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Chlorgesänge

Chlorgesänge

By Ute Zill, Martina Schrey

Wir sind Schwimmerinnen. Wir waren beide mal im Schwimmverein, aber das ist lange her. Bis vor kurzem schwammen wir so wie die meisten – ab und zu, wenn es gerade passt. Doch dann entdeckten wir die Jahreskarte der Berliner Bäderbetriebe – und stellten fest: Berlin hat ja über 60 Schwimmbäder! Schnell stand fest: Die durchschwimmen wir alle! Und zwar in einem Jahr. Gesagt, getan. Was uns beim Bahnen ziehen durch den Kopf geht und warum wir meinen, dass schwimmen nicht nur überlebenswichtig, sondern ein großartiges Abenteuer ist – darum geht es hier!
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Folge 67: Mehr Gewalt in Freibädern? Falsch!

ChlorgesängeMay 15, 2024

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Folge 67: Mehr Gewalt in Freibädern? Falsch!

Folge 67: Mehr Gewalt in Freibädern? Falsch!

In Berlin hat die Freibadsaison begonnen - und damit auch mal wieder unzählige Debatten. Grund genug, dass wir uns diesmal mit Claudia Blankennagel treffen, sie arbeitet in der Abteilung Kommunikation der Berliner Bäderbetriebe.
Und da ist einiges schief gelaufen, räumt sie gleich zu Beginn unseres Gesprächs ein. Denn dass sowohl im Kreuzberger Prinzenbad wie auch im Neuköllner Columbiabad wichtige Schwimmbecken noch bis Mitte/Ende Juni geschlossen bleiben, das hätte man auch schon mal bekannt geben können, BEVOR die Schwimmbäder Ende April/Anfang Mai geöffnet haben.
War aber nicht so, und deshalb gab es vor allem im bevölkerungsreichen Kreuzberg jede Menge Unmut, weil die Badegäste zum einzig offenen Schwimmbecken durch diverse Bauzäune irren müssen und vor allem Kinder und Jugendliche komplett Neese sind. Kein Nichtschwimmer-, kein Plantschbecken und auch das zweite 50-Meter-Becken - geschlossen. Im nicht allzuweit entfernten Neuköllner Columbiabad sieht es nicht viel besser aus: Hier ist das einzige Sportbecken zu. Und damit stellt sich auch gar nicht erst die Frage, ob wohl der Sprungturm in dieser Saison wieder aufmacht …
Wir finden es gut, dass Claudia gar nicht lange drumrumredet, dass das für alle Beteiligten extrem Mist ist. Die Bauarbeiten zogen sich nicht nur länger hin, die unterirdischen Rohre erwiesen sich aich als maroder als gedacht, an einer Stelle kam gleich auch noch die Betondecke runter und im Columbiabad lösten sich Fliesen im Becken - hat keiner so gewollt, ist aber trotzdem kein Spaß.
Spaß verstehen Bäderbetriebe und Berliner Bäderbetriebe auch nicht, wenn es um das diesjährige Sicherheitskonzept in den Bädern geht. Ausweiskontrolle ohne Ausnahmen, höhere Zäune und Online-Tickets, dazu natürlich Verstärkung der Sicherheitskräfte in mindestens vier der 13 geöffneten Freibäder und ein Ampel-System auf der Webseite - 2,5 Millionen soll das Ganze kosten.
Geld, das man auch gut für was anderes ausgeben könnte, zumal entgegen anderslautender Meldungen die Zahl der Straftaten in Berliner Freibädern sogar GESUNKEN ist! Von 512 Fällen im Jahr 2013 auf 285 Fälle 2022! Und anders als immer behauptet, gab es im Sommerbad am Insulaner in den letzten beiden Jahren genau EINEN Vorfall - und der war vor allem deshalb so spektakulär, weil die Wasserpistolenschlacht von so vielen Menschen gefilmt und ins Netz gestellt wurde.
Neben den Ausweiskontrollen erhitzen vor allem die Online-Tickets die Gemüter, zumal es in einigen Bädern ab 10 Uhr keinen Ticket-Verkauf mehr geben wird. Was ist mit Kindern, die spontan ins Freibad wollen, aber kein Handy haben? Claudia verspricht Bei unserem Gespräch im windigen Sommerbad Wilmersdorf (Lochow), dass man sich das Ganze genau anschauen und gegebenenfalls auch nochmal nachsteuern wird. Einen Vorteil haben die Online-Tickets zumindest für Menschen wie uns - wir können, genauso wie zu Corona-Zeiten, die Tickets wieder ins Wallet laden - und brauchen so weder Handy noch Portemonnaie, sondern nur eine Smartwatch. Muss man sich allerdings auch erstmal leisten können - und wollen.
www.berlinerbaeder.de/
www.tagesschau.de/faktenfinder/freibaeder-straftaten-100.html?fbclid=IwZXh0bgNhZW0CMTEAAR3JWGCcFJRHurZFaDxGky-fhdkWU0Z2t9EEJ7D6yVT7Oei2FU_l9L2JTjM_aem_AVs63dWPkE_mA7kTM3eusPhjqNuY0-hprrkgiCgT0_WpI2tcUItxPcbazzlFLdPSI8dc9W8xYw6SZsZWqSFfRcWT
www.tagesspiegel.de/berlin/probleme-bei-sanierung-berliner-freibader-columbiabad-und-prinzenbad-erst-im-juni-fertig-11658068.html
www.tagesspiegel.de/berlin/wasserpistolen-spritzerei-fuhrt-zu-massenschlagerei-in-berliner-freibad-4341313.html


May 15, 202435:07
Folge 66: Der Schwimmbadtourist

Folge 66: Der Schwimmbadtourist

Diesmal treffen wir uns mit unserem Gast im Park - denn Philipp Reußner war an diesem kühlen Samstag schon schwimmen - im Kreuzberger Prinzenbad. Um 9 Uhr hatte er sich tatsächlich einen Platz in der Sportlerbahn erobert und danach erstmal den guten Kaffee auf der Schwimmbadterasse genossen. Über 100 Bäder hat der 34jährige Franke schon besucht. Viele in Deutschland, aber auch in England, Island, Ungarn oder Österreich. Und in Berlin fing alles an: Hier hat er während der Coronazeit eine Freundin besucht und genauso wie wir festgestellt: Berlin hat ja über 60 Schwimmbäder. Also hat er sich einen Slot gebucht - als erstes im Sommerbad am Olympiastadion. Später dann auch in der Finckensteinallee, im Stadtbad Mitte, in Lankwitz - und das hat ihm so viel Spaß gemacht, dass er nach seinem Berlin-Besuch auch woanders weitermachte. Wenn er nicht gerade in seinem Stammbad, im Nürnberger Südstadtbad schwimmt, schaut er, was es noch für Bäder zu entdecken gibt. Ganz besonders fasziniert ihn die Münchner Olympia-Schwimmhalle - "das Wasser ist hier besonders schnell und das Zelt-Dach einfach traumhaft" - aber auch historische Bäder wie das Wiener Amalien-Bad findet er beeindruckend - auch wegen der 33-Meter-Bahn. Und er war auch schon einmal in einem Freibad mit 100-Meter-Becken. Dafür brauchte er noch nicht einmal weit zu reisen - das Waldstrandbad Windsbach ist nur wenige Kilometer von Nürnberg entfernt. Am Anfang hat Philipp die Gelegenheit genutzt, schwimmen zu gehen, wenn er sowieso irgendwo war, in einer anderen Stadt, einem anderen Land. Mittlerweile macht er gezielt Reisen zu Schwimmbädern, in denen er gern abtauchen möchte - wie das Aquatics Center in London. Eine Stunde für 15 Euro - da hat er jede Minute doppelt genossen! Wichtig ist Philipp allerdings nicht nur architektonische Schönheit - er will in dem jeweiligen Bad auch richtig schwimmen können. Drei bis fünf Kilometer in einer Dreiviertelstunde bis Stunde, geleinte Bahnen müssen dann schon sein. Plantschen allein reicht ihm nicht, es müssen schon Meter gemacht werden. und das vier bis sieben Mal die Woche. Wichtig ist ihm immer, alle Leute im Blick zu haben, wer wie wendet, wer wann ausschert, damit es nicht zu Kollisionen kommt. Streit im Schwimmbad, darauf hat er gar keine Lust. Man muss und kann sich arrangieren, wenn alle mitmachen, davon ist er überzeugt. Auch wenn die Bahn mal voller ist. Wichtig ist dem Franken auch das Foto danach. Was nicht immer einfach ist, denn in vielen Bädern ist fotografieren nicht erlaubt. Aber Philipp will auch keine Menschen festhalten, sondern das jeweilige Schwimmbad in seiner ganzen Schönheit. Die Bilder hängen alle bei ihm zu Hause im Flur. So lange noch Platz ist, jedenfalls. Auf der Suche nach neuen Bädern recherchiert der Verkehrsingenieur im Netz oder bekommt auch Tipps aus seiner Insta-Community. Super findet er, wenn für das jeweilige Schwimmbad ein Bahn-Belegungsplan im Netz zu finden ist und er weiß, ob wirklich Platz ist. Das ist allerdings eher die Ausnahme. Sein 100. Schwimmbad war übrigens die Alster-Schwimmhalle in Hamburg. Und da hat er nach dem Schwimmen sogar noch gechillt - im Regenerationsbecken mit Blick von oben auf die Halle. Wir haben ihm übrigens das Berliner Strandbad Plötzensee empfohlen - denn da gibt es sogar geleinte Bahnen! https://www.instagram.com/schwimmbadtourist/ https://nuernbergbad.nuernberg.de/suedstadtbad/ https://www.olympiapark.de/de/der-olympiapark/parkuebersicht/olympia-schwimmhalle https://www.londonaquaticscentre.org/ https://www.waldstrandbad-windsbach.de/startseite https://strandbad.ploetzensee.de/


May 08, 202436:20
Folge 65: Draußen ist es doch am schönsten!

Folge 65: Draußen ist es doch am schönsten!

Yeah - die Freibadsaison ist eröffnet! Das nutzen wir doch gleich für einen Besuch im legendären Kreuzberger Prinzenbad! Am Eingang, natürlich - Ausweiskontrolle, Taschenkontrolle. Dann aber rein ins Vergnügen! Vergnügen? Nicht wirklich. Leidglich eins der beiden 50-Meter-Becken ist geöffnet, Plantschbecken, Nichtschwimmerbecken - alles umzäunt und nicht benutzbar. Kein Wunder, dass wir an diesem herrlichen Spätfrühlingstag draußen noch Platz für unsere Räder gefunden haben - das Schwimmvergnügen ist ausgesprochen begrenzt. Und das ist ganz wörtlich gemeint: Im einzig verbliebenen Becken ist es so voll, dass allenfalls ein paar lockere Freizeit-Schwimmbewegungen möglich sind, am besten mit dem Kopf ÜBER Wasser.
Diverse unverdrossene Sportschwimmer ziehen zwar unbeirrt in den vier abgetrennten Bahnen neben dem offenen Bereich ihre Runden, aber auch sie kommen schnell an ihre Grenzen. Oder besser - an die Grenzen der anderen. Doch vor allem Kreuzberger Kinder und Jugendliche sind hier echt verraten und verkauft: Zum Toben und Springen und Spaß haben ist im Kreuzberger Prinzenbad einfach überhaupt kein Platz mehr! Und die Außenduschen funktionieren leider auch nicht … Wie lange die Sanierungsarbeiten noch andauern werden, ist unklar. Da bleibt nur der Weg in die Pommesbude - die zumindest funktioniert wie eh und je und die Pommes sind wie jedes Jahr ausgesprochen lecker.
Natürlich werden in den nächsten Tagen und Wochen in Berlin immer mehr Freibäder öffnen - aber auch hier fällt auf: Viele sind im Mai nur zwischen 10 und 18:30 Uhr zugängig - für Berufstätige nicht wirklich optimal. Die beiden Kombibäder in Spandau und Mariendorf bleiben gleich ganz geschlossen. Mal sehen, wie gut das neue Sicherheitskonzept funktioniert, das die Berliner Bäder am 6. Mai vorstellen wollen, wenn sich so viele Menschen immer weniger Bäder und Wasserzeiten teilen müssen.
Immerhin hatte eine von uns schon ein herrliches Schwimmerlebnis im Sommerbad am Olympiastadion und kann außerdem von wunderbaren Schwimmbädern im Ausland berichten.
Und ein paar Wochen sind ja auch noch einige Berliner Hallenbäder geöffnet. Allerdings - wer einmal wieder unter freiem Himmel unterwegs war, der möchte nur ungern wieder nach drinnen.
www.tagesspiegel.de/berlin/ich-brauche-ein-paar-bahnen-am-morgen-im-berliner-prinzenbad-hat-der-sommer-begonnen-11597078.html
www.berlinerbaeder.de/news/detail/sommersaison-2024-starttermine-der-sommerbaeder/
May 01, 202427:49
Folge 64: Die Macherin

Folge 64: Die Macherin

Vor einigen Jahren hätte sich Heike Witte kaum vorstellen können, dass sie eines Tages für´s Schwimmen ihren Job an den Nagel hängen würde. Doch dann ist es genau so gekommen - und ihr strahlendes Gesicht an diesem Sonntagmittag im Strandbad Tegeler See macht klar, dass ihr nichts Schöneres hätte passieren können.
Angefangen hat alles damit, dass die Veranstaltungsmanagerin 2014 begann, sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren. Damals überlegte sie, welche Integrationsmöglichkeiten es für diese Menschen hier geben könnte und las durch Zufall, dass überall Rettungsschwimmer gesucht werden. Das ist doch vielleicht eine Idee für Menschen, die selber oft unter widrigsten Umständen übers Meer nach Europa gekommen sind, dachte sie sich. Die Rettungsschwimmerausbildung kann in Deutschland nämlich jeder machen, egal, welchen Aufenthaltsstatus er oder sie hat - und sie ist dann international gültig.
Zunächst suchte Heike einen Ausbildungsplatz für zwei junge Syrer. Als die dann ihren Rettungsschwimmer erfolgreich bestanden hatten, wandte sie sich an den Berliner Verein TV Waidmannslust - und stieß auf ein ganz großes, offenes Ohr: Die Schwimmabteilung im Verein war kurz vor dem Ende, man fand einfach keine Rettungsschwimmer mehr - die beiden jungen Männer waren hochwillkommen. Und mit den Männern kamen auch wieder Kinder in den Verein - Kinder aus Flüchtlingsheimen, die unbedingt schwimmen lernen wollten.
Das war der Anfang. Es sprach sich rum. Noch mehr Männer aus den Flüchtlingsunterkünften wollten Rettungsschwimmer werden - mussten zum Teil aber erstmal selber schwimmen lernen. Und dann waren plötzlich auch geflüchtete Frauen interessiert, schwimmen zu lernen - allerdings nur, wenn Heike ihnen das beibringt.
"Das war eine Katastrophe", erzählt Heike lachend - denn sie hatte weder einen Rettungs- oder Trainerschein, noch konnte sie die Sprache der Frauen. Sie hat es trotzdem gemacht. Der Deal: Nur im flachen Wasser und ein Rettungsschwimmer, der zuschaut, muss immer dabei sein!
Die Frauen haben es geschafft - und Heike auch. Mittlerweile hat sie längst ihren Rettungsschwimmer und ihren Trainerschein und macht das Ganze hauptberuflich. Am liebsten im Strandbad Tegeler See, an ihrer Seite: Rettungsschwimmer und Rettungsschwimmerinnen mit Flüchtlingshintergrund. Sie bringen jedem das Schwimmen bei, der oder die das lernen will. Und am Wochenende - wenn es nicht allzu voll ist - sogar umsonst. Auch Camps organisiert Heike hier im Sommer. Und ab Mai aktiviert sie ihren Tiktok-Schwimm-Kanal, wo sie "ohne viel blabla" erklärt, wie das funktioniert mit dem Schwimmen: frauheike_online
Für Heike sind geflüchtete Menschen die besten Rettungsschwimmer, sagt sie - denn sie wissen, wie gefährlich Wasser ist. Alle haben unmittelbare Erfahrungen damit gemacht, zum Teil Menschen aus der eigenen Familie verloren und wissen, was täglich im Mittelmeer passiert.
Was sie weiterhin sucht, sind Menschen, die Lust haben, auch als Schwimmtrainer:in zu arbeiten: "Einfach ein cooler Beruf!" Wer Lust und Zeit hat, kann sich gern bei ihr melden: ⁠wasserlage@gmail.com⁠
tv-waidmannslust.de/sportarten/schwimmen/
seeee.de/
Apr 24, 202443:06
Folge 63: Freunde auf dem Wasser

Folge 63: Freunde auf dem Wasser

Man muss es wollen - das wird an diesem Spätnachmittag im April sehr schnell klar. Es ist noch ziemlich frisch draußen auf der Insel Eiswerder im Berliner Bezirk Spandau, aber vor allem die Wassertemperaturen von etwa 14 Grad lassen einen schon beim Gedanken daran erschauern. Lina Pomorin und Torben Günzel aber freuen sich. Die beiden spielen Kanupolo bei den Havelbrüdern, korrekt heißt der Verein KSV Havelbrüder e.V. - im Kanupolo einer der besten Vereine Deutschlands. Die Winterpause ist gerade wieder vorbei, also - Neoprenhosen und -T-shirt an, Schwimmweste drüber, Helm auf, Kanu ins Wasser - und los geht´s!

Wir dürfen auch gern mit, bieten sie uns an, aber uns ist schon nach Sekunden klar - das kann nur peinlich enden. Vielleicht würden wir im Einer-Kanu nicht gleich umkippen, aber dann auch noch Paddel und Ball und Gegner:innen - da schauen wir lieber zu!

Kanupolo ist ein rauer Sport. Hier greift man sich gegenseitig mit Booten an, um dem anderen den Ball abzuluchsen. Den wirft oder hält man mit den Händen oder den Paddeln. Der Gegner wird mit dem Boot attackiert, man darf ihn mit den Händen aber auch umschubsen. Die Eskimorolle sollte man also drauf haben!

Trotzdem verletzt man sich kaum, erzählen Lina und Torben, vielleicht mal ein verstauchter Finger, das war´s aber auch schon. Aber: Es braucht Athletik, Kraft und Technik! Und schwimmen können muss man natürlich auch.

Alle paar Minuten schöpfen die Spielerinnen und Spieler Wasser aus ihrem Boot. Kalt ist ihnen trotzdem nicht, während sie mit ihren Booten durchs Wasser cruisen. Man merkt: Hier sind Freunde unterwegs, die viel Spaß haben bei ihrem Sport. Allein drei Geschwisterpaare sind seit Jahren bei den Havelbrüder-Männern, die im letzten Jahr wieder einmal deutscher Meister geworden sind. Torben spielt bereits in der 3. Generation Kanupolo, sein Großvater war bereits Spieler und Trainer, sein Vater coacht die Mannschaft. Und mit René Kirchhoff, der seit seiner Kindheit bei den Havelbrüdern spielt, haben sie sogar den besten Kanupolo-Torwart der Welt!

Auch die Frauen spielen in diesem Jahr wieder Bundesliga, sogar eine Europameisterin spielt hier im Kader. Doch mit dem weiblichen Nachwuchs gibt es ein Problem, seufzt Lina: Bei einem Girls Day, den sie mal gemacht haben, blieb am Ende nur ein Mädchen beim Verein - aber acht Jungen!

