaupten,  sondern sind die Frucht vieler Geschichtenerzähler. 100 Jahre oder so  seien die Geschichten anonym durch die Welt getragen worden. Dann erst  seien die Evangelien entstanden, wie wir sie heute besitzen, meint etwa  der Bart Ehrmann. Dass solche späten und ursprünglich anonymen Quellen  historisch nicht als allzu zuverlässlich gelten können, versteht sich  von selbst. Diese Schule der Formkritik ist bis heute in manchen Kreisen populär,  auch wenn die extreme Spätdatierung durch Papyri-Funde, wie gesagt,  weitgehend widerlegt ist. Aber gibt es denn Belege wenigstens für die Grundidee der  „Volksmärchen“Theorie? Waren die Evangelien denn jemals anonym? Waren  sie die Frucht einer langen Erzähltradition? Sind sie auf diese Weise  entstanden?

Mar 11, 202209:43
Reihe: Jesus Glauben - Folge 3/15 - Die Quellenlage. Über Manuskripte, ihre Unterschiede und Datierung

Reihe: Jesus Glauben - Folge 3/15 - Die Quellenlage. Über Manuskripte, ihre Unterschiede und Datierung

Für die Frage nach der historischen Glaubwürdigkeit der Evangelien ist  nicht unerheblich wie verlässlich unsere Quellen überhaupt sind. Haben  wir jenen Text in der Hand, der dem usprünglichen gleicht? Wurden die  Evangelien nicht durch das ständige Kopieren verfälscht?  Grundsätzlich gilt: je mehr Kopien und je älter die Kopien, die zudem  keine wesentlichen Unterschiede aufweisen, desto besser ist die  Quellenlage und desto zuversichtlicher kann man als Historiker sein.  Zwar geben Quellen, auch wenn es viele sind, per se noch keine Auskunft  darüber ob sie auch tatsächlich Historisches berichten, aber wenigstens  kann dann die Weitergabe des ursprünglichen Textes als verlässlich oder  unverlässlich eingestuft werden.

Mar 11, 202213:01
Reihe: Jesus Glauben - Folge 2/15 - Über die Suche nach dem historischen Jesus

Reihe: Jesus Glauben - Folge 2/15 - Über die Suche nach dem historischen Jesus

Der Naturalismus begann seinen Triumphzug in der Aufklärung. Hatte man  bis weit hinein in die Neuzeit den Evangelien samt ihren Wunderberichten  zugestanden, dass sie getreu das Bild und Selbstverständnis Jesu  vermittelten, begann diese Vorstellung nun zu bröckeln - wenn auch sehr  unterschiedlich. Während die französische Aufklärung relativ rasch in  skeptischen und materialistischen Atheismus umschlug, galt gleiches  nicht für England. Dort versuchten Locke, Hume und ihre Zeitgenossen  vielmehr zu zeigen, dass das Christentum die erhabenste Ausprägung der  Vernunft und der natürlichen Religion des Menschen sei. Diesem Kurs  folgt man auch weitgehend in Deutschland. Für Lessing war Jesus ein  zuverlässiger Lehrer großer Lehren. Für Kant hatte Christus das Ideal  des gottgefälligen Menschen verkörpert. Hegel und Schleiermacher gingen  andere Wege aber ganz generell kann man für die Aufklärung sagen: der  Fokus liegt auf dem Menschen, der Größe seiner Vernunft und der Größe  seiner moralischen Leistung. Religion wird zwar nicht überall abgelehnt,  aber fundamental umgeformt. Sie wird naturalistisch – das heißt, alle  ihre Phänomene werden dem Verstand unterworfen. Es gibt keine Wunder und  keine Offenbarung.  Geschichtlichkeit spielt keine Rolle mehr. Es geht  um allgemeingültige, zeitlose Lehren und eine Lebenspraxis nicht im  Dienst einer Gottheit, sondern im Dienst des Staates. Nicht Gotteskind,  sondern „Bürger“ soll der Mensch sein. Damit wird alles auf das  Diesseits bezogen.

Mar 11, 202212:40
Reihe: Jesus Glauben - Folge 1/15 - Das "Problem". Über Skepsis und die Frage, ob Glaube vernünftig ist

Reihe: Jesus Glauben - Folge 1/15 - Das "Problem". Über Skepsis und die Frage, ob Glaube vernünftig ist

Atheisten haben nicht unrecht. Wenn jemand behauptet, Gott zu sein, dann  ist Skepsis durchaus angebracht. Aber: Was, wenn das Verhalten jener  Person keineswegs von Verwirrung oder Größenwahn zeugt; Was, wenn die  Person sehr offensichtlich keinen irdischen Vorteil aus dem Anspruch  zieht; weder Reichtum, Macht noch Anerkennung sucht: wenn sie andere  nicht ausbeutet, weder emotional noch in anderer Form? Was, wenn die  Botschaft edel und stimmig ist; wenn sie tiefe Wahrheiten menschlicher  Erfahrung berührt und mehr noch Licht bringt, in das Dunkel unseres  Daseins in der Welt? Was, wenn die Gebote, welche diese Person  aufstellt, den Weg zu Frieden und Zufriedenheit zeigen? Was, mehr noch,  wenn die Botschaft nach vielfachen Berichten durch staunenswerte Zeichen  in ihrem göttlichen Ursprung beglaubigt worden sein soll? Sollten auch  dann automatisch Zwangsjacken zum Einsatz kommen? Skepsis gegenüber  göttlichem Anspruch ist gerechtfertigt – und diese Skepsis war dem  antiken Menschen übrigens genauso zu eigen, wie dem modernen. Die Frage  ist hier vielmehr: Was wenn die berechtigte Skepsis auf eine  Wirklichkeit stößt, welche skeptisch gegenüber der Skepsis macht?

Mar 11, 202212:00