ZENdung (Ravensburg)
By Sven Precht
ZENdung (Ravensburg)May 12, 2022
! auf ZENdung ! (Da geht der Tathagata)
Du hast dich schon gerichtet. Wann geht es los? Ich finde es wunderbar, dass du so kurz entschlossen in die Türkei fliegst, um zu helfen. Das war immer dein Wunsch: etwas tun zu können. Zu helfen. Denn Not haben wir genug in dieser Welt. Jetzt endlich siehst du eine Möglichkeit. Ja, sicher, das Erdbeben ist vorbei - vorerst zumindest. Aber es gibt noch ausreichend zu tun. Was ich an Bildern in den Nachrichten gesehen habe, sind ganze Städte und Regionen zerstört. Die Häuser, die noch stehen, sind vermutlich nicht mehr bewohnbar. Und das in einer Region, die in den letzten Jahrzehnten von immer wieder neu aufflammenden Konflikten mehr als zerrüttet wurde.
! auf ZENdung ! (An jenem Nachmittag)
Ich erinnere mich an einen Nachmittag in einer Klausur. Wir saßen wieder mehrere Runden, und zwischendurch liefen wir hintereinander im Kreis - jeder war mit seinen oder ihren eigenen Gedanken und Prozessen beschäftigt. Ich wartete schon seit Tagen, dass meine Knie nicht mehr mitmachen würden, doch es lief erstaunlicherweise ohne größere Schmerzen. Ich hatte mich auf das Atmen verlegt, auf das Ausatmen und konnte über dieser Übung so weit entspannen, dass ich gut durch die langen Runden kam. Mein Körper war nicht das Problem. Auch meine Gedanken hatten sich etwas beruhigt, was mit der Zeit von alleine geschieht, wenn ich keine neuen Eindrücke von außen erhalte. In diesem Retreat waren die Eindrücke von außen begrenzt.
! auf ZENdung ! (Bodhisattva rettet alle Lebewesen)
Ich habe dir erzählt, dass wir uns regelmäßig treffen und gemeinsam Zen üben. Was ich dir aber noch nicht erzählt habe: Jedes Mal sprechen wir auch gemeinsam die Vier Großen Bodhisattva Gelöbnisse. Meist am Ende unserer Praxis. Für die anderen Teilnehmer ist das vermutlich nur eine Zugabe – ich weiß es nicht. Für mich aber ist es ein wesentlicher Moment. Das erste Gelöbnis lautet: „Die Lebewesen sind zahllos, wir geloben sie alle zu retten.“ Das ist schon eine ziemlich ambitionierte Aussage. Was meinst du? Die weiteren Gelöbnisse lauten: „Die Täuschungen sind endlos, wir geloben uns davon zu befreien.“ Und: „Die Lehren sind unendlich, wir geloben sie alle zu lernen.“ Schließlich: „Der Buddhaweg ist unvorstellbar, wir geloben ihn zu erlangen.“ Ich möchte dir meine Gedanken zu diesen bekenntnishaften Aussagen mitteilen. Denn für mich wurden sie mit den Jahren immer bedeutsamer. Als würde sich in diesen vier Sätzen meine ganze Ausrichtung und Übung verdichten.
! auf ZENdung ! (Ich gelobe, kein Leben zu nehmen)
Ich möchte heute über einen Aspekt der Zen-Praxis sprechen, der auf der einen Seite eine große Rolle zu spielen scheint, auf der anderen Seite aber ziemlich unterbelichtet ist: das Nehmen der Gelübde. Ich selbst habe nach einem halben Jahr formaler Zen-Praxis meine ersten fünf buddhistischen Gelübde genommen, zum Abschluss einer Wochenendklausur, ohne groß darüber nachzudenken, einfach weil es angeboten wurde und anzustehen schien, und zwei Jahre später nahm ich noch einmal die zehn Gelübde, was für meine Person erst mal ausreichend war. Denn natürlich geht es hier noch weiter: 16 Gelübde, 48 Gelübde etc. Doch ich muss sagen, dass ich mit den ersten fünf grundlegenden und den weiteren fünf Gelübden mehr als genug habe. Denn eines ist es, in einer feierlichen Zeremonie die Gelübde zu nehmen, ein anderes, diese Bekenntnisse in die eigene tägliche Praxis zu integrieren. Ich möchte heute über diesen Aspekt sprechen, denn meines Dafürhaltens ist das nicht nur ein äußerliches Ritual, sondern es betrifft tatsächlich den Kern meiner eigenen Praxis.