Doch auch für sie sind die Hürden hoch. Nicht nur, weil es eine ganze Weile dauert, bis man Kanupolo beherrscht, wenn man nicht gerade wie Torben quasi im Boot geboren wurde. Der Sport ist teuer. Ein Boot kostet schon mal 2500 bis 3000 Euro, Paddel dann auch nochmal 300 Euro, der Helm ungefähr genauso viel, hinzu kommen Kleidung, Wasserschuhe und einiges mehr. Und Kanupolo ist zeitintensiv: Man muss nicht nur regelmäßig bis zu fünf Mal die Woche trainieren, man ist auch ständig unterwegs. Zwar wird die Bundesliga nicht wie beim Fußball wöchentlich sondern in Form von Turnieren gespielt - aber dafür muss man dann ganz schön weit fahren.

Trotzdem - Lina und Torben möchten es nicht missen. Sie genießen es, auf dem zauberhaften Gelände ihres Vereins zu sein. Und wenn sie grad nicht auf dem Wasser sind, dann wird halt gegrillt, die Boote gepflegt oder einfach nur gechillt. Man muss diesen Sport lieben - die beiden tun es auf jeden Fall!

https://ksvh.de/

https://de.wikipedia.org/wiki/Kanupolo

https://www.ardmediathek.de/video/mittagsmagazin/kontaktaktiver-sport-deutschland-dominiert-kanupolo/das-erste/Y3JpZDovL3Nwb3J0c2NoYXUuZGUvNTI3MWYzNTgtN2QwZC00Y2E5LTg5ZmMtNjMzYTBlYzEyZmY0

Apr 17, 202439:10
Folge 62: Der Netzwerker

Folge 62: Der Netzwerker

Diesmal haben wir uns mal wieder sehr früh auf den Weg gemacht - und treffen um 7 Uhr morgens den Mann, dessen Verband in Berlin in punkto Schwimmen alles zusammenhält: Manuel Kopitz, seit immerhin schon 25 Jahren Geschäftsführer des Berliner Schwimmverbands (BSV).
Der BSV kümmert sich um zahlreiche Bereiche, nicht nur ums Schwimmen, sondern auch um Wasserball, Wasserspringen, Paraschwimmen, Synchronschwimmen, Schulschwimmen, um den Leistungs - und den Breitensport, um Vereine, Trainerausbildungen, ums Ehrenamt und vieles andere mehr. Gerade das mache die Arbeit so spannend, sagt Manuel Kopitz, während wir uns fragen, wie man das alles unter einen Hut bringen kann.
Martin Kopitz war früher selber Leistungsschwimmer, war auf einer Sportschule und hat danach BWL, Sport und Management in Leipzig studiert und nebenbei auch seine Trainerlizenz erworben. Er weiß also, wovon er spricht, wenn es ums Schwimmen geht - und sieht eine seiner Hauptaufgaben darin, die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt zusammenzubringen, damit was vorangeht.
Zusammen mit Henrick Fritz hat er die Schwimmlernkonzeption "swim to go" entwickelt, einen Leitfaden für Schwimmlehrer:innen, der genau aufdröselt, welche Schritte man bei der Schwimmausbildung gehen sollte - je nachdem, ob man den Menschen als Erstes Brustschwimmen oder Kraul-/Rückenschwimmen beibringt.
Vor allem aber beschäftigt Manuel Kopitz, wie man das Schwimmen in Berlin für alle gut möglich machen kann - egal, ob es sich um Anfänger, Hobbyschwimmer:innen oder Profis handelt. Denn sie alle brauchen Wasserflächen - und die sind bekanntlich knapp in Berlin, obwohl es hier so viele Schwimmbäder gibt. Aber eben auch sehr viele Menschen, die sie auf unterschiedliche Art und Weise nutzen wollen.
Mindestens 50 Prozent der Wasserfläche muss für die Öffentlichkeit vorgehalten werden, so sieht es die Nutzungssatzung der Berliner Bäderbetriebe vor. Und deshalb muss gerechnet und verhandelt werden, wann denn die Vereine und Schulen reindürfen. Und welche Fläche sie dann nutzen können. Und das ist ausgesprochen schwierig.
Manuel Kopitz hat ein plastisches Beispiel parat: "Sie wissen, es gibt Bäder mit 25-Meter-Becken und Bäder mit 50-Meter-Becken. Man kann sagen, eine 25-Meter-Bahn ist mit 7 Schwimmer:innen gut ausgelastet. Das heißt aber nicht, dass auf einer 50-Meter-Bahn 14 Menschen schwimmen können!"
Kein Wunder, dass 50-Meter-Becken in Berlin sehr oft geteilt werden. Und dann gibt es in Schwimmhallen immer die Schokoladenzeit, erzählt Kopitz - nämlich dann, wenn alle wollen: Die Vereine dürfen erst ab 16 Uhr in die Bäder - dann will aber auch die breite Öffentlichkeit gern ins Wasser. "Die Zeit zwischen 16 und 18 Uhr könnten wir drei- bis vierfach belegen!", sagt Kopitz.
Weiteres Problem: Rettungsschwimmer:innen dürfen in Berlin, anders als beispielsweise in NRW, nur vom DLRG ausgebildet werden. Ein Nadelöhr. Zu wenig Ausbilder:innen, zu wenig Plätze. Dürften Vereine Rettungsschwimmer:innen ausbilden, gäbe es vermutlich sehr viel mehr.
In Freiwasserschwimmen und -wettkämpfe wie im Strandbad Plötzensee wird der Berliner Schwimmverband auf jeden Fall weiter investieren. Und auch der Leistungssport bleibt extrem wichtig. So früh wie möglich sollen Schwimmer:innen gesichtet werden, um sie dann im Schul- und Leistungssportzentrum Hohenschönhausen weiter zu fördern. Allerdings - auch hier gibt es Engpässe. Denn im Hochleistungssport ist eine 50-Meter-Bahn mit zwei Schwimmer:innen schon gut belegt.
Mit seinen 70 Vereinen und fast 30.000 Mitgliedern stößt der Berliner Schwimmverband angesichts der vorhandenen Wasserflächen immer wieder an seine Grenzen.
Trotzdem - wir haben mal wieder viel gelernt. Dass es im Stadtbad Mitte eine Strömung gibt, weshalb die Synchronschwimmer:innen hier nicht gut trainieren können. Dass man beim Schwimmen lernen auch mit Delphin anfangen kann. Und dass es demnächst Wassergewöhnungskurse auch in Berliner Kitas geben soll.
www.berliner-schwimm-verband.de/
Apr 10, 202444:23
Folge 61: Mit ihm trauen sich alle ins Wasser

Folge 61: Mit ihm trauen sich alle ins Wasser

Heute sprechen wir mit einem Schwimmer, der uns schon vorher, währenddessen und auch danach außerordentlich beeindruckt hat: Mohammad Shaban ist Syrer und lebt seit 2016 in Deutschland. Während seiner Flucht, im Schlauchboot zwischen der Türkei und Griechenland, hat er etwas gesehen, was er nie vergessen wird und was fortan der wichtigste Antrieb seines Handelns werden soll - die Angst in den Augen der anderen Insassen. Weil sie nicht schwimmen können. Nicht wissen, ob sie den Weg über das offene Meer überleben werden. Darunter auch sein bester Freund.
Mohammad selbst hat mit vier Jahren das Schwimmen gelernt, sein Vater hat es ihm damals beigebracht. Während der Fahrt mit dem Schlauchboot nimmt er sich vor: Ich will in Zukunft anderen Menschen das Schwimmen beibringen. Damit sie niemals solch eine Angst vorm Wasser haben müssen!
Doch erstmal landet Mohammad in Augsburg, lernt deutsch, freundet sich mit einer Augsburger Familie an, die ihm beibringt, wie die Deutschen so ticken und was alles wichtig ist in Sachen deutscher Kultur und deutscher Mentalität. Doch dann hört er eines Tages von dem bundesweit einzigartigen Berliner Projekt SPORTBUNT. Menschen mit Fluchthintergrund können hier einen Trainerschein machen, auch einen Schwimmtrainerschein.
Für Mohammad ist klar: Das will er machen, er muss nach Berlin. Also verlässt er 2019 Augsburg, zieht in die Hauptstadt, lebt zunächst mit mehreren Menschen in einem Zimmer, zieht von Unterkunft zu WG, bis er eines Tages tatsächlich eine kleine Wohnung findet. Viel wichtiger ist für ihn ohnehin etwas anderes: Anderen Menschen das Schwimmen beibringen.
Durch SPORTBUNT macht er seinen Trainerschein, wird zudem Rettungsschwimmer und arbeitet bald darauf in einem der zu Coronazeiten eingerichteten Schulschwimmzentren. Alle, die ihn dort bei seiner Arbeit mit den Kindern beobachten, geraten sofort ins Schwärmen - denn der 35jährige Syrer hat eine ganz besondere Gabe: Er kann den Kindern die Angst nehmen. Mit Mohammad trauen sich alle ins Wasser. Weil er den Kindern auf Augenhöhe begegnet. Und manchmal auch, weil er ihre Sprache spricht.
Die deutsche Sprache hat er durchs Schwimmen auch noch viel besser gelernt - wenn ihm auch Worte wie "Seepferdchen" oder "Poolnudel" erst einmal ein ziemliches Rätsel waren. Manchmal tauscht er mit den Kindern auch die Rolle - und er ist der Schüler, der noch besser deutsch lernen will und die Kinder seine Lehrer.
Mittlerweile ist Mohammad selbst Trainerschein-Ausbilder und angestellt beim Berliner Schwimmverband. Sein Traum ist es, eines Tages als Schwimmlehrer an einer Schule angestellt zu sein.
Und was ihn besonders freut: Alle Menschen auf dem Schlauchboot damals haben überlebt. Sein Freund besucht ihn mittlerweile regelmäßig in Berlin. Und dann gehen sie gemeinsam schwimmen.
Apr 03, 202430:34
Folge 60: Tausendmal und mehr

Folge 60: Tausendmal und mehr

Sie wollte an 1000 Tagen hintereinander schwimmen gehen - mittlerweile sind es weit mehr geworden. Für Petra Hünnebeck ist ein Tag nicht mehr vorstellbar, an dem sie nicht wenigstens einmal im Wasser war. See oder Becken - fast egal.
Aber eben dann doch nicht ganz. Denn obwohl ihr der See anfangs nicht sonderlich geheuer war - was zumindest eine von uns sehr gut nachvollziehen kann - ist Petra mittlerweile lieber in offenen Gewässern unterwegs. Hier erlebt sie traumhafte Sonnenuntergänge, angriffslustige Schwäne oder schneebedeckte Ufer - Erfahrungen, die sie jeden Tag auf Instagram teilt.
Aufenommen mit einer GoPro, die sie an einer Boje hinter sich herzieht - eine Idee, die sie von einem bayrischen Anästhesisten übernommen hat. "Der war genauso verrückt wie ich!"
Ihr Auto ist eine fahrende Umkleidekabine mit unzähligen Badeanzügen, Bikinis, Badekappen, Schwimmbrillen und Handtüchern, sodass sie jederzeit abtauchen kann. Am liebsten morgens früh, wenn es langsam hell wird. Eisschwimmen hat es ihr seit Corona besonders angetan. Dann will sie aber nicht in erster Linie Strecke machen - sondern vor allem das Wasser genießen.
Ansonsten legt sie aber auch mal 12 bis 15 Kilometer zurück - mit Lust auf mehr. Dazu gehört für sie auch ein Trainingsprogramm - "sonst komme ich ja nicht weiter!", das sie aber meist in der Halle absolviert. Immer so, dass die Lehrerin rechtzeitig zum Unterricht wieder trocken ist - ihre Schüler:innen und Kolleg:innen kennen das schon, dass sie morgens immer mit nassen Haaren kommt.
Für ihre Sicherheit im See sorgt sie, in dem sie immer am Ufer entlang schwimmt - "sodass ich mich ohne Probleme retten kann". Und auch wenn sie es immer noch nicht schön findet, wenn Wasserpflanzen oder anderes Grünzeug ihren Körper berühren - sie hat sich daran gewöhnt. "Und Schlingpflanzen gibt es in Deutschland nicht!"
Die 1000 Tage hat sie mittlerweile längst überschritten - aufhören will die 55jährige deshalb aber noch lange nicht. Im Gegenteil: Sie hat schon ihre nächsten Ziele vor Augen: Eine mehr als 30 Kilometer lange Strecke im Sommer zum Beispiel - oder auch mal alle über 60 Berliner Bäder durchschwimmen.
www.instagram.com/peti.goes.swim/

Mar 27, 202446:24
Folge 59: Schwimmen ist bunt

Folge 59: Schwimmen ist bunt

Sport für Menschen mit Fluchterfahrung - das ist die Mission von Sandra Kilbert und ihrem Team bei SPORTBUNT. Im Rahmen des Berliner Masterplans Integration und Sicherheit, so heißt es auf ihrer Webseite, soll mit dem Projekt „SPORTBUNT – Vereine leben Vielfalt“ die Integration im und durch Sport ermöglicht werden. Und natürlich werden hier auch Schwimmlehrer:innen ausgebildet - im aktuellen Jahrgang immerhin 20 Menschen, 12 Männer und 8 Frauen.
Ausgebildet werden sie zu Schulschwimmtrainer:innen - eine Initiative, die infolge von Corona 2021 entstanden ist. Weil die Zahl der Kinder, die nicht schwimmen konnten, in dieser Zeit rapide angestiegen ist, wurden so genannte Schulschwimm-Zentren in Berlin gegründet. Und die bei SPORTBUNT ausgebildeten Schwimmtrainer:innen mit Fluchterfahrung unterstützen dort die Lehrerinnen und Lehrer dabei, den Kindern das Schwimmen beizubringen.
Menschen zu finden, die Lust dazu haben, sei überhaupt nicht schwierig, erzählt Sandra. SPORTBUNT hat bereits seit 2017 fast 300 Menschen mit Fluchterfahrung zu Übungsleitern mit C-Lizenz im Breitensport aus, das ist für alle die Basis. Und dann kann man sich weiterqualifizieren - zum Beispiel zum Schulschwimmtrainer.
Es gibt allerdings auch so genannte Quereinsteiger - die gleich die Ausbildung zum Schwimmtrainer machen. Weil sie beispielsweise schon in ihrer Heimat als Schwimmlehrer gearbeitet haben oder dort geschwommen sind. SPORTBUNT geht auch in die Unterkünfte, um gezielt nach Interessierten zu suchen oder macht Veranstaltungen, wie beispielsweise das jährliche Sportfest der Willkommensklassen.
Wer Schulschwimmtrainer:in werden will, muss allerdings sehr gute Sprachkenntnisse haben, denn eine Übersetzung gibt es bei der Ausbildung nicht. Trotzdem ist das Interesse der Geflüchteten mittlerweile so groß, dass es Wartelisten gibt. Sie kommen aus dem Libanon, Syrien, der Ukraine, Afghanistan, Nigeria und aus vielen Ländern mehr - und alle sind in den Jahren seit 2015 nach Deutschland gekommen. Manche sind erst seit 6 Monaten hier, andere schon acht Jahre. Für die Vereine und Schulschwimmzentren ein großer Gewinn! Denn viele Kinder, die traumatische Erfahrungen hinter sich haben, tun sich leichter ins Wasser zu gehen, wenn der Trainer oder die Trainerin ihre Muttersprache spricht.
Ziel der Ausbildungen bei SPORTBUNT ist möglichst eine Festanstellung. In einem Schulschwimmzentrum, bei den Berliner Bäderbetrieben oder einem Verein, je nach Bedarf und Möglichkeiten. Von den rund 60 bislang ausgebildeten Schwimmtrainer:innen sind 5 fest bei den Berliner Bäderbetrieben angestellt worden, andere wurden an Schulen angestellt oder arbeiten in Vereinen.
SPORTBUNT hilft Menschen mit Fluchterfahrung übrigens auch bei der Suche nach einem passenden Verein, wenn sie einfach nur Sport machen wollen - und zwar egal in welcher Sportart..
Gefördert wird SPORTBUNT vom Berliner Senat. Entstanden ist die Idee 2015, als sehr viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Und das nächste Sportfest für Berliner Willkommensklassen findet voraussichtlich am 9. Juli statt.
sportbunt.de/
sportbunt.de/fuer-gefluechtete/sportangebote/details/angebot/show/schwimmen/
sportbunt.de/fuer-gefluechtete/ausbildung-zumr-schwimm-trainerin-fuer-schulkinder/
sportbunt.de/de/aktuelles/news/details/artikel/sportfest-fuer-willkommensklassen-der-berliner-schulen/
www.lsb-berlin.de/
Mar 20, 202432:04
Folge 58: Weltmeister im Luftanhalten

Folge 58: Weltmeister im Luftanhalten

Die Seepferdchen-Prüfung hat Daniel Weißhoff als Kind nicht auf Anhieb geschafft. Nicht, weil er nicht schwimmen konnte. Sondern weil er schon damals den Kopf lieber unter Wasser hielt. Als Grundschüler tauchte er 38 Meter ohne Flossen, als Jugendlicher dann sogar 83 Meter. Heute kann er über sechseinhalb Minuten ohne Luft zu holen unter Wasser bleiben - und im Januar 2024 stellte er einen neuen Weltrekord auf:
Beim Freedive Everesting in Siegburg tauchte Daniel Weißhoff 222mal 20 Meter tief runter und wieder rauf - und schaffte so unter 13 Stunden eine Strecke von 8880 Metern!
Wir halten auch schon die Luft an vor lauter Ehrfurcht. Aber der Vater von drei Kindern ist ein total netter Typ. Bis Mitte 20 habe er keine Ahnung davon gehabt, erzählt er, dass Apnoe-Tauchen - auch Free-Diving genannt - eine eigene Sportart ist und er offenbar ein ganz besonderes Talent dafür hat. Davor hat er schwimmerischen Fünfkampf gemacht, also 100 Meter, 2x50 Meter, 25 Meter Tauchen und zwei Kunstsprünge vom Einer oder Dreier. Aber die Trainingsgruppe löste sich auf und Daniel entschloss sich, das zu tun, was ihm am meisten Spaß macht - und trat in den Berliner Tauchsportclub ein.
Am Anfang tauchte er vor allem im Pool. Mittlerweile liebt er es, so lange wie möglich am Grund eines Sees auszuharren. Die Stille. Die Dunkelheit. Einfach nur für sich sein.
Und dabei gleichzeitig zu wissen, dass er noch lange genug die Luft anhalten kann, um in aller Ruhe wieder an die Oberfläche zurücktauchen zu können. Ganz ungefährlich ist das nicht. Der Druckausgleich muss geübt sein, damit die Lunge nicht kollabiert.
Daniels Erfahrung: Je ruhiger er wird, desto besser ist seine Leistung. Und damit wir uns das noch besser vorstellen können, nimmt er uns einfach mal auf einen Tauchgang mit. Theoretisch natürlich, denn wir können gerade mal ne gute Minute die Luft anhalten. ÜBER Wasser.
Aber länger Luft anhalten kann man lernen, sagt Daniel und gibt uns gleich mal ein paar Übungen mit: Zum Beispiel abends im Bett zwei bis drei Minuten entspannen, ohne auf die Atmung zu achten. Dann zwei-, dreimal ein bisschen tiefer einatmen, Luft holen und dann entspannt die Luft anhalten, solange man kann. Pro Abend drei Durchgänge - und jeweils bei Durchgang zwei und drei versuchen, fünf bis zehn Sekunden länger die Luft anzuhalten. "So mancher ist überrascht, was man da schon nach wenigen Tagen schaffen kann", sagt Daniel.
Wir haben es noch nicht ausprobiert, aber Daniel muss es wissen. Denn in seiner Tauchschule bringt er auch anderen das (länger) Tauchen bei. Mittlerweile, sagt er, sei Apnoe-Tauchen fast schon zu einem Trendsport geworden. Früher kannte man sich in Berlin untereinander, heute seien hier dann doch schon mehrere hundert ohne Sauerstoffflaschen unter Wasser unterwegs. Um mit wenig Equipment die Ruhe der Natur zu genießen.
www.freediving-center-germany.de/team/daniel-weisshoff/
www.youtube.com/watch?v=92g5qO_JWS4
unterwasserwelt.de/222-mal-auf-20-meter-tiefe-getaucht-rhr-weltrekord-im-freedive-everesting-von-daniel-weisshoff-im-d4l/
Mar 13, 202441:00
Folge 57: Faszination Ganzjahresfreibad

Folge 57: Faszination Ganzjahresfreibad

Die Chlorsängerinnen sind auf Betriebsausflug! Wir fahren nach Hamburg. Denn dort gibt es Ganzjahresfreibäder. Also Schwimmbäder, in denen man das ganze Jahr über drinnen UND draußen schwimmen kann! Begeistert machen wir uns an einem Samstag im Februar - Außentemperatur 7 Grad - morgens um 6:30 Uhr auf den Weg.
Als erstes nach Rahlstedt, in Hamburgs jüngstest Ganzjahresbad. Das Hallenbad mit seinem 25-Meter-Becken gibt es schon viele Jahre. Seit 2021 hat es auch ein Außenbecken, ebenfalls 25 Meter lang und mit einer Wassertemperatur von 28 Grad einfach nur herrlich an diesem Morgen! Wir teilen uns das Becken mit nur einem anderen Schwimmer und sind regelrecht geflasht, als wir aus dem Wasser steigen. Allerdings: Nicht alle sind begeistert: Um das Ganzjahresfreibad möglich zu machen, wurde an anderer Stelle ein Sommerbad geschlossen, das Grundstück verkauft. Da das Bad in Rahlstedt weit weniger Außenfläche hat, ist es im Sommer hier ganz schön eng, hören wir. Das gefällt nicht jedem.
Wir fahren weiter, nach Eppendorf, ins Holthusen-Bad. 1914 eröffnet ist es eines der ältesten Bäder der Hansestadt. Und scheinbar das Lieblingsbad vieler Hamburger Familien! Mit Therme und Wellenbad, in das auch wir uns erstmal stürzen - herrlich!
Draußen dann - wie in Rahlstedt mit einer Schleuse verbunden - ein dampfendes 25-Meter-Becken, Wassertemperatur 25 Grad. Kostet uns null Überwindung - und die überaus freundliche Schwimmmeisterin macht sogar schnell noch ein paar Beweisfotos von uns.
Nach dem Schwimmen treffen wir uns mit Karin Hopert, sie ist Leiterin der strategischen Angebotsentwicklung im Hamburger Bäderland und sichtlich stolz auf das Hamburger Bäderangebot - den deutlich höheren Preis als in Berlin findet sie durchaus gerechtfertigt. 7,50 Euro für die Einzelkarte, die in manchen Bädern nur für anderthalb Stunden gilt - ein Besuch im Kino koste mehr, findet sie. Außerdem gäbe es viele Ermäßigungsangebote.
Es gibt auch Überlegungen, die großen Außenanlagen der Hamburger Sommerbäder ganzjährig zu nutzen - das wurde bislang allerdings als zu riskant bewertet, so Karin Hopert. Die großen Becken seien im Winter nicht nutzbar, das Wasser müsse aber drinbleiben, damit es nicht zu Frostschäden kommt. Und da könnte dann jemand reinfallen, das sei zu gefährlich. Und Zäune keine Option.
Unsere Beobachtung, dass man in Hamburg seine Schuhe nicht vor der Umkleide ausziehen muss, nimmt sie mit Verwunderung zur Kenntnis. Das Berliner Modell - Schuhe aus! - sei in Hamburg nicht vorstellbar. Sichtbar stolz ist sie aber auf die längeren Öffnungszeiten - mitunter sogar bis 24 Uhr! Und auch im Sommer haben manche Bäder deutlich länger als bis 20 Uhr geöffnet.
Wir freuen uns sehr, dass sie sich für uns an einem Samstag Zeit genommen hat - und ziehen weiter in die Schwimmoper. Dort gibt es zwar kein Außenbecken mehr - aber die frisch sanierte Alsterschwimmhalle ist ein Wunderwerk der Superlative! Sechs Schwimmbecken, darunter ein 50x25-Meter-Becken, ein 25-Meter-Becken, ein Sprungturm mit 3 und 5 Metern, ein Entspannungsbecken, von dem man aus einen Rundumblick in die Halle hat, eine Saunalandschaft und vieles mehr. Nachdem wir auch dort unser Bahnen gezogen haben, sind wir erschöpft - aber glücklich!
Unser Fazit:
Ganzjahreschwimmbäder sind großartig - die wollen wir auch in Berlin!
Föhne sind in Hamburg umsonst - das ist super.
Und noch eins fanden wir richtig gut: In Hamburg kann man auf der Webseite des Bäderlands nachschauen, welche Bahnen belegt und welche frei sind. Das ist ein toller Service, weil man dann weiß, wieviel Platz für die Öffentlichkeit zur Verfügung steht. In Berlin heißt es immer nur „eingeschränkte Wasserfläche“. Und keiner weiß, was das genau bedeutet.
www.baederland.de/
www.baederland.de/baeder/ganzjahresfreibaeder/
www.baederland.de/baeder/standorte/familienbad-rahlstedt/
www.baederland.de/baeder/standorte/holthusenbad/
www.baederland.de/baeder/standorte/alsterschwimmhalle/





Mar 06, 202441:40
Folge 56: Träumerei aus dem Prinzenbad

Folge 56: Träumerei aus dem Prinzenbad

Marina Sylla, Manuel Heck und die anderen von Pool Potentials haben eine Vision: Sie wollen die Berliner Sommerbäder das ganze Jahr über nutzbar machen! Entstanden ist die Idee während ihre Architekturstudiums. Denn rund zwei Drittel des Jahres sind die Flächen der Sommerbäder ungenutzt - also rund 500.000 Quadratmeter, die man doch eigentlich auch anders nutzen könnte: Für Spaziergänge, Werkstätten, Theateraufführungen oder Märkte - und vielleicht sogar auch zum Schwimmen im Frühjahr, Herbst oder Winter! Und das möglichst gemeinwohlorientiert.
Eine von uns ist sofort elektrisiert, die andere bleibt skeptisch: Und dann zertrampeln die den ganzen Rasen, der im Sommer ohnehin schon ganz schön leiden muss? Aber natürlich haben Marina und Manuel auch dafür schon Ideen. Und die haben sie sich nicht allein ausgedacht, sondern Umfragen unter Menschen gemacht, die die Schwimmbäder im Sommer besuchen. Und festgestellt: Mit dem Berliner Prinzenbad könnte man doch schon mal anfangen, konkret zu werden!
Denn in Kreuzberg ist der Bedarf an Freiflächen besonders hoch - einfach weil es hier nicht viele gibt. Und weil hier sehr viele Menschen auf engem Raum zusammenwohnen. Also wurde die Nachbarschaft rund um das Prinzenbad zusammengetrommelt und gemeinsam in einer Projektwerkstatt ganz konkrete Vorschläge erarbeitet.
Die Umsetzung ist jedoch nicht einfach, auch wenn das Interesse des Bezirks, des Senats und auch der Bäderbetriebe durchaus da ist. Trotzdem: Es gilt viele Fragen zu klären: Wie kann man die Ideen finanzieren? Wie sorgt man für Sicherheit, dass keiner ins mit Wasser befüllte Becken fällt? Denn das muss im Winter drin bleiben, damit die Rohre nicht zufrieren, ist aber nach jetzigem Stand zum Schwimmen nicht geeignet.
Trotzdem wollen Marina und Manuel nicht so schnell aufgeben. Eine erste Maßnahme ist für Ende 2024 bereits geplant. Was genau - das wollen sie noch nicht verraten. Aber wir schauen es uns dann an - versprochen!
poolpotentials.de/

Feb 28, 202443:15
Folge 55: Alles schwimmt auf ihr Kommando

Folge 55: Alles schwimmt auf ihr Kommando

Sie kam eigentlich eher durch Zufall zu ihrem Job: In Spandau zog Annika Gellert mit ihrer kleinen Familie zufällig in das Haus neben den Leiter des Schwimmbads im Sport Centrum Siemensstadt. Und der kriegte schnell mit, dass sie aus dem Leistungssport kommt. Also fragte er sie mal eben über den Gartenzaun, ob sie nicht Lust hätte Schwimmkurse zu geben.
Und das hat ihr von Anfang an totalen Spaß gemacht. Dabei hatte Annika nach dem Ende ihrer aktiven Zeit jahrelang einen großen Bogen um jedes Schwimmbecken gemacht. Erst während der Schwangerschaft mit ihrer Tochter entdeckte sie die Bewegung im Wasser neu. Mittlerweile ist sie die Leiterin der Schwimmschule mit insgesamt 26 Trainern und Trainerinnen.
Die Schule ist Teil des Berliner Sport Centrums Siemensstadt, an die praktischerweise auch der Verein SC Siemensstadt angegliedert ist. Sollte sich also schon während der ersten Schwimmkurse herausstellen, dass da ein kleiner Welbrock oder eine kleine Köhler heranwächst, kann es danach gleich im Verein weitergehen.
Die gute Nachricht: Es gibt praktisch keine Wartezeit in der Schwimmschule von Annika Gellert. Allerdings kosten die Kurse auch etwa doppelt so viel wie bei den Berliner Bäderbetrieben oder in einem Verein - dafür wird hier pro Kurs ein Vierteljahr lang zweimal die Woche geübt.
Schwimmen lernen können im SCS nicht nur Kleinkinder, sondern auch Erwachsene, Anfänger und Fortgeschrittene. Da war dann auch mal ein 83jähriger dabei, der sich auf Drängen seiner Kinder entschlossen hatte, doch noch schwimmen zu lernen, erzählt Annika. Und nach einem halben Jahr konnte er tatsächlich die Seepferdchenprüfung ablegen!
Oft sind es aber auch Zugewanderte, die nie Schwimmunterricht hatten, die zu ihr kommen. Oder Menschen, die sich in der Schule durchgemogelt haben und jetzt doch richtig schwimmen können wollen - mit ihren Kindern zum Beispiel. Trotzdem haben gerade Erwachsene im Wasser erstmal sehr große Angst. Anke Gellerts Rezept: Ganz viel reden! Damit sie irgendwann Vertrauen fassen. Und: Alle Trainer gehen mit ins Wasser. Und sind somit sofort greifbar.
Auch Menschen mit Beeinträchtigungen sind hier willkommen, das Programm nennt sich SchwaP. Die Idee entstand, weil Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen oft eine andere, intensivere Betreuung brauchen. Die SchwaP-Trainerin hat deshalb eine zusätzlichen Rehaschein und Erfahrungen mit Menschen mit Behinderungen. Es gibt zudem einen Lifter, einen Nass-Rollstuhl und Umkleiden extra für Rollstuhlfahrer:innen.
SchwaP ist in dem Sinne kein Kurs, sondern bei SchwaP wird man Mitglied. Kinder sind hier genauso zu finden wie Menschen über 60. Allerdings: Für SchwaP gibt es lange Wartezeiten. Denn Trainer in diesem Bereich sind rar.
Doch auch die anderen Schwimmtrainer sind heiß umworben. Bei Annika Gellert sind allerdings viele Trainer aktiv, die selber hier schwimmen gelernt haben. Annika Gellert setzt weiter auf dieses Konzept - und bietet Schwimmschüler:innen Unterstützung dabei an, selber mal Trainer:innen zu werden.
Im Sommer macht die Schwimmschule regelmäßig Camps, in denen Kinder ab Seepferdchen-Niveau den ganzen Tag schwimmen können. Viele gehen danach mit dem nächsten Schwimmabzeichen nach Hause. Ab Mai lohnt es sich für alle Interessierte, mal auf die Webseite zu schauen!
www.scs-berlin.de/uber-uns/team/schwimmbad/
www.schwimmen-berlin.de/schwap/
Feb 21, 202432:06
Folge 54: Pommes mit Respekt

Folge 54: Pommes mit Respekt

Heute sind wir an einem Ort, wo man Kalorien abbauen kann - wenn man schwimmen geht - oder sich welche zuführen: Im Restaurant „Seepferdchen“, dem Bistro im Berliner Kombibad Seestraße. Zu Gast bei uns ist der Chef, Ersan Gümüsboga, der das Bistro nicht nur jetzt im Winter betreibt, sondern auch im Sommer die zahllosen hungrigen Badegäste mit Pommes, Cola und anderen Snacks versorgt. Seit 20 Jahren macht Ersan das jetzt schon - und das offenbar immer noch gern. Schließlich könne er hier in Badelatschen zur Arbeit gehen, scherzt er, und im Gegensatz zu seinem früheren Job in einem Moabiter Zeitungsladen muss der gelernte Schweißer und Schlosser auch nicht so früh aufstehen. Ohne Frage trotzdem ein hartes Geschäft, dem er da nachgeht, auch wenn Ersan einen sehr entspannten Eindruck macht. Im Winter läuft das Ganze recht gut, erzählt er, von 11 bis 20 Uhr (am Wochenende 10-17 Uhr) sind mehr oder weniger immer Gäste da, die sich nach oder vor dem Schwimmen nochmal stärken wollen. Und: In den Wintermonaten kann man den Laden am Wochenende abends auch mieten - für ein Geburtstags-, Weihnachts- oder Hochzeitsfest oder was immer man zu feiern hat, 90 bis 100 Gäste haben hier locker Platz. Und das Ambiente ist besonders für Schwimmliebhaber:innen großartig: Die Längswand des Bistros ist aus Glas, während unseres Gesprächs schauen wir auf die Nichtschwimmer, direkt dahinter das 50-Meter-Becken, so sind wir fast mittendrin in der Schwimmhalle. Für uns jedenfalls eine herrliche Aussicht! Der Winter ist für Ersan Erholung. Im Sommer dagegen kommen bis zu 12.000 Menschen an einem Tag ins Freibad Seestraße - und fast alle sind hungrig. Da hilft nur: ruhig bleiben, sagt der Chef und schmunzelt. Natürlich sei das stressig und laut, und manchmal gehe es auch etwas rabiat zu, vor allem, wenn die Leute in der Hitze mal länger warten müssen - aber dass im Freibad ständig Randale sei, wie es im letzten Sommer mal wieder hieß, kann er nicht bestätigen. Dabei liegt das Schwimmbad mitten im Wedding und ähnlich wie in Neukölln sind auch hier sehr viele Jugendliche zu Gast, bei denen das Testosteron immer mal wieder in die Höhe schießt. Und doch liest man praktisch nie von Auseinandersetzungen im Schwimmbad an der Seestraße. Ob das auch an Ersan liegt, der seine Pappenheimer genau kennt und weiß, wie er mit ihnen umgehen muss - das würde der türkeistämmige Bistro-Chef so nie behaupten. Er weiß einfach, dass besonders muslimische Jungs ihm mit großem Respekt begegnen - weil er selber Muslim ist. Ersan-Abi eben. Und er kann auch nicht bestätigen, dass es in den letzten Jahren schlimmer geworden sei, die Jugendlichen schlechter erzogen oder brutaler. „Starke Affen“, wie Ersan sie nennt, habe es früher genauso gegeben wie heute. Mit 18, 19 kämen sie dann langsam zu Vernunft. Daran habe sich nach seiner Erfahrung nichts geändert. Und vieles werde einfach völlig überzogen dargestellt - und meist gar nicht so wild. Ersan hat viele Menschen im Schwimmbad aufwachsen sehen und freut sich über jeden, der auch als Erwachsener noch kommt. „Das ist eine Gemeinschaft, man kennt sich einfach. Fast wie eine Familie.“ Selber schwimmen geht er allerdings selten - leider, wie er sagt. Aber auch da bleibt er entspannt. https://www.spacebase.com/de/venue/restaurant-seepferdchen-berlin-restaurant-seepferdchen/ https://www.berlinerbaeder.de/baeder/detail/kombibad-seestrasse-hallenbad/ https://www.berlinerbaeder.de/baeder/detail/kombibad-seestrasse-sommerbad/


Feb 17, 202433:30
Folge 53: Der Marathonschwimmer

Folge 53: Der Marathonschwimmer

Fünf der Ocean´s Seven hat er bereits geschafft - als Extremschwimmer würde sich Matthias Kaßner trotzdem nicht bezeichnen. Er mag es lieber, Marathonschwimmer genannt zu werden.
In der Küche seiner Neuköllner Wohnung hängen zahlreiche Urkunden seiner Erfolge: Die Straße von Gibraltar war die erste Meerenge, die er überwunden hat und danach folgten viele weitere Abenteuer.
Angefangen hat alles, als er vor Jahren beim Berliner Müggelseeschwimmen das Freiwasser für sich entdeckt hat. Vor allem längere Strecken haben es ihm angetan. Die 16 Kilometer lange Straße von Gibraltar war 2010 sein erstes Soloschwimmen - und das erste durch´s offene Meer. Danach konnte Kaßner nicht mehr aufhören.
Oft war seine Frau Ina im Beiboot dabei - allerdings hat Matthias schon manchmal ein schlechtes Gewissen, was er ihr so alles zugemutet hat. Denn so hat sie immer hautnah mitbekommen, wenn es ihm nicht gut ging. Zum Beispiel im 33 Kilometer langen North Chanel zwischen Irland und Schottland, bei 13 Grad Wassertemperatur und 10 Grad Lufttemperatur nur in Badehose. Am Ende war er so erschöpft, dass er an der felsigen Küste nicht an Land kam und sich diverse Schrammen zuzog.
Der Kapitän hat ihn dann ins Boot geholt, das Schwimmen war überstanden - aber die Geschichte noch nicht zuende: Denn plötzlich, Stunden später, hustet Matthias Blut. Im Krankenhaus heißt es dann, er habe sich eine Lungenentzündung zugezogen. Eine Behandlung mit Antibiotika schlägt glücklicherweise gleich an.
Solche Erfahrungen sind extrem, auch für die Angehörigen - aber trotzdem würde Matthias nie darauf verzichten wollen. Er liebt es, im Freiwasser zu schwimmen, Trainingscamps zu absolvieren, Menschen auf der ganzen Welt kennenzulernen und so neue Freunde zu gewinnen. Und auch die Naturerlebnisse sind für ihn immer wieder atemberaubend. Oder einfach die Aussicht - wie bei seinem Schwimmen rund um Manhattan.
Was ganz Besonderes war die 30 Kilometer lange Tsugaru Strait in Japan für ihn. Das erste Schwimmen der Ocean´s Seven, was er nicht auf Anhieb geschafft hat. 7000 Euro kostete allein der Wettkampf, ohne Anreise und Übernachtung - deshalb wollte Matthias es trotz Bronchitis unbedingt schaffen. Aber das Meer ist tückisch an dieser Stelle, es gibt nicht nur Haie, sondern eine sehr starke Strömung, die die Schwimmer einfach wegdrücken kann.
Schon in der ersten Stunde war klar - er wird es nicht schaffen. Ein Jahr später hat er es noch einmal versucht - und war erfolgreich. Darauf ist er heute besonders stolz.
Ob er die beiden letzten Schwimmen der Ocean´s Seven noch machen wird, weiß er noch nicht. Während der Corona-Zeit ging das sowieso nicht - also hat er sich ein heimisches Solo-Schwimmen ausgedacht: 30 Kilometer rund um die Berliner Müggelberge. Das war ihm ein besonderes Vergnügen - und das nicht nur, weil es auch ein bisschen verboten war.
Sechs Tage die Woche trainiert Matthias Kaßner, um fit zu bleiben, insgesamt meist zwischen 25 und 35 Kilometer. Immer nach seiner Arbeit als Ingenieur. Und das Marathonschwimmen allein reicht dem 56jährigen Berliner längst nicht mehr: Weil er bei jedem Wetter im Freiwasser schwimmen wollte, hat er seit einigen Jahren auch das Eisschwimmen für sich entdeckt. Und in dieser Disziplin sogar an zwei Weltmeisterschaften teilgenommen. Sein Trick? Ruhig atmen! Und sich vom Zittern danach nicht beunruhigen lassen. Denn wenn der Körper zittert, wärmt er sich wieder auf.
Eins aber gibt Matthias Kaßner unumwunden zu - wenn er eine Meerenge durchquert, ist das Schwimmen nicht nur reines Vergnügen für ihn. Besonders, wenn der Magen rebelliert. Und auch Panikgefühle sind ihm nicht unbekannt. Aber das Glücksgefühl danach möchte er nicht missen: „Es ist einfach meine Leidenschaft!“
www.openwaterpedia.com/wiki/Matthias_Ka%C3%9Fner
longswims.com/p/matthias-kassner/
www.deutschlandfunkkultur.de/eisbaden-vom-warmduscher-zum-winterschwimmer-100.html
www.schwimmkalender.de/sk_documents/Interview_Kassner.pdf





Feb 07, 202455:15
Folge 52: Aller Anfang ist - zauberhaft!