! auf ZENdung ! (Die eigenen Verblendungen)
Ein neues Jahr. Ich begehe den Jahreswechsel, indem ich keine neuen Vorsätze fasse. Ich nehme mir für dieses neue Jahr nichts Besonderes vor. Ich wünsche mir Frieden. Ich wünsche mir, dass wir nicht mehr diese Nachrichten hören und lesen müssen, dass in der Ukraine die Menschen sterben, weil ein anderes Land – weil das Regime eines anderen Landes glaubt zu militärischen Mitteln greifen zu müssen. Warum auch immer. Ich wünsche mir und den Menschen in der Ukraine, dass diese Raketenbeschüsse aufhören. Dass die Menschen auf der anderen Seite der Frontlinie zur Vernunft kommen mögen. Ja, ich glaube an die menschliche Vernunft – ein unmittelbarer Ausläufer des universalen Mitgefühls. Ich wünsche mir, dass sich auch die russischen Menschen von dem Joch der jahrzehntelangen Autokratie befreien möchten. Auf der einen Seite weiß ich, dass es kein wirklich realistischer Wunsch ist. Es gibt immer noch zu viele Kriegstreiber und Kriegsbefürworter in Moskau und St. Petersburg. Auf der anderen Seite gibt es aber auch keine wirkliche Alternative zu diesem Wunsch. Ich glaube fest daran, dass die Menschen im tiefsten Inneren ihres Wesens keinen Krieg wollen. Ich glaube daran, dass Kriege den Menschen immer aufgezwungen werden.
! auf ZENdung ! (Samuel - eine Weihnachtsgeschichte)
Sie hatten ihn früher immer nur Sam genannt. Als er noch einer von ihnen war. Sozusagen. Als er noch zur Clique gehörte und nicht so kompliziert war. Sie hatten ein feines Leben, trafen sich häufig nach Feierabend, um gemeinsam miteinander abzuhängen. Sie unternahmen Ausflüge und Kneipentouren, spielten Dart und Billard oder gingen Bowlen. Oder sie besuchten ein Fußballspiel. Sie waren im Grunde ziemlich normale Kumpels, und Sam gehörte dazu, war einer von ihnen, teilte ihre Ansichten, zumindest weitgehend, dachte, was die Anderen eben auch so dachten, denn sie tauschten sich natürlich aus, wenn sie beisammen waren. Sie waren eine feste Gemeinschaft. So schien es. Aber was war geschehen?
! auf ZENdung ! (Der jetzige Augenblick)
Zen ist ganz einfach: Du setzt dich aufrecht hin, kommst zur Ruhe und legst deine ganze Aufmerksamkeit in den jetzigen Augenblick. Fertig! Also, wo kannst du dich zur Prüfung für den Titel "Zen-Meister" anmelden? - Das ist kein Witz. Es ist tatsächlich so einfach. Allerdings hat die Sache einen Haken: Du bist vielleicht in der Lage, eine komplizierte Aufgabe zu lösen. Vielleicht kannst du auf einem Hochseil balancieren. Oder bist in der höheren Mathematik bewandert. Vielleicht sprichst du mehrere Fremdsprachen und hast einen Doktor in Politikwissenschaften. Das heißt, du bist vermutlich hoch begabt und brillant und außergewöhnlich klug. Allein das nützt dir überhaupt nichts. Du kannst nur die schwierigen, die komplizierten Dinge. Je einfacher die Aufgaben werden, in umso größere Schwierigkeiten gerätst du. Das ist fast schon ein Naturgesetz. Wenn du einfach nur dasitzen und im Sein verharren sollst, ohne etwas zu tun: Dann haut es dir mental die Sicherung durch. Du hast keine Chance. Du brauchst eine praktische Aufgabe, eine möglichst schwierige Aufgabe, sonst drehst du nicht nur durch - du scheiterst geradezu. Bist du also doch nicht so begabt? Stellt sich am Ende heraus, dass du - gerade du - dich nicht eignest für diese wunderbar cool anmutende Übung des Zen? Ach herrje. Jetzt setz dich erst mal hin. Komm zur Ruhe. Du hast ja schon Flecken im Gesicht. Und hyperventilierst.