Folge 52: Aller Anfang ist - zauberhaft!

Diesmal sind wir zu Gast bei Tini in der Schwimmhalle an der Finckensteinallee - eigentlich ein Meer, wie Ute immer sagt, denn das Schwimmbecken ist 50x25 Meter groß. Heute sind zwanzig 25-Meter-Bahnen abgeleint, zahlreiche Vereine sind mit ihren Schützlingen in der Halle um zu trainieren - auch die ganz Kleinen. Fünf angehende kleine Seepferdchen ziehen auf der letzten Bahn ihre Kreise: Auf dem Rücken schwimmend, mit Flossen an den Füßen und Schwimmkissen um den Bauch - und vor allem mit strahlenden Gesichtern!
Sie machen bei der Schwimmgemeinschaft Steglitz Berlin e.V. ihre ersten Erfahrungen im Wasser - und eben hier ist Martina Lorenczat - von allen nur Tini genannt - zuständig für die Schwimmausbildung. Das Besondere an diesem Verein: Je nachdem, wo die Kleinen ihr Seepferchen machen, können sie zuerst Brust oder Rücken lernen. In flachen Gewässern starten sie mit Brust, in tieferem Wasser, wie hier an der Finckensteinallee, wird als erstes das Schwimmen auf dem Rücken gelehrt. Der Vorteil: Besonders die Beinbewegung kennen die Kinder bereits vom Krabbeln und Laufen. Sie üben gleich die richtige Wasserlage und: Sie müssen nicht sofort mit dem Gesicht ins Wasser. Das kostet nämlich doch noch Überwindung!
Außerdem ist es vom Rückenschwimmen zum Kraulen nur ein kleiner Schritt. Allerdings - es dauert etwas länger, bis sich die Kinder so sicher fühlen, dass sie sich über Wasser halten können. Beim Brustschwimmen dagegen geht das relativ schnell. Viele Eltern finden es deshalb besser, wenn ihr Kind zuerst Brustschwimmen lernt, erzählt Tini. Eine sehr deutsche Eigenart - denn besonders in angelsächsischen Ländern legt man schon seit Jahrzehnten Wert darauf, dass Kinder gleich Rücken- und Kraulschwimmen lernen. Und auch Leistungsschwimmerin Franziska van Almsick hält das für die bessere Variante.
So oder so - mit einem guten Vierteljahr muss man rechnen, bis die Kleinen so sicher sind, dass sie ihre Seepferchenprüfung ablegen können: 25 Meter schwimmen, vom Beckenrand springen und einen Gegenstand aus schulterhohem Wasser rausholen. Und auch dann sind sie noch keine sicheren Schwimmer! Man sollte sie also im Pool oder im Meer auch danach nicht aus den Augen lassen!
Und - wer sein Kind zum Seepferdchen-Kurs anmelden will, muss mit einer sehr langen Wartezeit rechnen. Beim SG Steglitz dauert die rund ein Jahr, woanders ist es nicht besser. Gerade die Kurse der Berliner Bäderbetriebe sind oft schneller ausgebucht, als man gucken kann. Tini bedauert das sehr. Wenn es nach ihr ginge, sollten alle so schnell und gut wie möglich schwimmen lernen. Sie selber konnte es schon mit anderthalb und das Becken hat sie nach Leistungsschwimmerin- und Wasserball-Karriere bis heute nicht losgelassen.
Grund für die langen Wartezeiten sind ihrer Erfahrung nach aber nicht nur die knappen Wasserzeiten in den Schwimmbädern - es fehlt überall an (ehrenamtlichen) Trainer-innen. Denn dafür braucht man nicht nur Rettungsschwimmer- und Trainerschein, sondern auch Lust - und Zeit! Und einen Platz in einem Ausbildungskurs - denn auch die sind rar gesät.
Ein Dilemma, finden wir. Deshalb - vielleicht habt ihr ja Lust, euch in dieses Abenteuer zu stürzen?
www.dlrg.de/mitmachen/schwimmausbilder-werden/ausbilder-schwimmen/
sportbunt.de/fuer-gefluechtete/ausbildung-zumr-schwimm-trainerin-fuer-schulkinder/
www.dsv.de/schwimmen/bildung/
www.berliner-schwimm-verband.de/seminare/
www.sg-steglitz.de/
Jan 31, 202430:32
Bestimmt verpasst: Die Lebensretter

Bestimmt verpasst: Die Lebensretter

Diesmal sprechen wir mit zwei Menschen, die einen großen Teil ihrer Freizeit damit verbringen, dafür zu sorgen, dass Menschen aus dem Wasser gerettet werden - ehrenamtlich und unentgeltlich. Denn Micky und Ines arbeiten beide bei und für die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Ines ist Rettungstaucherin und sucht nicht nur nach vermissten Personen, sondern auch mal nach Brieftaschen oder Eheringen. Micky ist mit dem DLRG groß geworden und nicht nur Vorsitzende der Bezirksjugend Steglitz-Zehlendorf, sie hat mit der Abteilung Rettungswettkampf auch schon den Zukunftspreis Berliner Sport gewonnen, hat selber das Rettungsschwimmabzeichen Silber und bringt anderen das Rettungsschwimmen bei.
Beide sind mit Feuereifer dabei, auch Mickys Sohn ist mittlerweile aktives DLRG-Mitglied. Doch zusammen mit dem DLRG stoßen sie auch immer wieder an Grenzen: Der Andrang für Schwimmlernkurse ist so groß, dass man sich auf die Warteliste für die Warteliste setzen lassen muss. Die Wartezeit für Rettungsschwimmerkurse beträgt im Schnitt etwa zwei Jahre. Es fehlt an Wasserzeiten in den Bädern und an Ehrenamtlichen, die nicht nur am Beckenrand stehen, sondern sich auch um Organisation und Verwaltung kümmern.
Dabei werden gleichzeitig Rettungsschwimmer händeringend gesucht: Nicht nur an Seen und Badestellen - auch in Schulen! Denn wenn Kinder in der dritten Klasse schwimmen lernen, muss immer jemand dabei sein, der mindestens den Rettungsschwimmer in Silber hat.
Der hat es übrigens durchaus in sich. Mal eben so die Prüfung ablegen gelingt den wenigsten, das Abschleppen in Kleidung, Tauchen nach Ggenständen und das Hochziehen eines erschöpften oder bewusstlosen Menschen über den Beckenrand muss in der Regel erstmal geübt werden.
Aber warum nicht? Wir haben dann doch ein wenig Lust bekommen. Statt ein Leistungs-Schwimmabzeichen zu machen, könnte Ute sich auch vorstellen, Rettungsschwimmerin zu werden. Und Martina liebäugelt ebenfalls damit - Kindern zu ermöglichen, schwimmen zu lernen, ohne dass sie dabei Schaden nehmen, ist ja auch keine schlechte Sache.
Wer einen Schwimmlernkurs oder einen Rettungsschwimmer-Kurs bei der DLRG machen will, muss übrigens DLRG-Mitglied sein. Doch die Kosten halten sich in Grenzen - ein Erwachsener beispielsweise zahlt 70 Euro - im Jahr! Kinder und Jugendliche entsprechend weniger.
www.dlrg.de/
Jan 24, 202440:00
Bestimmt verpasst: Exot im Schwimmbad

Bestimmt verpasst: Exot im Schwimmbad

In dieser Folge ist Frank unser Gast. Schwimmen hilft ihm fit zu bleiben, Wasser ist sein Element. Hier kann er alle Gliedmaßen bewegen und er fühlt sich einfach nur gut. Denn wenn Frank nicht im Wasser ist, sitzt er im Rollstuhl Er hat eine seltene chronische Erkrankung, die dazu führt, dass seine Gelenke versteift sind.
Sein Lieblingsbad ist das Sommerbad Pankow in Berlin. Aber nicht, weil es so behindertengerecht ist. Sondern obwohl es das, wie praktisch alle Berliner Sommerbäder, eben nicht ist.
Frank nimmt uns mit zu einem typischen Besuch ins Schwimmbad und erzählt, wo überall Barrieren lauern: Das fängt schon mit dem fehlenden Behindertenparkplatz an und hört kurz vorm Beckenrand nicht auf: Mit seinem Rollstuhl kann er nicht durchs Fußbecken fahren. Also muss er an einem Gatter warten, bis einer der Bademeister ihn sieht und ihm aufschließt. Einen Schwenksitz oder Wasserlift gibt es nicht - also muss sich Frank allein irgendwie ins Wasser und auch wieder heraushieven. Was er zum Glück schafft, weil er im Gegensatz zu anderen Rollstuhllfahrer:innen nicht gelähmt ist. Trotzdem ein schwieriges Manöver - immer beäugt von Badegästen, die es überhaupt nicht gewöhnt sind, dass Menschen Im Rollstuhl schwimmen gehen.
Wie auch, wenn die Ausstattung so vieler Schwimmbäder überhaupt nicht darauf ausgerichtet ist. Die neu gebaute Rampe an den sanierten Terassen im Sommerbad Pankow führt nicht etwa zu behindertengerechten Duschen und Toiletten - die sind ganz woanders und in keinem guten Zustand, berichtet Frank.
Deswegen fühlt er sich in seinem Rollstuhl auch immer wieder wie ein Exot, wenn er schwimmen geht. Er hat nicht alle Berliner Bäder getestet - aber einem Hallenbad kann er wirklich gute Noten geben. Und dem Strandbad Plötzensee - denn hier kommt man mit dem Rollstuhl ungehindert bis ans Wasser.
Jan 17, 202431:22
Folge 51: Idealist oder doof?

Folge 51: Idealist oder doof?

Um diesen Job machen zu können, muss man entweder Idealist sein - oder doof. Das hat Badleiter Thomas Nacke vor vielen Jahren von seinem Ausbilder gehört. Wir können definitiv sagen: Doof ist Thomas Nacke ganz sicher nicht! Im Gegenteil: Ihm ist es gelungen, dass er und sein Team in „seinem“ Bad, dem Stadtbad Tiergarten, während der vierjährigen Sanierung deutlich mitgestalten durften. Bei technischen Erneuerungen, dem Umbau der nun behindertengerechten Umkleidekabinen, aber auch bei der Farbgestaltung.
Und das Ergebnis ist überaus sehenswert: Grau- und Rottöne bestimmen neben dem Blau des Wassers die angenehme Stimmung in der Halle, jedes Becken hat seinen eigenen Beckenkreislauf, sodass im kleinen Becken in Zukunft auch Babyschwimmen bei 35 Grad möglich sein wird - und Energie spart das Ganze auch noch. Mit einer ausfahrbahren Wand lässt sich das 50-Meter-Becken entweder ganz in zwei 25-Meter-Becken aufteilen - oder auch nur zur Hälfte! So kommen Schwimmlehrkurse UND geübte Schwimmer:innen gleichzeitig zu ihrem Recht.
Und das ist das, was Badleiter Nacke besonders freut: Im Stadtbad Tiergarten sollen sich nach der Eröffnung am 23. Januar alle wohl fühlen: Vereine, Schulen, Sportler:innen und Spaßbader. Eine Garantie dafür dürfte die Kletterwand am Sprungbecken sein, direkt gegenüber vom 3-Meter-Turm. Damit das Kreischen der Spaßgemeinde hier nicht die anderen Badegäste stört - und gleichzeitig eine sichere Aufsicht möglich ist - ist der Sprung- und Kletterbereich durch eine Wand vom restlichen Bad getrennt. Auch das eine Idee von Thomas Nacke und seinem Team.
Der Badleiter hat noch zu DDR-Zeiten in der Lutherstadt Wittenberge seinen Meister gemacht, die Liebe zog ihn dann in den 90er Jahren nach Berlin. Hier musste er dann „nochmal ganz klein anfangen“, wie er sagt, arbeitete als Fachangestellter für Bäderbetriebe zunächst in der Thomas-Mann-Schwimmhalle in Prenzlauer Berg, in Kaulsdorf, in Buch und in der Schwimmhalle am Sachsendamm in Schöneberg - bis er dann doch endlich Badleiter wurde. Im Sommer im Sommerbad Humboldthain, im Winter im Stadtbad Tiergarten.
Dienst nach Vorschrift ist nicht sein Ding, das merkt man ihm an - auch wenn es ihn nervt, dass er im öffentlichen Dienst jeden einzelnen Bleistift beantragen muss. Umso mehr will er gestalten, wo er gestalten KANN: So entstand in den Jahren vor Corona im Sommerbad Humboldthain die Idee vom so genannten Ramadanschwimmen: In dieser Zeit hatte das Bad bis ein oder zwei Uhr nachts geöffnet, statt der üblichen rund 2000 Gäste waren auch schon mal 10.000 Leute da. Das sei eine tolle Veranstaltung gewesen, sagt Nacke, und man sieht ihm an, dass er immer noch stolz darauf ist.
Sowas geht aber nur, wenn man ein gutes Team hat, auf das man sich 100 Prozent verlassen kann, davon ist der Badleiter überzeugt. Wenn man gemeinsam eine klare Haltung hat - und klare Ansagen macht. Ohnehin - die Stimmung im Team ist ihm wichtig. Und selbstverständlich putzt er als Badleiter Kletterwand, Gänge oder Klos genauso wie seine Kolleginnen und Kollegen. Und auch wenn, wie er sagt, im Humboldthain „das gleiche Klientel“ ist wie im Neuköllner Columbiabad oder in Pankow - hier hört man nie etwas von größeren Auseinandersetzungen.
Trotzdem bedauert Nacke, dass ohne Security kein Bad mehr zu leiten ist - auch nicht das Stadtbad Tiergarten. Dennoch freut er sich schon auf seine Gäste. Am 20. Januar, drei Tage vor der offiziellen Wiedereröffnung, darf schon mal die Nachbarschaft ins Bad - auch so eine Idee von Nacke und seinem Team. 200 Leute, die in der Umgebung wohnen, bekommen eine Einladung in ihren Briefkasten geworfen und haben drei Stunden kostenfreien Eintritt. Es könnte der Beginn einer guten Freundschaft werden.
www.berlinerbaeder.de/baeder/stadtbad-tiergarten/
www.berlinerbaeder.de/baeder/sommerbad-humboldthain/
Jan 10, 202444:45
Folge 50: Das Flussbad

Folge 50: Das Flussbad

Ein Flussbad mitten in Berlin? Ein Traum! Auch Ute bekommt ganz leuchtende Augen, wenn sie davon schwärmt, wie es wäre, durch den knapp 2 Kilometer langen Spreekanal am Humboldt-Forum vorbeizuschwimmen, kraulend das das Bode-Museum hinter sich zu lassen oder einfach nur entspannt mit den Füßen im Wasser rüber zur Museumsinsel zu schauen (Anschauen würde Martina sich das auch, auf jeden Fall!). Doch dieser Traum ist zwar bereits Ende der 1990er Jahre entstanden, doch ob er eines Tages tatsächlich Wirklichkeit werden kann, steht nach wie vor in den Sternen. Wir reden diesmal mit Tim Edler einer der Initiatoren dieses Projekts, heute Projektautor des Vereins Flussbad Berlin. 2012 wurde der Verein von 15 Flussbad-Begeisterten gegründet, heute hat er 500 Mitglieder. Ihm geht es, wie Tim sagt, nicht allein darum, eines Tages durch die Stadt schwimmen zu können. Es geht um einen sauberen Fluss, Zugang zum Wasser, einen attraktiven öffentlichen Ort und eine ökologische Wasserlandschaft. Denn im Moment wird das Wasser in Spree und Spreekanal regelmäßig über mehrere Tage massiv verschmutzt. Der Grund: Die Berliner Mischkanalisation. Dann übersteigt das Regenwasser das Fassungsvermögen der Rohre und der Inhalt wird samt Abwasser aus den Berliner Haushalten und Straßendreck in den Fluss geleitet, mitsamt aller Keime und Bakterien. An den anderen Tagen aber haben Spree und Spreekanal schon jetzt durchaus Badequalität und entsprechen den Grenzwerten der EU-Badegewässer-Richtlinie. Die vom Berliner Kompetenzzentrum Wasser entwickelten Webseite badberlin.de zeigt in einer Art Ampel sogar in Echtzeit, ob das Wasser gerade zum Baden taugt. Möglich machen dies Sensoren an relevanten Überlaufstellen, die im Ernstfall warnen und die Badeampel auf Rot springen lassen. Die Seite läuft zur Zeit im Testbetrieb und ohnehin gilt in Spree und Spreekanal striktes Badeverbot - aber man kann sich einen guten Eindruck davon verschaffen, dass das Flusswasser oft sauberer ist, als man denkt. Knapp 7 Millionen Fördermittel hat der Verein als „nationales Projekt des Städtebaus“ von Bund und Land seit 2014 bekommen - doch das Flussbad gibt es immer noch nicht. Aber viele wichtige Erkenntnisse, wie Tim erzählt: Eine Studie bestätigte bereits 2015 die grundsätzliche Machbarkeit eines Flussbads, ein viereinhalbjähriges Forschungsprojekt kam 2022 zu dem Ergebnis, dass der Aufwand dafür womöglich gar nicht so groß sein müsste wie gedacht. Aber es gibt auch kritische Stimmen: Verschwendung von Fördergeldern, heißt es, der Bund der Steuerzahler spricht gar von einem Millionengrab. Denkmalschützer sehen das historische Antlitz der Stadtmitte gefährdet. Dabei gab es hier bereits vor 120 Jahren Flussbäder, die viele Berlinerinnen und Berliner nicht nur zum Waschen, sondern auch zum Schwimmen nutzten. Tim Edler ist zuversichtlich, dass das Flussbad vielleicht sogar schon in zwei Jahren Wirklichkeit wird - wenn Senat und Bezirk es wirklich wollen und die konkrete Planungsphase bald beginnen kann. Bis dahin gibt es zwischen Mai und Oktober weiterhin regelmäßig so genannte „Flussläufe, geführte Spaziergänge durch das Projektgebiet. Und Informationsveranstaltungen im Fluss Bad Garten, der an den Campus der Wirtschaftshochschule ESMT grenzt. Wer sich jetzt schon schlauer machen will, kann sich den Podcast „Fluss Bad Berlin“ anhören (überall, wo es Podcasts gibt). https://www.flussbad-berlin.de/ https://badberlin.info/ https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=Podcast+Fluss+Bad+Berlin http://chorhkw.de/portfolio-item/flussbad-berlin-2/


Jan 03, 202446:36
Folge 49: Das war´s …!

Folge 49: Das war´s …!

Zumindest für dieses Jahr. Wir schauen nochmal zurück - in aufregende Bäder, zu zauberhaften Menschen, auf waghalsige Aktionen und sogar ein paar Erfolge: Wir sind mit Seehunden (Folge 42) und Regenbogenforellen (Folge 37) geschwommen, haben uns beim Unterwasser-Rugby in die Tiefe gestürzt (Folge 35) und (fast) so elegant wie eine Meerjungfrau die Flossen geschwungen (Folge 45).

All das wäre nicht möglich gewesern ohne unsere tollen Gäste: Die Extremschwimmerin Margit Schreiber (Folge 41), Sina von „Bleib cool am Pool“ (Folge 25), die Bäderbau-Expertin Uta Maria Bräuer (Folge 26), die Schriftstellerin Anne Hahn (Folge 47) oder die Auszubildende Elisa (Folge 34).

Wir haben Bäder wie das Strandbad Plötzensee (Folge 23) oder das Insulaner (Folge 22) noch einmal von einer ganz anderen Seite kennengelernt und sind dafür sogar nach NRW gereist (Folge 33). Allen unseren Gästen - und wir können sie hier gar nicht alle aufzählen - sind wir sehr dankbar. Denn sie haben uns immer wieder ganz neue Perspektiven eröffnet.

Und deshalb machen wir auch weiter: Im Januar werden wir mit dem Initiator des Berliner Flussbads reden. Und mit dem Badleiter über das frisch sanierte Stadtbad Tiergarten. Im Februar dann wird einer unserer Lieblings-Schwimmbuch-Autoren bei uns zu Gast sein. Und wir haben noch diverse andere Ideen!

Danke, dass ihr euch mit uns immer wieder ins (kalte) Wasser stürzt!

Und danke natürlich auch den Berliner Bäderbetrieben, die uns so einiges möglich machen.

Und jetzt allen einen guten Rutsch und einem fetten Platsch in ein bewegtes und bewegendes Jahr 2024!

Dec 27, 202335:52
Folge 48: Alles in Arbeit

Folge 48: Alles in Arbeit

Diesmal treffen wir uns mit Jasmin Meiswinkel - die sich an uns gewandt hat. Denn Jasmin ist bei den Berliner Bäderbetrieben Referentin für strategisches Nachhaltigkeits- und Qualitätsmanagement. Und damit auch zuständig für die Kundenzufriedenheit. Deswegen findet sie unseren Podcast sehr interessant - und wir es wiederum, mit ihr zu sprechen!
Also trafen wir uns zum Schwimmen im Weddinger Kombibad Seestraße. Aber vorher haben wir im angeschlossenen Bistro "Seepferdchen" erstmal unseren Podcast aufgezeichnet. Denn wir hatten viele Fragen, die wir auch schon in unserem Podcast gestellt haben. Warum es in diversen Bädern so schwierig ist für Menschen mit Behinderung, beispielsweise. Warum es so wenig Merchandising-Artikel gibt - und man die wenigen noch nicht einmal online bestellen kann. Warum die Jahreskarte so ein unhandliches Format hat - und warum die Sommerbäder im Winter nicht genutzt werden können.
Viele dieser Probleme sind Jasmin längst bekannt - doch das meiste ist eben nicht so einfach umzusetzen. Trotzdem freut sie sich, wenn so viele Badegäste wie möglich an den Kundenservice schreiben und auf Missstände aufmerksam machen, womöglich gar Verbesserungsvorschläge haben. Was möglich ist, soll auch umgesetzt werden - auch wenn es nicht immer ganz so schnell geht.
Auch das Wohlbefinden der Beschäftigten bei den Berliner Bäderbetrieben liegt Jasmin am Herzen. Deswegen organisiert sie immer wieder Möglichkeiten des Austauschs, um auch hier Verbesserungsvorschläge aufzunehmen und umzusetzen. Auf unsere Frage, was sie sich für´s nächste Jahr wünschen würde, muss sie nicht lange überlegen: Dass alle Umbaumaßnahmen im Zeot- und Kostenrahmen bleiben, sagt sie. Das wünschen wir uns auch! Und freuen uns schon mal auf den 22. Januar. Denn dann, das hat Jasmin schon mal verraten, wird das Stadtbad Tiergarten endlich wieder für die Öffentlichkeit freigegeben!
www.berlinerbaeder.de/kontakt/kontakt-und-kundenzentrum/
Dec 20, 202336:15
Folge 47: Über Wasser

Folge 47: Über Wasser

Diesmal sind wir zu Gast bei Anne Hahn - in einer der gemütlichsten Wohnungen, die wir je gesehen haben. Man merkt es jeder Ecke, jedem Zimmer an, dass es sich hier um einen Schriftstellerhaushalt handelt. Denn man ist nirgendwo wirklich allein - sondern immer behaglich von Büchern umgeben.

Die aus Magdebuch stammende Anne Hahn hat nicht nur Bücher geschrieben wie „Dreizehn Sommer“ (später erschienen unter dem Titel „Gegenüber von China“), „Das Herz des Aals“ oder ganz aktuell „Träumt Christian Beck“, sie veröffentlicht auch regelmäßig eine Kolumme im Neuen Deutschland, wo sie unter dem Titel „Über Wasser“ durch die Gewässer der Welt schwimmt.

Dort berichtet sie über Wechselbäder in Island genauso wie über die strenge Stille eines Schwimmbads in Belgrad, über die Lebensretter vom Wedding oder die Angst vor der reißenden Strömung der Havel im Havelland. Kurze Alltagsbeobachtung mit Tiefe, kurze Eindrücke, die mal kleinere, mal größere Wellen schlagen.

Ganz besonders beeindruckt hat uns Anne Hahns Geschichte über die Wasserminna, die im Jahr 1900 als 15jährige beim Flussschwimmbad an der Berliner Ebertsbrücke arbeitete, wo sie herzschwache Damen beim Schwimmen begleitete, nach heruntergefallenen goldenen Uhren tauchte oder Kinder, die kein Ende fanden, mit dem Kanthaken aus dem Wasser zog - bis sie eines Tages vom Zirkus engagiert wurde: Von keinem geringeren als dem Zirkus Busch. Hier wurde sie schnell ein Star in der Wassermanege, blieb bis zu ihrem Lebensende bei Paula Busch und liegt heute im Familiengrab der Buschs im Wedding begraben.

https://www.zeitzeugenbuero.de/zeitzeugensuche/zeitzeuge/hahn-anne

https://www.ddr-zeitzeuge.de/ddr-zeitzeugen-recherchieren/ddr-zeitzeuge/anne-hahn-524.html

Dec 13, 202337:22
Folge 46: Neue Welten

Folge 46: Neue Welten

Diesmal tauchen wir so richtig ab - in ganz neue Welten. Und zwar mit den Unterwasser-Fotografen von Pool-Position. Pool Position ist ein Kunstprojekt der Kulturfabrik Moabit in Berlin. Als Zusammenschluss von Berliner Unterwasserfotografen und Kulturschaffenden ist Pool Position im Rahmen der Langen Nacht des Tauchens 2007 entstanden, einem jährlichen Event in der Kulturfabrik, was es allerdings seit Corona nicht mehr gibt. Auf sie aufmerksam geworden sind wir durch unser Gespräch mit dem ersten und einzigen Berliner Inklusions-Tauchclub (Folge 36), denn mit ihnen arbeiten die Fotografinnen und Forografen von Pool Position sehr eng zusammen und holen sich dort auch die ein oder andere Inspiration. Und auch bei den Meerjungfrauen sind wir Pool Position bereits begegnet - denn auch sie wurden von ihnen fotografiert.
Stefan, Christoph und Sybille sind diesmal mit uns im Gespräch, wobei Sybille nicht nur Fotografin, sondern auch Modell ist. Keine einfache Aufgabe bei Unterwasser-Shootings. Nicht nur, dass man dabei ziemlich lange die Luft anhalten und dabei auch noch interessant aussehen sollte - die Kommunikation mit den Fotografen unter Wasser ist wesentlich komplizierter als an Land, da nutzen auch Trockenübungen im Vorfeld wenig. Denn keiner weiß, wie Stoffe unter Wasser reagieren, ob sie sich im schlimmsten Fall in Armen oder Beinen verfangen oder sich womöglich so mit Wasser vollsaugen, dass das Auftauchen zum Kraftakt wird.
Und während die Fotografen in der Regel Taucherbrillen und Sauerstoffflaschen tragen, müssen Unterwassermodels ohne solche Hilfsmittel auskommen - denn das stört ja das Bild von Leichtigkeit und Schwerelosigkeit in der Schwimmbad-Unterwasserlandschaft. Bei Pool Position arbeiten Fotografen, Models und Kulturschaffende zusammen. Und so entstehen neue Perspektiven auf bekannte Szenen genauso wie völlig Unkonventionelles: Ein Bobbycar-Rennen mit wehender Startflagge. Ein an Luftballons schwebender Rollstuhlfahrer. Oder die Unterwasser-Weihnachtsmann-Gang. Auf jeden Fall kreativ!
Die künstlerische und organisatorische Umsetzung von PoolPosition wird von einem festen kleinen Team durchgeführt, aber Pool Position will offen bleiben für Neues - neue Ideen und neue Menschen, Modells, Fotograf:innen, Ideengeber:innen. Das Projekt arbeitet vor allem ehrenamtlich - hier geht es weder um Preise noch um das große Geld, sondern vor allem am Spaß an der Sache. Wer sich einbringen kann und will ist herzlich willkommen.
Wir wollen auf jeden Fall auch mal bei einem shooting von Pool Positopn dabei sein! Und freuen uns auf ihre neue Ausstellung in der Kulturfabrik, die im März 2024 zu sehen sein soll.
www.pool-position-berlin.de/
kulturfabrik-moabit.de/projekte/pool_position/

Dec 06, 202334:04
Folge 45: Endlich Meerjungfrau!

Folge 45: Endlich Meerjungfrau!

Einmal elegant wie eine Meerjungfrau durchs Wasser gleiten - wir haben es zumindest versucht! In einem Schwarm von anderen jungen Meerjungfrauen im Berliner Kombibad Spandau-Süd. Dort bietet nämlich die Meerjungfrau-Apnoe-Akademie seit mehreren Jahren jeden Samstag Kurse an. Geduldig angeleitet hat uns die Trainerin Chrissie, die natürlich im Gegensatz zu uns eine perfekte Meerjungfrau ist. Ihre Passion dafür hat sie schon als Kind entdeckt - durch den Film „H2O - plötzlich Meerjungfrau“ - mit echten Free-Diverinnen. Kein Zeichentrick wie Arielle, das hat sie besonders geflasht.
Und weil sie ohnehin Schwimmerin war und ist, ist Chrissie auf die Meerjungfrauen-Community gestoßen. Dabei gibt es Meerjungfrauen-Schwimmen - eine Mischung aus Freitauchen und Synchronschwimmen - noch gar nicht so lange. Die Chefin der Meerjungfrau-Apnoe-Akademie, Natalie Camacho, gilt als eine der Vorreiterinnen in Deutschland. In den USA ist die gebürtige Australierin Hannah Fraser als Mermaid-Ikone bekannt, eine Schauspielerin, Tänzerin und Performerin, die sich auf unterwasser- und ozeanorientierte Freitauchdarbietungen spezialisiert hat, oft in Meerjungfrauenkostümen.
Wir hatten ja bei unserem Versuch ein wenig Sorge, ob wir überhaupt den Meerjungfrauen-Strumpf samt Flosse über unsere Beine gezerrt kriegen. Aber das ging wunderbar und man fühlte sich auch gar nicht eingequetscht. Die Bewegung der Flosse unter Wasser geht aber nicht etwa, wie man denken könnte, von der Hüfte aus - sondern von der Schulter, wie uns Chrissie unermüdlich immer wieder vorgemacht hat. Okay - ein bischen Übung ist dann eben doch vonnöten. Aber ganz herrlich ist schon mal der Start - das so genannte Duckdiving (wir haben zunächst erstmal immer nur „Sackdiving“ verstanden …): Man klappt den Oberkörper wie eine Ente nach unten, streckt die Beine nach oben - und schwupps ist man schon mindestens in zwei Meter Tiefe!
Das jedenfalls haben wir unter Chrissies Anleitung schon mal gut hingekriegt. Als lizensierte Meerjungfrauen-Trainerin musste sie nicht nur einen 1. Hilfe-Kurs und einen Rettungsschwimmer-Schein in Silber machen - sondern auch eine richtige Ausbildung, an der Meerjungfrauen-Akademie. Wer das auch gern will: Man sollte vor allem tauchfest sein - also sehr tief tauchen und lange die Luft anhalten können.
Zum Equipment: Von der klassischen Monoflosse mit buntem Stoffüberzug bis hin zu extra angefertigten Silikonflossen gibt es praktisch alles. Je individueller, desto höher der Preis. Eine Taucherbrille braucht man zumindest am Anfang auf jeden Fall, damit kein Wasser in die Nase kommt.
Die Meerjungfrauen in Deutschland haben auch eine eigene Facebookgruppe. Und natürlich schwimmen echte Meerjungfrauen nicht nur im Becken, sondern im - Meer! Es gibt sogar eine World Mermaid Championship, an der 70 Wettbewerberinnen und Wettbewerber aus aller Welt teilnehmen.
Wer jetzt Lust bekommen hat, kann einen Meerjungfrauen-Kurs einfach privat buchen — oder sich für den Samstags-Kurs im Kombibad Spandau-Süd anmelden, Equipment zum Ausprobieren gibt es vor Ort. Alle sind willkommen - Mädchen, Frauen, aber auch Jungs und Männer sind immer mal wieder dabei.
Und vielleicht sehen wir uns ja da mal ;-)!
www.meerjungfrau-apnoe-akademie.de/
www.hannahmermaid.com/
www.facebook.com/groups/634757569995193
Nov 29, 202327:45
Folge 44: Gehampel mit Nudel?

Folge 44: Gehampel mit Nudel?

Heute reden wir über eine Sportart, die völlig zu unrecht gern als Rentnersport verschrieen ist - Aqua fit. Falsch! Denn wer richtig mitmacht, bringt bei schmissiger Musik nicht nur seinen Kreislauf in Schwung, sondern kommt sogar richtig ins Schwitzen! Aqua fit schont die Gelenke und ist trotzdem ein richtiger Fettkiller - wenn man ordentlich mitmacht. Der Trainingseffekt wird vor allem durch den Widerstand des Wassers erzielt - denn der kann bis zu 5x stärker sein als an Land!
Tammy jedenfalls ist davon total überzeugt. Die Sportwissenschaftlerin kam übers Studium zu ihrer Begeisterin für´s Workout im Wasser. Und sie geht nicht nur ins Sportstudios - hauptberuflich ist sie Sportlehrerin bei der Berliner Polizei. Aqua-Kurse stießen dort erstmal auf eine gehörige Portion Misstrauen - vor allem bei den Männern. Mittlerweile aber sind auch sie durchaus angetan. Denn: Tammy weiß, wen sie vor sich hat. Und baut in ihren Wasserkursen auch schon mal ein paar Kampfsportelemente ein. Ansonsten natürlich - Nudeln und Hanteln. Gehört einfach dazu.
Nach Verletzungen ist Aqua fit ebefalls eine gute Möglichkeit, wieder in die Spur zu kommen - nicht nur bei der Polizei. Ist halt auch immer die Frage, wie intensiv man mitmacht. Denn am Ende nutzt es nichts, wenn vorne ein Trainer engagiert seine Übungen vormacht - und man selber nur ein bisschen Wasser vor sich herschiebt. Allerdings: Menschen mit Bluthochdruck und Herzaerkrankungen sollten vorher ihren Arzt fragen. Und auch Schwangere können nicht immer alle Übungen mitmachen.
Wer dabei ist, stellt aber schnell fest - nicht nur schwimmen, auch Aqua-Fit kann glücklich machen! Nach dem Kurs mit Tammy jedenfalls strahlten viele Gesichter. Auch das von Ute und mir!
Nov 22, 202329:08
Folge 43: Die Lebensretter

Folge 43: Die Lebensretter

Diesmal sprechen wir mit zwei Menschen, die einen großen Teil ihrer Freizeit damit verbringen, dafür zu sorgen, dass Menschen aus dem Wasser gerettet werden - ehrenamtlich und unentgeltlich. Denn Micky und Ines arbeiten beide bei und für die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Ines ist Rettungstaucherin und sucht nicht nur nach vermissten Personen, sondern auch mal nach Brieftaschen oder Eheringen. Micky ist mit dem DLRG groß geworden und nicht nur Vorsitzende der Bezirksjugend Steglitz-Zehlendorf, sie hat mit der Abteilung Rettungswettkampf auch schon den Zukunftspreis Berliner Sport gewonnen, hat selber das Rettungsschwimmabzeichen Silber und bringt anderen das Rettungsschwimmen bei.
Beide sind mit Feuereifer dabei, auch Mickys Sohn ist mittlerweile aktives DLRG-Mitglied. Doch zusammen mit dem DLRG stoßen sie auch immer wieder an Grenzen: Der Andrang für Schwimmlernkurse ist so groß, dass man sich auf die Warteliste für die Warteliste setzen lassen muss. Die Wartezeit für Rettungsschwimmerkurse beträgt im Schnitt etwa zwei Jahre. Es fehlt an Wasserzeiten in den Bädern und an Ehrenamtlichen, die nicht nur am Beckenrand stehen, sondern sich auch um Organisation und Verwaltung kümmern.
Dabei werden gleichzeitig Rettungsschwimmer händeringend gesucht: Nicht nur an Seen und Badestellen - auch in Schulen! Denn wenn Kinder in der dritten Klasse schwimmen lernen, muss immer jemand dabei sein, der mindestens den Rettungsschwimmer in Silber hat!
Der hat es übrigens durchaus in sich. Mal eben so die Prüfung ablegen gelingt den wenigsten, das Abschleppen in Kleidung, Tauchen nach Ggenständen und das Hochziehen eines erschöpften oder bewusstlosen Menschen über den Beckenrand muss in der Regel erstmal geübt werden.
Aber warum nicht? Wir haben dann doch ein wenig Lust bekommen. Statt ein Leistungs-Schwimmabzeichen zu machen, könnte Ute sich auch vorstellen, Rettungsschwimmerin zu werden. Und Martina liebäugelt ebenfalls damit - Kindern zu ermöglichen, schwimmen zu lernen, ohne dass sie dabei Schaden nehmen, ist ja auch keine schlechte Sache.
Wer einen Schwimmlernkurs oder einen Rettungsschwimmer-Kurs bei der DLRG machen will, muss übrigens DLRG-Mitglied sein. Doch die Kosten halten sich in Grenzen - ein Erwachsener beispielsweise zahlt 70 Euro - im Jahr! Kinder und Jugendliche entsprechend weniger.
www.dlrg.de/
Nov 15, 202340:00
Folge 42: Eis frei!

Folge 42: Eis frei!