! auf ZENdung ! (Von der eigenen Beschränktheit)
Was macht die Zen-Praxis aus? Ich meine, wenn ich diese Praxis mit anderen Praktiken vergleiche? Gute Frage? Nein. Das ist mitnichten eine gute Frage. Denn warum sollte ich Vergleiche anstellen? Welche Praxis ist besser und welche Praxis ist nicht so gut? Das sind laienhafte Fragen. Das sind die Fragen eines Menschen, der noch nicht zu praktizieren begonnen hat. Wenn ich mich auf diese Übung erst einmal eingelassen habe, dann gibt es nichts anderes mehr. Doch ich könnte auch eine andere Übung machen. Ich kenne mich mit der christlichen Spiritualität nicht so gut aus. Das gebe ich zu. Ich habe dies und jenes gelesen und gehört, doch ich war niemals in einem christlichen Kloster, um Exerzitien oder dergleichen zu praktizieren. Ich möchte nur sagen: Wenn ich mich auf eine andere Übung aus einer andere Tradition einlasse, dann gibt es auch nur diese eine Übung. Und ich muss diese eine Übung bis zum Ende gehen. Was immer das Ende sein mag. Und eben das ist Zen. Die Zen-Praxis ist an keine Konfession gebunden. Wenn ich einen bestimmten Weg einschlage und bis zum Ende, bis zum letzten Ende gehe, dann übe ich Zen. Ich kann einen buddhistischen, einen hinduistischen, einen jüdischen, christlichen oder islamischen Weg gehen. Die Formen sind unterschiedlich. Die zugrunde liegenden Texte verwenden jeweils eine eigene Sprache mit eigenen Begriffen. Das macht in der letzten Konsequenz aber keinen Unterschied. Ich möchte nicht die anderen Traditionen für die Zen-Praxis vereinnahmen. Das interessiert mich auch gar nicht. Ich möchte nur auf einen einzigen Punkt hinaus: Wenn ich meine Übung, welche es auch immer sein mag, bis zum letzten, bis zum bitteren oder heiteren Ende gehe, dann beschreite ich den Zen-Pfad. Zen ist nichts anderes, als meine jeweilige Übung bis zur letzten Konsequenz durchzuführen. Das Ergebnis, falls ich denn ein Ergebnis erlangen werde - das Ergebnis wird in jedem Fall mein Ergebnis, mein persönliches und zugleich universales Ergebnis sein. Warum das so ist? Weil ich ein Mensch bin. Weil sich die großen religiösen und philosophisch-religiösen Strömungen letzten Endes mit unserem Menschsein in dieser Welt auseinandersetzen. Jede dieser Strömungen auf die eine oder andere Weise.
! auf ZENdung ! (So denkt er)
Er öffnet die Haustür und tritt auf die Straße. Endlich hat es aufgehört zu regnen. So denkt er. Die Sonne bricht durch die Wolken und füllt den Raum mit einem gleißenden Licht. Es blendet. Er atmet tief ein und hält die Luft für ein paar Sekunden in seinen Lungen. Das fühlt sich erfrischend an. Die frische Luft. So denkt er. Der Weg vor seinem Haus führt am Fluss entlang. Er biegt nach links und geht flussabwärts an einer links liegenden Gartenkolonie vorbei. Rechts der Fluss. Er liebt es, am Wasser entlang zu gehen. An fließendem Wasser. So denkt er. Der Fluss ist zu beiden Seiten von Büschen und sich über das Wasser neigenden Bäumen gesäumt. Er hat sogar mal einen Biber auf der anderen Flussseite gesehen. Das Tier hatte sich einen Bau um das Wurzelwerk eines der Bäume gebaut. Er hat Fotos gemacht und seiner Frau gezeigt. Biber zeigen sich selten in der Gegend. Ein paar Tage später berichtete die örtliche Zeitung von einem Biber, der in der Stadtmitte gesichtet worden war. Das Tier war vermutlich auf Nahrungssuche gewesen. So denkt er
! auf ZENdung ! (Mein Geist - was ist der Geist?)
Es geht nicht um Gefühle. Es geht nicht um Empfindungen. Wenn ich still sitze und allmählich zur Ruhe komme, dann betrachte ich mich, meinen Körper, meine Empfindungen, meine Gedanken und Erinnerungen, meinen Geist. Ich betrachte meinen oder den Geist. Worin genau besteht der Unterschied? Und was mache ich, wenn ich meinen Geist betrachte?
! auf ZENdung ! (Vom tätigen Leben)
Wenn ich immer nur sitzen und meditieren würde, dann könnte ich nicht einmal meditieren.
! auf ZENdung ! (Lob der Sangha)
Mit anderen gemeinsam praktizieren. Das ist eine besondere Erfahrung. Die Sangha - die Gemeinschaft der Anderen - hat einen besonderen Stellenwert. Denn es sind die Anderen, von denen wir am meisten lernen können. Das bloße Dasein eines anderen Menschen, seine Gegenwart, lässt mich erfahren, was es heißt, Mensch zu sein, mit anderen zu sein.
! auf ZENdung ! (Ohne Vorlieben und ohne Abneigungen)
Das Herz der Zen-Praxis. Das Herz meiner Zen-Praxis. Und das Lehrgedicht von Seng-tsan.
! auf ZENdung ! (Das atmende Sein II)
Ich sitze und atme.
! auf ZENdung ! (Jahreszeiten)
Das einfache Leben oder der Rhythmus der Jahreszeiten. Betrachtungen im Geiste des Zen.