Diesmal waren wir bei den Berliner Seehunden - und haben uns sogar mit ihnen zusammen ins 11 Grad kalte Wasser getraut! Für uns eine große Herausforderung, die Ute natürlich gewohnt lässig bestanden hat, während Martina nach dem Eintauchen bis zu den Schultern den See dann doch lieber schnellstmöglich verlassen hat. Für die Seehunde dagegen fühlte es sich eher warm an - denn sie gehen regelmäßig in den See, wenn andere nicht einmal mehr dran denken! Ihre Saison beginnt Ende September und dauert bis März - Wassertemparaturen von 0 Grad und weniger sind für sie nichts Ungewohntes. Dann, so versichern sie uns, macht es erst richtig Spaß - wenn man bei Minustemperaturen draußen erst einmal das Eis aufhacken muss, um sich in die Fluten zu stürzen! Für Kalt- und Eiswasserbadende gibt es aber ganz klare Regeln. Die allererste: Niemals allein! Wichtig ist zudem das Tragen von Neoprensocken und Mütze - denn an Füßen und Kopf kühlt man am schnellsten aus. Und: Die Hände sollten aus dem Wasser bleiben, wenn es richtig kalt wird, auch gern in Handschuhen. Ansonsten baden die Seehunde am liebsten nackt! Gut ist es, für danach einen Bademantel dabei zu haben. Den haben wir diesmal leider vergessen - ging aber trotzdem. Denn Kaltwasserbaden ist stimmungssteigernd! Und härtet natürlich auch ab. Das haben auch Charité-Ärzte bestätigt, die die Seehunde anfangs in den 1980er Jahren begleitet haben. Der 88jährige Gerd ist fast von Anfang an dabei, seit 42 Jahren - jeden Sonntag in Herbst und Winter. Er schwört drauf - und ist gleichzeitig der muntere Beweis, dass es einfach gut sein MUSS. Auch Peggy, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, und Francesca - sie macht die Jugendarbeit und ist Ansprechpartnerin für die englischsprachigen Seehunde - kommen wirklich jeden Sonntag. Und: Seehund können alle sein, egal wie alt - die jüngste zur Zeit ist 12 Jahre alt. Allerdings - zur Zeit gibt es einen Stop auf der Schnupperliste, es werden zur Zeit keine neue Mitglieder mehr aufgenommen. Aber das kann sich ja schnell wieder ändern. Und am 13. Januar 2024 ist Eisfasching - da kann jeder und jede kommen! Da wird bestimmt auch die Seehunde-Hymne gespielt - und die kann man sich zur Einstimmung auf jeden Fall schon mal anhören! https://soundcloud.com/user-645375676/wenn-die-seehunde-kommen?utm_source=Email&utm_campaign=social_sharing&utm_medium=widgetutm_content=https%3A%2F%2Fsoundcloud.com%2Fuser-645375676%2Fwenn-die-seehunde-kommen https://www.berliner-seehunde-orankesee.de/


Nov 08, 202326:45
Folge 41: Die Extremschwimmerin

Folge 41: Die Extremschwimmerin

Die Begegnung mit Margit Schreiber wird uns lange im Gedächtnis bleiben. 2007 hat sie als damals schnellste deutsche Schwimmerin den Ärmelkanal durchquert, in 11 Stunden und 40 Minuten. Eine der stärksten befahrenen Wasserstraßen der Welt. Mit Gezeiten, hohen Wellen - und ziemlich kaltem Wasser. Es ist die legendärste Schwimmstrecke überhaupt - und eine gefürchtete, auch wegen der Schwärme von Feuerquallen. Wer die 32 Kilometer (Luftlinie!) überwinden will, darf laut Regelwerk nur einen Badeanzug, Badekappe, Schwimmbrille und Ohrstöpsel tragen. Margit - damals hieß sie noch Bohnhoff mit Nachnamen - hat es geschafft. Und man merkt ihr an, dass sie bis heute sehr stolz darauf ist.
Klar - weil sie es geschafft hat. Aber ist das wirklich ein schönes Erlebnis? So lange im Meer zu schwimmen, das bedeutet: nichts sehen, schnell zwischendurch was essen und dabei nicht abzutreiben. Brechen, weil man zu viel Salzwasser geschluckt hat. Und ständig aufpassen, weil Feuerquallen, Holzpaletten oder große Fische immer eine Bedrohung sein können. Trotzdem - der Weg ist das Ziel, findet Margit. Und eine schöne Herausforderung, die sie nicht missen möchte. "Es ist ein Gefühl von Freiheit", sagt die Verwaltungsangestellte. "Von unendlicher Freiheit."
Vorbereitet hat sich die Extremschwimmerin, indem sie zu jeder Jahreszeit schwimmen gegangen ist. Nackt. Auch im Winter. Um sich an die kalten Temperaturen zu gewöhnen. In Brandenburger Seen und in der Ostsee. Außerdem hat sie sich ein spezielles Fett zum Schutz besorgt, damit sich die Haut beim Schwimmen nicht wund reibt.
2010 wollte es die Extremschwimmerin dann noch einmal wissen - und durchschwamm die Straße von Gibraltar: 21 Kilometer von Spanien bis nach Marokko in 4 Stunden und 33 Minuten, auch das damals ein neuer Frauenrekord.
Noch heute schwimmt sie regelmäßig morgens 4 Kilometer, um in Form zu bleiben. Das Meer durchquert sie nicht mehr - es ist ihr einfach zu teuer. 10.000 Euro hat sie die Durchquerung des Ärmelkanals damals gekostet, das konnte und wollte sie nicht noch einmal auftreiben. Und Sponsoren sind im Schwimmsport eher rar gesät. Aber - immerhin wurde ein Tunnel unter der Havel nach ihr benannt!
Heute hat sich Margit auf Triathlon-Wettkämpfe verlegt - zusammen mit ihrem Mann. Aber nicht einfach irgendwelche Triathlons - nein, es müssen schon Ultra-Triathlons sein. Also 7,6 Kilometer schwimmen, 360 Kilometer Radfahren und 84 Kilometer laufen. Und das mit 60 Jahren!
Wir sind beeindruckt. Wer noch mehr übers Extremschwimmen wissen will, sollte sich den Film Nyad anschauen - Diana Nyad ist mit 64 Jahren 170 Kilometer von Kuba nach Florida geschwommen. Ihre Geschichte ist seit dem 19. Oktober im Kino zu sehen - und ab dem 3. November bei Netflix.
www.filmstarts.de/kritiken/290953.html
www.epd-film.de/tipps/2023/netflix-nyad


Nov 01, 202338:37
Folge 40: Tanz im Wasser

Folge 40: Tanz im Wasser

Diesmal haben wir wohl zwischendurch tatsächlich mit offenem Mund dagestanden - denn wir haben beim Synchronschwimmen-Training zugeschaut. Beim Schwimmclub Wedding, einer der renommiertesten Synchronschwimmvereine in Deutschland. Hier werden sehr gute Plätze bei den ganz großen Meisterschaften gemacht. Entsprechend diszipliniert wird auch trainiert. Jede Bewegung muss sitzen und abgestimmt sein mit der Musik. Und, wenn es kein Solo ist, natürlich auch mit den anderen im Team. Das ist Körperspannung pur, was man da zu sehen bekommt - und jahrelange harte Arbeit.
Denn Synchronschwimmer:innen brauchen nicht nur Rhythmusgefühl, sondern auch Beweglichkeit, Kondition und Kraft. Möglichst lange tauchen können sollten sie natürlich auch. Und das Ganze dann auch noch mit den anderen koordinieren - puh!!!
Unsere Gäste sind diesmal die Trainerin Marie, selber jahrelang Synchronschwimmerin, die Abiturientin Felizitas und der Student Frithjof. Felizitas gehörte mehrere Jahre zum Bundeskader und Frithjof ist auch international ganz vorn. Und das ist eine Besonderheit: Denn Synchronschwimmen ist zwar von Männern erfunden worden, wurde ihnen aber in den 1950er Jahren verboten. Männer hätten nicht die richtige Wasserlage, hieß es, das sei ein rein weiblicher Sport - und eine Athletin verstieg sich sogar zu der Aussage, Synchronschwimmen für Männer sei "widernatürlich". Es ginge schließlich um Schönheit und Grazie und nicht um Stärke.
Erst seit 2015 sind Männer vom Dachverband der nationalen Schwimmverbände "World Aquatics" (bis 2022 FINA) wieder zu Wettkämpfen zugelassen, allerdings nur in so genannten Mix Duetts, also zusammen mit Frauen. An einer Weltmeisterschaft dürfen sie erst seit 2023 teilnehmen, an Olympischen Spielen sogar erst 2024. Und so ist Frithjof auch der einzige Synchronschwimmer beim SC Wedding. Das stört aber weder ihn noch seine Mitschwimmerinnen. Immerhin ist er erst seit 2021 dabei und hat bereits zusammen mit seiner Partnerin EM-Silber in Krakau geholt.
Egal ob Mann oder Frau - wer Erfolge im Synchronschwimmen will, muss mindestens vier bis sechs Mal die Woche trainieren. Und am Ende hängt alles von der Performance ab. Nicht nur die physiologischen, auch die ästhetischen Anforderungen sind hoch: Lächeln, gut aussehen, perfekt sein - all das fließt in die Bewertung ein. Kein Wunder, dass es hier ähnlich wie im Turnsport auch immer wieder Debatten über das Gewicht der Sportler:innen gibt.
Denn im Vordergrund steht die Show: Die Haare werden mit Gelatine festgeklebt, wasserfeste Schminke ist Pflicht und bei der Kür sind Schwimmbrillen verboten. Und noch eins ist wichtig im Team: Streit darf es nicht geben. Denn wer miteinander im Clinch liegt, kann nicht gemeinsam lächeln - und im Einklang schwimmen schon gar nicht!
Synchronschwimmen ist harte Arbeit, die ganz leicht aussehen soll. Am Ende geht es eben doch um Stärke, finden wir. In jeder Hinsicht.
Oct 25, 202330:44
Folge 39: Wasserfreunde für immer
Oct 18, 202324:50
Folge 38: Nix geht über Nixen

Folge 38: Nix geht über Nixen

Allein schon ihr Name ist zauberhaft - diesmal haben wir zwei Nixen zu Gast. Die "Nixe" ist der älteste und einzige noch existierende Damen-Schwimmverein in Deutschland. Mitmachen kann hier jeder - falsch: jede. Denn das ist die einzige Bedingung - wer hier dabei sein will, muss weiblich sein.
"Das ist doch diskriminierend!" tönte gleich ein gemeinsamer Bekannter - nö, finden wir nicht. Männer waren Jahrhunderte unter sich - hier sind es dann mal die Frauen. Diskriminierend war höchstens, was geschah, als der Schwimmverein 1893 von fünf jungen Mädchen (die 1. Vorsitzende Margarete Hoffmeister war gerade 14 Jahre alt) gegündet wurde. Es gab öffentliche Proteste, die Medien liefen Sturm und schimpften über unfassbare Unmoral.
Doch die Nixen ließen sich nicht von ihrem Projekt abbringen, sondern setzten sogar durch, dass sie nach wenigen Jahren auch an Wettkämpfen teilnehmen durften. Allerdings wurden die "Damen" damals noch in große Laken oder Handtücher gehüllt zum Startblock gebracht, damit bloß niemand irgendwas sieht, was er (!) nicht sehen soll.
Bald feierten die Nixen große Erfolge, nahmen 1936 auch an Olympia teil - eine Zeit, an die die heutige Vorsitzende Anja Lachmann nicht wirklich gern zurückdenkt. Denn die Nazis schmückten sich gern mit den durchtrainierten jungen Frauen und unterstützten sie entsprechend.
Nach dem Krieg wurde der Verein 1951 neu gegründet - und auch danach waren die Nixen eine angesagte Adresse im Leistungssport, bis in die 2010er Jahre nahmen sie an Deutschen Meisterschaften und Olympischen Spielen teil. Mittlerweile ist es im Verein etwas ruhiger geworden, der Schwerpunkt liegt im Breitensport. Untergegangen ist der Verein mit seinen rund 300 Mitgliedern deshalb aber nicht. Erst Anfang 2023 verlieh ihm der Berliner Schwimmverband das Zertifikat "Gesund und fit im Wasser und an Land". Für Karin, unseren zweiten Gast und Mitglied seit zehn Jahren, ist der Verein ein regelrechter Jungbrunnen.
Mädchen ab 4 Jahren können hier mitmachen, der Monatsbeitrag kostet 11 Euro. Für Kinder bietet der Verein an, das Seepferdchen zu machen. Die Nixen haben auch schon darüber nachgedacht, ob sie nicht auch Kurse für muslimische Frauen anbieten sollen, die nicht im Beisein von Männern schwimmen lernen wollen. Der Bedarf wäre sicher groß. Aber: Der Verein hat kein "Heimatbad", sondern bekommt Wasserzeiten und einzelne Bahnen in verschiedenen Bädern der Stadt. Und da sind dann eben immer auch andere Vereine und Bademeister. Eine Garantie für eine rein weibliche Umgebung gibt es also nicht.
In diesem Jahr wird der Verein 130. Groß feiern wollen die Nixen aber nicht. Lieber so oft wie möglich schwimmen,
schwimmverein-nixe.de/
Oct 11, 202335:56
Folge 37: Leise, lang und leicht

Folge 37: Leise, lang und leicht

Diesmal waren Ute und Martina nicht nur schwimmen - sondern bei einem echten Training dabei! Allerdings haben wir da schon gemerkt, dass wir unsere Komfortzone schon länger nicht mehr verlassen haben, vor allem bei den kleinen Sprints zwischendurch ... Aber um die ging es diesmal auch gar nicht. Sondern um eine ganz spezielle Trainingsmethode, die der Berliner Schwimmclub Regenbogenforellen entwickelt hat: LLL - Leise, Lang und Leicht.
Wir waren sehr gespannt, ob man die Regenbogenforellen dann vielleicht gar nicht mehr hört im Wasser, aber ganz so ist es dann doch nicht. Aber: Hier setzt man beim Schwimmen viel stärker als beim herkömmlichen Training auf den Einsatz der gesamten Körperlänge, das Einbeziehen der Rumpfmuskulatur und darauf, den Wasserwiderstand deutlich zu reduzieren. Das, so die Erfahrung der Forellen, schone nicht nur die Gelenke, sondern auch Schultern und Nacken.
Wir geben zu - in einer Schwimmstunde haben wir es nicht sofort gerafft. Ist ja eh immer schwierig, von lieb gewonnenen Routinen abzuweichen. Aber die Idee ist uns durchaus klar geworden. Und sie entwickelt sich ständig weiter. Denn bei den Regenbogenforellen gibt es keine festen Trainer. Hier kann jeder und jede mal die Rolle tauschen und selbst am Beckenrand stehen.
Das Konzept geht auf, das Training bei den Regenbogenforellen ist so beliebt, dass es eine Warteliste für potentielle Mitglieder gibt. Da heißt es, sich in Geduld zu üben: Leise und leicht und hoffentlich nicht allzu lang!
www.regenbogenforellen.de/
Oct 04, 202328:34
Folge 36: Einfach nur Stille

Folge 36: Einfach nur Stille

Sebastian ist blind und Martin hat Multiple Sklerose. Beide sind seit Jahren beim ersten und einzigen Berliner Inklusionstauchclub aktiv. Seit 2015 tauchen hier Behinderte und Nicht-Behinderte gemeinsam. Die ersten Übungen unter Wasser machen sie im geschützen Schwimmbecken an der Seestraße oder im Stadtbad Wilmersdorf II. Zweimal die Woche können sie hier lernen, was unter Wasser wichtig ist - auch für versierte Taucher:innen eine gute Möglichkeit, sich das ganze Jahr über fit zu halten. Begleitet werden sie von ausgebildeten Tauchlehrer:innen und einer Tauchärztin, die ihr Handwerk von der Pike auf gelernt haben.
Unterstützt werden alle Mitglieder vor allem beim An- und Ausziehen der schweren Ausrüstung. Ungefähr 30 Kilo wiegen Weste und Sauerstoffflasche. Und in so einen Neoprenanzug muss man auch erstmal reinkommen, da kann auch Martina ein Lied von singen. Für Menschen mit Querschnittslähmung oder anderen körperlichen Behinderungen ist es mindestens doppelt so schwer. Für Sebastian und Martin aber ist das keine Last. Wenn sie einmal unter Wasser sind, genießen sie einfach nur das Gefühl der Schwerelosigkeit. Vor allem Martin kann sich so mühelos bewegen, wie es ihm an Land nie möglich wäre. Und Sebastian genießt einfach die Stille, die unter Wasser einzigartig ist.
Der Verein finanziert sich hauptsächlich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Die Ausrüstung mit den Atemreglern und Tauchflaschen, die die Mitglieder kostenlos nutzen können, muss regelmäßig gewartet werden. Seit neuestem hat der kleine Verein auch ein Boot im Tegeler See. Barrierefrei, mit Bugklappe zum einfachen Ein- und Ausstieg, getauft auf den Namen "Vielfalt". Finanziert wurde das Boot zu einem Viertel von Aktion Mensch, 30.000 Euro steuerten Vereinsmitglieder bei. Aber getaucht wird nicht nur im Tegeler See - auch andere Brandenburger Seen werden regelmäßig besucht und manchmal klappt sogar eine gemeinsame Reise in fernen Ländern.
Für den blinden Sebastian ist das Tauchen Auszeit vom Alltag. Seine Frau und seine beiden Kinder unterstützen ihn dabei. Wie die anderen Vereinsmitglieder wünscht er sich mehr Nachwuchs. Durch Corona hat der Verein rund die Hälfte seiner Mitglieder verloren. Jetzt will man wieder vermehrt werben - Kinder ab 10 Jahren können Mitglied werden. Und Erwachsene sowieso.
www.tcb-siemensstadt.de/

Sep 27, 202337:50
Folge 35: Kampf unter Wasser

Folge 35: Kampf unter Wasser

Diesmal haben wir uns etwas angeschaut, was bei allen, denen wir davon erzählt haben, die gleiche Reaktion auslöste: Hä? Was???? Wir waren beim Unterwasser-Rugby. Genau - Rugby unter Wasser. Können sich die meisten nicht vorstellen, was kein Wunder ist, denn den Sport gibt es zwar schon seit 50 Jahren, aber bis vor kurzem war es kaum möglich, bei einem Spiel zuzuschauen. Und so ist es kein Wunder, dass Unterwasser-Rugby nicht vielen bekannt ist. Auch wir haben es eher durch Zufall entdeckt.

Dabei ist das ein wirklich faszinierender Sport - und der einzige, der dreidimensional unter Wasser gespielt wird. Darüber reden wir in dieser Folge mit Wolf und Christine, die beide über einen Tauchkurs an der Uni zu diesem Sport gekommen sind und mittlerweile bei Sporttaucher Berlin e.V. Unterwasser-Rugby spielen.

Die Regeln sind ähnlich wie beim Rugby an Land: Berührt werden darf nur der Spieler/die Spielerin, die den Ball hat - und die oder der darf auch andere berühren. Alle anderen Spieler:innen müssen Abstand halten. Ziel jeder Mannschaft, ist es, ein Tor zu machen, was bedeutet, den mit Salzwasser gefüllten Ball in einem Korb abzulegen, der in 3-4 Metern Tiefe auf dem Beckenboden steht, auf jeder Seite einer. Und das Ziel der jeweils anderen Mannschaft ist natürlich, genau das zu verhindern. Aber eben - alles unter Wasser!

Eine Mannschaft besteht aus zwölf Spieler:innen - davon sind immer sechs unter Wasser, die anderen sechs schwimmen an der Wasseroberfläche und schauen zu. Sobald ein Spieler nach ca. 30 bis 45 Sekunden Luft holen muss, wechselt er sich mit seinem Partner-Spieler an der Wasseroberfläche ab.

Allerdings - wer das erste Mal zuschaut, braucht eine Weile, um zu verstehen, was da eigentlich passiert. Denn ähnlich wie beim Rugby an Land sieht man vor allem Menschenknäuel, die miteinander um den Ball rangeln. Während Ute natürlich beherzt mitgemacht hat und tatsächlich auch mal für wenige Sekunden den Ball erobern konnte, hat sich Martina das ganze Gewusel vorwiegend von der Seitenlinie angeschaut. Ganz unbehelligt blieb sie dabei allerdings nicht, denn die Unterwasser-Rugby-Spieler:innen geben alles, um den Ball zu kriegen - und dabei kann einem eine Schwimmflosse auch mal schnell an der falschen Stelle erwischen!

Trotzdem ist das Ganze im wesentlichen ein körperloser Sport,bei dem es wenig Verletzungen gibt. Wolf und Christine genießen bei allem Kampf um den Ball vor allem die Stille unter Wasser, das mit dem Luft anhalten sei mit ein bisschen Übung auch nicht wirklich ein Problem. Und wer denkt, hier spielen nur durchtrainierte Mittzwanziger - weit gefehlt! Egal, wie alt, groß oder schwer - unter Wasser werden alle oft beweglicher als an Land. Und so war die Altersspanne bei diesem Training auch von ca. 17 bis 60 - und alle hatten großen Spaß!

Das Spiel wurde übrigens von Deutschen erfunden - die Besten in der Welt sind zur Zeit jedoch die Kolumbianer und Kolumbianerinnen. Und dadurch, dasss man die Spiele mittlerweile unter Wasser streamen kann, gibt es auch immer mehr Fans.

Allerdings - weil der Sport eben doch noch nicht so bekannt ist, suchen die Berliner Sporttaucher immer nach Nachwuchs - und wollen jetzt auch eine Gruppe für Kinder aufmachen. Und - Lust gekriegt?


https://sporttaucher-berlin.de/unterwasser-rugby/

https://www.youtube.com/watch?v=YjrRZzjg2Qg

https://www.youtube.com/watch?v=nkxqEovOWI4

https://de.wikipedia.org/wiki/Unterwasser-Rugby



Sep 20, 202335:09
Folge 34: Traumjob auf Fliesen

Folge 34: Traumjob auf Fliesen

Diesmal hat es endlich geklappt - Elisa ist bei uns im Podcast zu Gast! Elisa ist Auszubildende zur Fachangestellten für Bäderbetriebe im 3. Lehrjahr. Wir haben sie morgens um zwanzig nach 6 im Berliner Sommerbad Humboldthain getroffen. Und während wir zu dieser Stunde kaum die Augen offen halten konnten, war sie so frisch, als wäre sie gerade erst schwimmen gewesen!
Das nämlich kann und muss sie als Auszubildende jeden Tag. Und zwar während der Arbeitszeit! Um fit zu bleiben, aber auch, um sich auf ihre Abschlussprüfung vorzubereiten. Denn gute Schwimmzeiten gehören da genauso dazu wie gute Kenntnisse in Mathe, Physik und Chemie oder die Fähigkeit, ohne Höhenangst auf dem Zehner zu stehen und aufgeregte Springer:innen zu beruhigen.
Überhaupt ist der Beruf des Fachangestellten für Bäderbetriebe wesentlich vielfältiger, als es das Wort "Schwimmmeister" vermuten lässt. Sie beufsichtigen nicht nur die Schwimmerinnen und Schwimmer, sie geben Kurse, nehmen Schwimmabzeichen ab, leisten 1. Hilfe, desinfizieren Becken, Sauna, Duschen, sitzen an der Kasse, warten die Anlage und prüfen die Wasserqualität. Und vor allem tragen sie eine hohe Verantwortung, denn im Zweifel sichern sie das Überleben der Badegäste.
Selbst am wuseligsten Sommertag behält Elisa mittlerweile den Überblick, erzählt sie - auch wenn sie sich manchmal sehr wundern muss. Wenn beispielsweise Eltern ihre Kinder vom Einer springen lassen - obwohl die noch gar nicht schwimmen können. Da geht es dann in voller Montur ins Wasser - Zeit zum Ausziehen bleibt da nicht mehr.
Kein Wunder, dass Schwimmmeister:innen fit bleiben sollten. Und sich Respekt verschaffen müssen. Vielleicht ein Grund, warum eher Männer als Frauen diesen Beruf ergreifen - was Elisa sehr schade findet. Sie jedenfalls ist von ihrer Berufswahl absolut überzeugt, nach ihrem ersten Job in einer Verwaltung kann sie sich heute nichts Besseres mehr vorstellen. Selbst dass sie arbeitet, während sich alle anderen um sie herum vergnügen, stört sie nicht, erzählt sie. Schließlich hätten die meisten doch gute Laune. Und sie also auch.
Vielleicht will sie nach ihrer Ausbildung noch den Meister machen und eines Tages sogar die Leitung eines Schwimmbads übernehmen - das ist noch Zukunftsmusik, aber nach ihrem Abschluss nächstes Jahr alles möglich. Wir drücken ihr die Daumen, dass sie alles schafft, was sie will!
P.S. Wer jetzt Lust bekommt auf diesen Beruf: Für das Ausbildungsjahr 2024 kann Frau und Mann sich jetzt im Herbst 2023 schon bewerben!
www.berlinerbaeder.de/unternehmen/ausbildung/ausbildung-zurzum-fachangestellten-fuer-baederbetriebe/
Sep 13, 202331:14
Folge 33: Freischwimmen - Kunst im Bad

Folge 33: Freischwimmen - Kunst im Bad

Für diese Folge haben wir mal unsere Komfortzone verlassen. Statt in einem der Berliner Bäder sind wir diesmal in - Erwitte. Wo??? Erwitte liegt in Westfalen, so etwa zwischen Paderborn, Soest und Hamm. Und dort gibt es ein Freibad, das Schlossbad. Das allein wäre vermutlich nicht so spektakulär, aber vom 4. bis zum 10. September 2023 kann man sich hier „freischwimmen“ - mit Kunst im Bad.

Und das finden wir so spannend, dass wir diesem Projekt eine ganze Folge widmen möchten. Und zwar nicht nur aus der Ferne, sondern eine von uns ist auch tatsächlich hingefahren. Hat Fotos vom Dreier aus geschossen und es sich mit der Künstlerin Petra Lüning auf dem Ein-Meter-Brett gemütlich gemacht.

Petra Lüning ist die Initiatorin des Projekts „Kunst im Bad“ und sie ist auch Künstlerin. Zusammen mit 9 anderen Künstlerinnen und Künstlern hat sie das Ganze auf die Beine gestellt: Kunstobjekte IM Bad, die alle was mit Schwimmen, Wasser, Bädern, Fliesen zu tun haben: Da wird die Mädchenumkleide zum gelben Salon, ein riesiger Wasserfleck prangt unter dem Sprungturm und Startblöcke kommen am Beckenrand miteinander ins Gespräch.

Und das Ganze bei laufendem Badebetrieb, so dass wirklich alle was davon haben, die Interessierten genauso wie die Aktiven, über und unter Wasser. Möglich war das auch, weil das Schlossbad in Erwitte nicht von der Stadt, sondern von einem Förderverein betrieben wird - da läuft alles etwas geschmeidiger, als wenn man erstmal lauter Genehmigungen von den Behörden einholen muss. Unterstützung der Landrätin Eva Irrgang gibt es trotzdem und auch die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen ist begeistert!

https://kunstimbad.de/

https://lüning.net/

https://www.schlossbad-erwitte.de/

https://de.wikipedia.org/wiki/Erwitte



Sep 06, 202338:03
Folge 32: Exot im Schwimmbad

Folge 32: Exot im Schwimmbad

Heute ist Frank unser Gast. Schwimmen hilft ihm fit zu bleiben, Wasser ist sein Element. Hier kann er alle Gliedmaßen bewegen und er fühlt sich einfach nur gut. Denn wenn Frank nicht im Wasser ist, sitzt er im Rollstuhl Er hat eine seltene chronische Erkrankung, die dazu führt, dass seine Gelenke versteift sind.
Sein Lieblingsbad ist das Sommerbad Pankow in Berlin. Aber nicht, weil es so behindertengerecht ist. Sondern obwohl es das, wie praktisch alle Berliner Sommerbäder, eben nicht ist.
Frank nimmt uns mit zu einem typischen Besuch ins Schwimmbad und erzählt, wo überall Barrieren lauern: Das fängt schon mit dem fehlenden Behindertenparkplatz an und hört kurz vorm Beckenrand nicht auf: Mit seinem Rollstuhl kann er nicht durchs Fußbecken fahren. Also muss er an einem Gatter warten, bis einer der Bademeister ihn sieht und ihm aufschließt. Einen Schwenksitz oder Wasserlift gibt es nicht - also muss sich Frank allein irgendwie ins Wasser und auch wieder heraushieven. Was er zum Glück schafft, weil er im Gegensatz zu anderen Rollstuhllfahrer:innen nicht gelähmt ist. Trotzdem ein schwieriges Manöver - immer beäugt von Badegästen, die es überhaupt nicht gewöhnt sind, dass Menschen Im Rollstuhl schwimmen gehen.
Wie auch, wenn die Ausstattung so vieler Schwimmbäder überhaupt nicht darauf ausgerichtet ist. Die neu gebaute Rampe an den sanierten Terassen im Sommerbad Pankow führt nicht etwa zu behindertengerechten Duschen und Toiletten - die sind ganz woanders und in keinem guten Zustand, berichtet Frank.
Deswegen fühlt er sich in seinem Rollstuhl auch immer wieder wie ein Exot, wenn er schwimmen geht. Er hat nicht alle Berliner Bäder getestet - aber einem Hallenbad kann er wirklich gute Noten geben. Und dem Strandbad Plötzensee - denn hier kommt man mit dem Rollstuhl ungehindert bis ans Wasser.
Aug 30, 202331:22
Folge 31: Zusammen schwimmt man weniger allein

Folge 31: Zusammen schwimmt man weniger allein

"Im Verein ist Sport am schönsten" – alte Werbung aus den 1980ern – könnte aber stimmen. Es kann motivieren, feste Trainingszeiten zu haben, dort Gleichgesinnte zu treffen und zusammen Bahnen zu ziehen. Und es kann inspirieren. In den kommenden Folgen wollen wir über und vor allem mit Schwimmer:innen sprechen, die mit ihrer Leidenschaft fürs Wasser andere begeistern und motivieren können – auch, wenn sie sich dessen manchmal gar nicht bewusst sind.
Zum Auftakt gibt es eine Folge mit Schwimmer:innen, für die es im Verein wirklich am schönsten ist. Wir haben die "Montagsgruppe" vom Verein "Seitenwechsel" beim Bahnen ziehen im Kreuzberger Prinzenbad getroffen.
"Seitenwechsel" ist als queer- feministischer Sportverein für Frauen/ Lesben, Trans*, Inter* und Mädchen einzigartig. Der Verein hat mehr als 75 Sportgruppen und versteht sich als Raum, der frei ist von jeglicher Form von Diskriminierung. Das Konzept funktioniert, wie uns die Schwimmer:innen nach dem Training begeistert erzählt haben. Hier sind FLINTA* willkommen*.
Kein Leitungsdruck und trotzdem Spaß an jedem Fortschritt im Wasser, eine Trainerin, die es schafft, alle zu motivieren und gegenseitiges Unterstützen – wie das funktioniert, darum geht es in dieser Folge "Chlorgesänge".
*FLINTA* ist eine Abkürzung und steht für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen. Der angehängte Asterisk * dient dabei als Platzhalter, um alle nicht-binären Geschlechtsidentitäten einzubeziehen.
www.seitenwechsel-berlin.de/verein
Aug 23, 202329:17
Folge 30: Vom Regen in die Fluten
Aug 16, 202326:40
Folge 29: Wohlfühlen im Wasser ist alles

Folge 29: Wohlfühlen im Wasser ist alles

Diemal haben wir jemanden zu Gast, von der schon öfter die Rede war: Die Schwimmtrainerin Laura Linke. Und weil sie dort auch Unterricht gibt, treffen wir uns mit ihr im Lochow, im Berliner Sommerbad Wilmersdorf - wo zum Zeitpunkt unserer Aufzeichnung das 50-Meter-Becken nach der Sanierung zwar immer noch nicht geöffnet ist, aber dort trotzdem ein paar Menschen aus unerfindlichen Gründen ein paar Bahnen ziehen!
Laura war 15 Jahre lang Wettkampfschwimmerin, hat dann aber entdeckt, dass das Lehren ihr eigentlich sehr viel mehr Spaß macht. Und so trainiert sie heute nicht nur Thriathleten, sondern auch Menschen, die sich im fortgeschrittenen Alter entschlossen haben, das Schwimmen doch noch zu lernen. Den theoretischen Hintergrund dafür liefert ihr vor allem ihr Studium, Sport auf Lehramt in Potsdam. Aber auch ihr Auslandsjahr in Neuseeland hat ihr ganz neue Perspektiven eröffnet: Während hierzulande als allererstes Brustschwimmen gelehrt und gelernt wird, startet man dort mit Rückenschwimmen - und hat so die Möglichkeit, sich erstmal ans Wasser zu gewöhnen, ohne gleich Schnappatmung zu kriegen.
Eins war Laura bei unserem Gespräch besonders wichtig: Der Hinweis an alle Eltern, dass Kinder mit Seepferchen im Wasser noch nicht sicher sind. Und generell für alle: Beim Schwimmen zu stark mit Kraft oder mit dem Kopf zu arbeiten, ist nicht sehr effizient.
Laura hat einige Tipps parat, und während Martina ja ohnehin schon eine begeisterte Schülerin von ihr ist, überlegt sich jetzt sogar Ute, ob es sich womöglich lohnt, nochmal ein Stündchen (oder zwei) bei Laura zu nehmen.
www.linkedin.com/in/laura-linke-425151138/?originalSubdomain=de
www.instagram.com/p/CtbpPSLN93l/?ref=hqbf7y
lauralinke.swimtrim@gmail.com
Aug 09, 202335:30
Folge 28: Berlin-Neukölln, ganz entspannt

Folge 28: Berlin-Neukölln, ganz entspannt

Wir haben es getan - wir sind vom Dreier gesprungen! An einem der heißesten Tage des Jahres, in einem der schlagzeilenträchtigsten Bezirke Berlins - in Neukölln! Denn hier gibt es nicht nur das Columbiabad, sondern auch das Kombibad Gropiusstadt. Mitten in der Hochhaussiedlung, voller Menschen in Bikinis und Burkinis, (Groß-)Familien, junge Männer, alte Frauen, mit Bademeistern, die alles im Griff haben und einer Athmosphäre, die entspannter in einem Freibad kaum sein könnte.
Und so kam es, dass auch der kleine Sprungturm geöffnet war und alles gesittet und in ordentlicher Schlange seinen Lauf nahm. Die Schlange hatten alle schon am Eingang geübt, eine halbe Stunde Wartezeit mindestens. Und drinnen - voll, aber entspannt. Menschen auf dem Rasen, Menschen im Nichtschwimmer, Menschen auf der Rutsche und im hell leuchtenden Edelstahl-Schwimmerbecken, glasklares Wasser und vollendete A….-Bomben - was will man mehr?
Das Kombibad Gropiusstadt mit Halle und Sommerbad ist übrigens das erste seiner Art in Berlin. Eröffnet 1974 entstand es in Folge des „Goldenen Plans“ der Bundesregierung, wonach in allen Gemeinden ausreichend Sportplätze und Schwimmbäder zur Verfügung stehen sollten. 2010 bis 2014 wurde das Bad umfassend saniert. Atemberaubend der Blick vom Beckenrand: Über den Baumwipfeln thronen bis heute die Bauten der Großbausiedlung Gropiusstadt.
Das findet auch unser heutiger Gesprächsgast. Sandra ist hat genauso wie wir 2022 alle Berliner Bäder durchschwommen - aber das Kombibad Gropisstadt ist und bleibt eines ihrer Lieblingsbäder. Mit ihr gemeinsam ziehen wir nochmal durch die Bäder dieser Stadt - und haben so manches Aha-Erlebnis. Und mehrfach hat unsere Aufnahme Schaulustige angezogen, die sich auch zu Wort melden wollten!
Aug 02, 202336:03
Folge 27: Wie am Meer - Strandbad Wannsee

Folge 27: Wie am Meer - Strandbad Wannsee

Das Strandbad Wannsee kennt jeder. Aber wohl niemand kennt das Bad so gut wie er: Thomas Röske lebt im Strandbad, genauer gesagt im gelb-braunen Verwaltungsgebäude rechts vom Eingang - am Wannseebadweg 25. Doch das ist nicht die ganze Geschichte: Röskes Vater Klaus war von 1966 bis 1996 Leiter des Strandbads, die Familie hatte eine Wohnung in eben diesem Gebäude und so wuchs Röske hier auf: Mit Sand unter den Füßen, einem herrlichen Blick über den Wannsee und vielen Freundinnen und Freunden, die ihn sehr gern besuchen kamen.
1996 ging sein Vater dann in Rente und die Familie musste ausziehen. Doch die Erlebnisse seiner Kindheit, die Geschichte des weit über die Grenzen Berlins bekannten Strandbads haben ihn nie losgelassen. 2016 hörte er dann, dass eine Wohnung im Strandbad-Gebäude zu vermieten ist - da wollte er unbedingt wieder leben. Nach langem Hin und Her hat es dann geklappt - am 1. Dezember 2016 konnte er einziehen.
Bis heute engagiert er sich für das geschichtsträchtige Bad im Berliner Südwesten, das bereits 2007 sein hunderjähriges Jubiläum feierte. Auf seinen 1.275 Meter langen und 80 Meter breiten Sandstrand bietet die unter Denkmalschutz stehende Anlage rund 50.000 Gästen Platz und ist bis heute das größte Binnenseebad in Europa. Es gehört dem Land Berlin und wird von den Berliner Bäderbetrieben gepachtet.
Röske selbst hat ein Archiv zusammengestellt, mit unzähligen historischen Fotos - aus der Anfangszeit, als der Strand noch viel kürzer war, Wachtmeister mit Pickelhaube bei der Strandkontrolle oder das besetzte Restaurant Lido, als es noch in Betrieb war.
Mittlerweile verfällt das Gebäude, in dem das Restaurant einst war, es wurde bei der letzten umfassenden Sanierung zum hundertjährigen Jubiläum nicht mit einbezogen. Röske engagiert sich dafür, das ganze Gelände umfassend zu sanieren, um so einen Ganzjahresbetrieb des berühmten Strandbads möglich zu machen.
www.strandbad-wannsee-berlin.de
Jul 26, 202332:43
Folge 26: Schwimmbad aus Spenden

Folge 26: Schwimmbad aus Spenden

Das Sommerbad Pankow war einst Teil des „nationalen Aufbauwerks“ der DDR - eine halbe Million Mark haben Bürger und Bürgerinnen der Volksrepublik für den Bau des Bades gespendet, 220.000 freiwillige Arbeitsstunden wurden geleistet, begleitet vom Orchester der Volkspolizei, bis das Sommerbad 1960 eröffnet wurde. Fantastisch, was man auf Bildern von damals sieht: Nicht etwa mehrere getrennte Becken, wie wir das heute gewohnt sind - sondern alle zusammen bildeten eine riesige Wasserfläche, fast wie ein künstlicher See! Bis zu 18.000 Menschen kamen damals am Tag, 1985 waren es sogar mal fast 25.000 - heute ist bei 7000 Besucher:innen Schluss, dann kommt keiner mehr rein.
Im Jahr 2000 wurde dann alles saniert - und die Beckenanordnung komplett geändert. Die Folge - das 50-Meter-Becken ist ganz schön schmal - und der 10-Meter-Sprungturm wurde mal eben oben abgesäbelt. Heute sind 7,5 Meter das Höchste der Gefühle - aber immerhin gibt es auch eine sagenhafte Rutsche - wenn sie nicht wieder wegen Randale im Bad geschlossen ist.
Uta Maria Bräuer ist diesmal unser Gast - und sie weiß alles über die Geschichte des Bäderbaus in Berlin. Ihr Buch dazu ist 2013 erschienen, sieben Jahre lang hat in in den Berliner Landesarchiven dafür recherchiert, wenn sie nicht selber schwimmen war oder junge Schwimmer:innen trainiert hat. Sie kennt noch genau die Stelle, wo einst das Plantschbecken im Sommerbad Pankow stand - und bedauert genauso wie wir, dass das Hallenbad, was von 1975 bis 2001 ebenfalls auf dem Gelände stand, heute nur noch eine Ruine ist.
Doch auch das Sommerbad wird wohl nicht mehr lange Bestand haben - schon lange ist die Rede davon, auf dem Gelände ein Multifunktionsbad zu bauen, mit Freibad, Hallenbad, Turnhalle und einer dreizügigen Grundschule. Wann es losgeht, ist immer noch unklar. Doch wenn es irgendwann fertig ist, wird es die Pankower sicher freuen. Während der Bauzeit allerdings dürften die über 400.000 Pankower Trauer tragen - denn sie müssen sich auf mehrere Jahre ohne Schwimmbad einstellen.
Wer die Geschichte des Sommerbads nachlesen will und sich auch für die Architekturgeschichte der anderen Berliner Bäder interessiert, das Buch von Uta Maria Bräuer und Jost Lehne mit zahlreichen historischen Fotos kann man nach wie vor bestellen, es kostet 29,80 Euro:
www.lukasverlag.com/programm/titel/322-baederbau-in-berlin.html
Jul 19, 202336:18
Folge 25: Bleib cool am Pool in Neukölln