! auf ZENdung ! (Wenn alle meditieren würden)
Wenn alle meditieren würden ... Das ist unrealistisch. Dennoch macht diese Frage Sinn. Aber was bedeutet "meditieren"? Angesichts der Probleme unserer Zeit?
! auf ZENdung ! (Sehnsucht nach Normalität)
! on ZENdung ! (Buddha-Weg heute)
Ich habe eine ambivalente Haltung den großen Traditionen gegenüber. Ich lebe in der Gegenwart - in dieser Zeit. Und meine geistige Heimat ist auch wieder von keiner Zeit - also zeitlos. Meine Beschäftigung mit den großen Lehrern - Buddha auf der einen Seite und Jesus auf der anderen Seite - führte mich dazu, mich ganz auf meine eigene Praxis zu besinnen. Ich praktiziere nicht für mich selbst. Ich suche, ein gutes Leben zu finden und zu führen. Letztlich zum Wohle aller fühlenden Wesen. Das ist für mich der Punkt.
! on ZENdung ! In den Morgenstunden
In den Morgenstunden lerne ich Frieden.
! on ZENdung ! (In der Wüste)
In der Wüste hilft nur Vertrauen.
! on ZENdung ! (Der kleine Tod)
Im Zen müssen wir den kleinen Tod sterben, um das große Leben erlangen zu können. Was bedeutet das?
! on ZENdung ! (Loslassen)
Das Loslassen ist eine der anspruchsvollsten Tätigkeiten. Das Loslassen erfordert aber Vorbereitung - eine jahre- oder jahrzehntelange Übung.
! on ZENdung ! (Alleine)
Meine Erfahrungen an einem Sonntag alleine im Meditationsraum.
! on ZENdung ! (Der eigene Körper)
Ich bin nicht mein Körper hier und mein Geist dort. Diese Unterscheidung entspricht nicht der Wirklichkeit - nicht meiner eigenen Erfahrung.
! on ZENdung ! (Tradition)
Du stehst immer schon in einer Tradition. Es kommt darauf an, diese Tradition bewusst zu erkennen und zu vertiefen.
! on ZENdung ! (Schweigen)
Schweigen setzt Lauschen voraus. Und umgekehrt: Lauschen setzt Schweigen voraus.
! on ZENdung ! (Stille Erleuchtung)
Was ist Erleuchtung. Ein kleines Experiment.
! on ZENdung ! (Das Einfache)
Eine tiefe Verbeugung vor dem Alten Lehrer aus China.
! on ZENdung ! (Dieser Tag)
"Jeder Tag ist ein guter Taq"
! on ZENdung ! (Der innere Mensch)
! on ZENdung ! (So ist es)
Die einfache Zen-Übung und ihre politische Relevanz
! on ZENdung ! (Über den Frieden)
Das ist eine Meditation über den Frieden und für den Frieden. Die Musik stammt von Natalie Haas (Komposition und Cello).
! auf ZENdung ! (Der einsame Präsident)
Macht macht einsam. Einsamkeit schafft Angst. Angst generiert Gewalt. Gewalt zementiert die Verhältnisse und kündigt gleichzeitig den Wandel an. Das Ende der Macht.
! on ZENdung ! (Krieg und Frieden)
Krieg und Frieden. Für die tapferen Ukrainer !!!
! on ZENdung ! (Fallen lassen)
Ich schlage das Chugpi, und wir sitzen in Stille.
! on ZENdung ! (Waldspaziergang)
Was ich auf einem meiner Spaziergänge fand. Unglaublich.
! on ZENdung ! (Der Einzelne)
! on ZENdung ! (Buddha 04)
! on ZENdung ! (Buddha 05)
! on ZENdung ! (Homeoffice)
Leben im Homeoffice. Das Internet. Mit der ganzen Welt verbunden. Immer nur einen Klick entfernt. Und das soll es gewesen sein? Alles online? Im Ernst?
! on ZENdung ! (Buddha 03)
! on ZENdung ! (Buddha 02)
! on ZENdung ! (Buddha 01)
! on ZENdung ! (Leben und Form)
! on ZENdung ! (Zuhören)
! on ZENdung ! (Licht der Welt)
Eine Weihnachtsgeschichte.
! on ZENdung ! (Über das Denken)
Die Übersetzung des zitierten Cula Malunka Sutta stammt aus einer Publikation der "Deutsch-Buddhistischen Humanitären Vereinigung e.V." in Darmstadt.
! on ZENdung ! (Franz - eine Begegnung)
Er winkte mich zu sich in seinen Garten. Wir saßen für über vier Stunden zusammen. Und sprachen.
Denken und Geist
Mein Geist ist ein ambivalentes Werkzeug.
! on ZENdung ! (Vertrauen)
"I trust in life." - "Ich vertraue in das Leben."