Folge 25: Bleib cool am Pool in Neukölln

Das Sommerbad Neukölln - auch bekannt als Columbiabad oder "Kulle" - ist bundesweit bekannt, weil es hier immer wieder zu Auseinandersetzungen kommt. In diesem Sommer ist es deshalb sogar für einige Tage geschlossen worden. Dabei hat das Bad viel mehr zu bieten: Es ist das erste Sommerbad in West-Berlin, das nach dem 2. Weltkrieg eröffnet wurde. Entstanden im wahrsten Sinne des Wortes auf und aus Ruinen sollte es dem Sport und der Erholung dienen und so die Schrecken des Krieges vergessen machen. Eröffnet wurde es 1951, auf ausladenden Terassen, die zum Teil bis heute erhalten sind, konnte man vor und nach dem Schwimmen Abflug und Ankunft der Flugzeuge auf dem angrenzenden Flughafen Tempelhof beobachten. Von der ursprünglichen Anlage sind heute noch das Sportbecken, der Sprungturm und das große Nichtschwimmerbecken erhalten. Die zwei geschwungenen Rutschen dort wurden im Laufe der Jahre durch eine große Wasserrutsche ersetzt - die längste Berlins, wie es heißt. Mehrfach wurde das Bad bereits umfassend renoviert. Fun Fact: Heute sind die Gebäude so angelegt, dass sie aus der Luft betrachtet die Form eines Flugzeugs bilden. Doch das Sommerbad Neukölln ist weder durch seine Geschichte noch durch seine Architektur bekannt. Wenn vom Columbiabad die Rede ist, dann geht es in der Regel um Scherereien. Um Massenschägereien am Pool, um Clans, die am liebsten nicht nur den Sprungturm, sondern gleich das ganze Bad erstürmen wollen, dann wird berichtet von Polizeieinsätzen und Freibadräumungen. Worüber seltener gesprochen wird: Hier trifft sich der Querschnitt der Berliner Bevölkerung: Alt und jung, Menschen aus allen Nationen, Familien, Rentner:innen, Kinder - und ja, auch jugendliche Halbstarke. Und obwohl es die Mehrzahl der Tage friedlich bleibt und die Menschen in Ruhe ihre Bahnen ziehen - wenn es rummst, dann immer mit großem Medienecho, trotz Sicherheitsdienst und Polizeibeobachtung. Dies führte dazu, dass 2011 das Projekt "Bleib cool am Pool" gegründet wurde. Hier werden Konfliktlots:innen ausgebildet, die bei entstehenden Konflikten im Schwimmbad niedrigschwellig, sozialkompetent und kulturadäquat eingreifen können. Darüber reden wir in dieser Folge mit Sina Reidemeister von der Gesellschaft für Sport und Jugendsozialarbeit (GSJ). Sie ist mit zuständig für die Ausbildung dieser Konfliktlotsen, die nicht nur in Neukölln, sondern auch im Sommerbad Pankow im Einsatz sind. Sie hat uns erzählt, wie die Konfliktlotsen arbeiten, was sie verhindern - und wann auch sie leider machtlos sind. Erstaunt hat uns, wer sich für diesen Job meldet - und welche Erfahrungen man damit machen kann.

https://gsj-berlin.de/cool-am-pool/


Jul 12, 202332:55
Folge 24: Schwimmen mit Buch

Folge 24: Schwimmen mit Buch

Kurz vor den Sommerferien ist es Zeit, mal ein paar Bücher vorzustellen - damit Ihr im Urlaub auch was Schönes zu lesen habt. Alle handeln mehr oder weniger vom Schwimmen, manche sind top aktuell, andere schon fast Klassiker. Als Ort unseres Podcasts haben wir uns diesmal das schöne Sommerbad Wuhlheide ausgesucht - und es sogar geschafft, VOR der Aufnahme schwimmen zu gehen: Im trotz Sanierung immer noch herrlich hellblau gekachelten 25-Meter-Becken. Der Vorläufer des heutigen Bades eröfnete übrigens schon 1930, also zur gleichen Zeit, als die Parklandschaft an der Wuhlheide angelegt wurde, zur Erholung der Arbeiter:innen bei AEG und anderen Industriebetrieben in Oberschöneweide und Köpenick.
Seitdem hat sich viel verändert - erholen kann man sich im Sommerbad Wuhlheide aber immer noch prächtig. Ein großer Spielplatz und ein riesiges Nichtschwimmerbecken lassen alle auf ihre Kosten kommen - und die Pommes, selbst getestet, sind ebenfalls lecker.
Da sind wir dann zeitlich schon fast ins Schleudern gekommen, denn das Bad schließt bereits um 18 Uhr, erst in den Sommerferien ist es bis 20 Uhr geöffnet. Deshalb jetzt schnell zu unseren Buchtipps:
- John von Düffel: Schwimmen (2000). Ein Buch für Schwimmer wie für Wasserscheue. Der Autor, selbst Langstreckenschwimmer, erzählt von den vielen Begegnungen mit dem Element Wasser und was es mit Schwimmer:innen macht. Für alle, die richtig eintauchen wollen!
- Ewald Arentz: Der große Sommer (2021). Wenn man nachts im Freibad erwischt wird, hat man Pech - oder großes Glück. Der Roman erzählt von der ersten großen Liebe, vom Aufwachsen in einer süddeutschen Stadt in den 1980-er Jahren, von Freundschaft, Angst, Respekt und Tod. Eine Weglese-Buch!
- Jasmin Schreiber: Marianengraben (2020). Tim ist ein begeisterter Freund aller Tiere, die es im Meer gibt. Doch Tim ist tot. Ertrunken. Seine Schwester Paula trauert um ihren Bruder, Helmut um seine Frau. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Reise - ins Leben und in den Tod. Diese Geschichte ist unendlich traurig und komisch zugleich, erzählt mit leichter Hand vom Allerschwersten. Wen das nicht bewegt, der ist ein Stein!
- André Wiersig: Nachts allein im Ozean (2019). André Wiersig vollendete als erster Deutscher und 16. Mensch überhaupt die anspruchsvollste Herausforderung im Open-Water-Schwimmen: die Ocean`s Seven. Hier erzählt er, wie er den offenen Ozean kennen und lieben lernte. Begeisternd!
- Daniel Glattauer: Die spürst du nicht (2023). Zwei Familien fahren in den Urlaub, die Tochter darf sich eine Schulfreundin mitnehmen. Doch kaum am Ziel angekommen, passiert die Katastrophe. Am Ende deses Buches sieht man die Welt mit anderen Augen als vorher. Lesenswert!
- Bastian Vivès: Der Geschmack von Chlor (2010). Eine zarte Geschichte, auch für´s Auge - eine Graphic Novel mit Zeichnungen, als bewege sich der Autor selbst mit seinen Figuren im Schwimmbecken. Eine Geschichte von zwei Menschen, die sich beim Schwimmen begegnen und verfehlen. Bilder voller Tiefe!
- Bonnie Tsui: Warum wir schwimmen (2022). Keine historische Erzählung, sondern lauter Geschichten von Menschen, die beim Schwimmen mehr oder weniger freiwillig unglaubliche Leistungen vollbringen. Und das überall in der Welt. Lauter interessante Kurzgeschichten!
- Leanne Shapton: Bahnen ziehen (2012). Eine Liebeserklärung an das Schwimmen. Wo aber hat die Faszination für das Schwimmen ihren Ursprung? In den Kinderbüchern? In Familienreisen ans Meer? Diesen Fragen geht die Autorin, selbst Leistungsschwimmerin, nach - Bahn um Bahn.
- Arno Frank: Seemann von Siebener (2023). Unser beider Lieblingsbuch zur Zeit. Ein Tag im Freibad, sechs Menschen, deren Leben sich kreuzen. Sommerduft weht durch die Seiten. Eine Gespenstergeschichte ist auch dabei, die man aber nicht verraten darf. Ein durch und durch herrliches Buch für alle Generationen!
Und jetzt - viel Spaß beim Lesen!
Jul 05, 202328:39
Folge 23: Schwimmen mit Strand

Folge 23: Schwimmen mit Strand

Diesmal sind wir im Strandbad Plötzensee, ganz ohne Chlor, aber mit viel guter Musik. Das Strandbad gehört zwar auch den Berliner Bäderbetrieben, ist aber verpachtet - seit 2019 an den begeisternden und begeisterten gebürtigen Niederländer Michel Verhoeven. Erkennungzeichen: Gelbe Gummistiefel. Egal, bei welchem Wetter.
Verhoeven hat das Strandbad Plötzensee wieder zu einer Oase mitten im Berliner Großstadtgetümmel gemacht. Der Mann hat Erfahrung mit Wasser und Sand: Rund 25 Jahre betrieb er eine Strandbar in der Nähe von Amsterdam. Ihm gelingt das Kunststück, dass sich hier Familien genauso wohl fühlen wie chillige Hipster, die sich bei loungiger Musik an der Bar, in der Sauna oder beim FKK entspannen. Und auch Sportschwimmer:innen sind willkommen - nicht zuletzt in den im See abgetrennten 50-Meter-Bahnen. Alle immer überwacht von den Bademeistern vor Ort, damit nichts schief gehen kann.
Hier gibt es so viel zu erzählen - wir wissen gar nicht, wo wir anfangen sollen. Da ist der Plötzensee, der so heißt, weil hier einst Schwärme von Plötzen gab. Auch heute tummeln sich Hechte, Karpfen, Zander und Aale in dem rund 7 Meter tiefen Gewässer. Der Sage nach entstand der Plötzensee, weil ein gewaltbereiter Dorfschulze (eine Art Bürgermeister) einen Geist verärgerte und dieser aus Rache dessen Dorf flutete. Wirklich wahr ist, dass es hier schon im 19. Jahrhundert ein Strandbad gab - mit einem Schaufelrad für Wellen, einem Sprungturm und getrennten Bereichen für Frauen und Männer: Das Auerbachsche Wellenbad, benannt nach dem Besitzer, dem Turn- und Fechtlehrer Wilhelm Auerbach, der auch dem Auerbachsalto seinen Namen gab.
Das Strandbad, so wie man es heute kennt, entstand an der Westseite des Sees in den 1920er Jahren, als Freizeitort für im Wedding lebende Arbeiter:innen. Bis zu 10.000 Besucher:innen kamen damals am Tag, auch der Tarzan-Darsteller und mehrfache Olympiasieger Johnny Weissmüller soll hier seine Bahnen gezogen haben. Die 100-Meter-Bahn und der 10-Meter-Sprungturm überlebten jedoch den Zweiten Weltkrieg nicht.
Doch auch zu Mauerzeiten verlor das Bad nicht an Attraktivität. Statt nach Italien, Mallorca oder Griechenland zog es unzählige Familien in den Sommerferien auf das weitläufige, parkähnliche Gelände des Strandbads. So manche pochten im Laufe der Jahre sogar auf den immer gleichen Platz, hat uns Verhoeven schmunzelnd erzählt. Noch heute kommen Familienväter und -mütter von einst ins Strandbad und schwelgen in alten Zeiten.
In den 2000ern verlor das Strandbad ein wenig an Anziehungskraft. Verhoeven, der als gebürtiger Niederländer natürlich im Wohnwagen mit seiner Familie auf dem Gelände lebt, hat es geschafft, dass es jetzt innerhalb von vier Jahren zum am besten bewertetsten Strandbad Berlins geworden ist. Zum hundertjährigen Jubiläum 2025 will der 55-jährige das auch gebührend feiern - mit Bands, die unentgeltlich hier spielen und so vielleicht sogar freien Eintritt für den ganzen Sommer möglich machen. Auch ein Buch über die wechselvolle Geschichte soll es geben. Bis dahin ist noch viel zu tun: Das edukative Kinderdorf fertig bauen. Den Fahrradparkplatz vergrößern. Energie selbst erzeugen. Das denkmalgeschützte Gelände braucht vor allem Investitionen, Ideen und Detailarbeit. Verhoeven zieht sich die Chlorgesänge-Badekappe auf und reckt den Daumen nach oben. Mit seiner Energie wird er das wohl schaffen.
ACHTUNG - auch das soll nicht unerwähnt bleiben: Außerhalb des Strandbads ist das Schwimmen im Plötzensee verboten - auch wenn sich viele nicht daran halten. Der See liegt nämlich mitten im Landschaftsschutzgebiet, seine Ufer sind ein wertvolles Refugium für Wasservögel, Libellen, Amphibien und viele andere Tiere!
Jun 28, 202331:55
Folge 22: Schwimmbad voller Licht und Luft

Folge 22: Schwimmbad voller Licht und Luft

Diesmal haben wir zum ersten Mal einen Gast - und das ist kein geringerer als der Sprecher der Berliner Bäder-Betriebe, Matthias Oloew. Der kennt nicht nur alle Berliner Bäder, sondern auch die Geschichte des öffentlichen Bades in Deutschland, das hat der Historiker auch in seiner Doktorarbeit bewiesen. Und so erfahren wir viel von ihm über das Sommerbad am Insulaner, wo wir für diese Folge zu Gast sind. Das Insulaner war in den 20er Jahren das allererste öffentliche Sommerbad der Stadt, mitten in einem Park, und es führte sogar eine Laufbahn drumherum. Südend-Bad hieß das Sommerbad damals, denn den "Insulaner", den namensgebenden Trümmerberg, gab es noch nicht.
Ungefähr an gleicher Stelle wie das Südend-Bad - so ganz genau weiß man das nicht - wurde das Sommerbad "am Insulaner" in den 50er Jahren wieder aufgebaut. Und was böse Zungen immer wieder gern behaupten, ist tatsächlich wahr: Seitdem wurden die Gebäude zwar hier und dort ein bisschen renoviert - eine Grundsanierung allerdings gab es bislang nicht. Und so ist manchem ein wenig gruselig in den dunklen Umkleidekabinen und das Schild "Abort" lässt erahnen, dass hier keine High-Tech-Toiletten verbaut sind.
Dafür glitzert das Edelstahl-Schwimmbecken verführerisch in der Sonne und ein 5-Meter-Sprungturm lockt das abentuerlustige Publikum. Wir durften dann auch noch live eine Gefährder-Ansprache erleben - nach einer Massenschlägerei 2022 achtet man jetzt besonders darauf, dass hier alles friedlich bleibt.
Das ist es in diesem herrlichen parkähnlichen Bad wirklich. Nebenan steht nicht nur das Planetarium, sondern seit kurzem auch die Spielstätte der Shakespeare Company. Und dank Matthias Oloew wissen wir jetzt endlich, warum Freibäder gut für´s Klima sind und es in Berlin so viele Schwimmbäder gibt!
Jun 21, 202332:29
Folge 21: Schwimmbad aus Plaste

Folge 21: Schwimmbad aus Plaste

Wir starten unsere Sommerbäder-Tour! Und zwar ganz im Westen der Stadt, im Sommerbad Staaken-West. Bei unserem ersten Besuch im letzten Jahr dachten wir ja noch - okay - das ist jetzt wirklich schon fast Westdeutschland. Doch weit gefehlt: Das Schwimmbad ist aus dem Osten! Denn Staaken-West gehörte vor dem Mauerfall zur DDR (während Staaken-Ost zu West-Berlin gehörte ... eine komplizierte Geschichte!). Doch das ist nicht das Einzige, was an diesem Bad besonders ist. Denn während die Bäder der 1970er Jahre in der Regel gekachelt oder gefliest wurden - im Osten wie im Westen - war hier alles anders. Denn in der Nähe lag das VEB Plastverarbeitungswerk. Und so kam man auf die Idee, das Schwimmbecken mit aus Glasfaser gestärkten Polyesterharz-Platten auszukleiden (Danke für all die toll recherchierten Infos an https://www.schwimm-blog-berlin.de/2018/03/15/sommerbad-staaken-west-die-einmalige-geschichte-der-entstehung-eines-schwimmbads/) - also aus Kunststoff, eben: Plastik!!!
So entstand ein 25-Meter-Schwimmerbecken sowie ein kleines Nichtschwimmerbecken. Da es immer wieder an Geld mangelte, zog sich der Bau hin - am 01. August 1980 war dann Eröffnung. Heute sieht man nichts mehr von Plastik - stattdessen: glitzernder Edelstahl. Aber ansonsten ist es einfach herrlich hier. Eine wunderschöne Grünanlage, alles sehr freundlich - und es gibt sogar einen Extra-Bereich für Familien mit Kindern! Nur hinkommen ist schwierig, jedenfalls mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Parkplätze dagegen gibt es. Wenn auch nicht üppig.
Wir durften uns auch mal hinter den Kulissen umschauen - die einzige Bäder-Filter-Anlage, die noch von Hand betrieben wird! Die Menschen hier sind entspannt und freundlich. Anlass genug, um uns mal zu fragen - wer geht heute noch ins Freibad? Was hat sich da in den letzten Jahren verändert? Früher machten wir alle dort Urlaub - und heute? Doch lieber mit dem Flieger nach Malle als ans Schwimmbecken mit Grünanlage vor der Tür? Wir haben auf jeden Fall jede Minute genossen - und kommen wieder!
Jun 14, 202329:41
Folge 20: Sommer da, Halle zu?

Folge 20: Sommer da, Halle zu?

Es ist schon wunderbar, dass die Freibäder nach und nach alle wieder aufmachen! Allerdings - einer von uns fällt die Umstellung manchmal noch ganz schön schwer. So lange das Wasser noch recht kühl ist draußen, lockt dann doch mitunter die Halle - und dort wird man dann auch noch mit herrlich leeren Bahnen belohnt. Wie schön also, dass in Berlin, anders als in anderen Städten, eben nicht alle Hallen schließen, wenn die Freibäder aufmachen! Und im Kombibad Spandau Süd bleibt ohnehin fast den ganzen Sommer die Halle auf - weil das Freibad wegen Sanierung geschlossen bleiben muss!

Welche Hallen haben noch geöffnet? Welche vermissen wir jetzt schon? Und welche werden wir ganz lange nicht mehr betreten können? Darum geht es in dieser Folge. Und wir haben einen ganz großen Wunsch: Schickt uns Fotos von den Bädern, die ihr in diesem Sommer besucht: Egal ob zu Hause oder im Urlaub, Freibad oder Schwimmhalle - und verratet uns, was ihr an diesem Euren Bad ganz toll findet! Einfach senden an chlorgesaenge@web.de oder Instagram oder Facebook. Wir veröffentlichen sie dann! Wir freuen uns auf Post!


Jun 07, 202327:06